Strahlenonkologe: Nahtoderfahrungen – der „vielleicht wichtigste Beleg“ für das Leben nach dem Tod

„Was sie erlebten, war die Realität – aber eine andere Realität, als wir sie kennen.“ Ein Arzt über seine Erkenntnisse aus der Forschung von über 4.000 Fällen von Nahtoderfahrungen.
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Nahtoderfahrungen sind häufig bei Menschen, die wieder aus dem Zustand des klinischen Todes zurückgebracht wurden.Foto: iStock
Von 23. April 2023

Manche sprachen von Licht, Liebe und dem großen Jenseits. Andere konnten zusehen, wie ihr eigener Körper wiederbelebt wird. Diese und ähnliche Erfahrungen hören Ärzte und Rettungskräfte immer häufiger, seitdem die Technik der Herz-Lungen-Wiederbelebung in den 1960er-Jahren eingeführt wurde.

Dr. Jeffery Long, spezialisierter Arzt für Strahlenonkologie, stieß in den 1990er-Jahren erstmals auf das Phänomen der Nahtoderfahrung. „Ganz zufällig“ fand er einen Artikel darüber in einer medizinischen Fachzeitschrift, erzählte er in einem Interview mit der Epoch Times. Er hatte zuvor noch nie davon gehört. Der Titel machte ihn neugierig, „denn wie kann man nicht fasziniert sein, wenn es um die Frage geht, was nach dem Tod passiert“.

Kurz darauf begann er selbst, das Thema zu erforschen. Long befragte dazu Tausende Menschen mit Nahtoderfahrungen. Auf die Frage, ob diese Menschen ihre Erfahrung in irgendeiner Weise als Traum beschreiben würden, kam durchweg die Antwort zurück: „Nein! Auf keinen Fall, meine Nahtoderfahrung war kein Traum, absolut nicht.“ Für den Onkologen war das die „peinlichste Frage“, die er als Forscher je gestellt hatte.

„Eine andere Realität“

Es gebe einen entscheidenden Unterschied zwischen Träumen und „wahren“ Erlebnissen: Während Träume hin- und herspringen und bis zu einem gewissen Grad verworren sind, berichteten die Befragten von „Erfahrungen bei vollem Bewusstsein“. Sie waren in einem „außerordentlich wachen und aufmerksamen Zustand“, wobei die Erlebnisse geordnet verliefen, erklärte der Arzt weiter. Was sie erlebten, war real, „aber eine andere Realität, als wir sie kennen“.

Long gründete im Jahr 1998 die Near Death Experience Forschungsgemeinschaft (NDERF) und hat seitdem über 4.000 Fälle von Nahtoderfahrungen gesammelt. Diese haben für ihn ein besonderes Gewicht bei der Frage, ob es ein Leben nach dem Tod gibt.

Beweise hierfür legten bereits verschiedene wissenschaftliche Studien vor, schreibt Long in einem Artikel zu seiner Forschungsarbeit. Der „vielleicht wichtigste Beleg“ für das Leben nach dem Tod stammt seiner Ansicht nach von Menschen mit Nahtoderfahrungen.

Begegnung mit Gott?

Die NDERF definiert eine Nahtoderfahrung als „eine klare Erfahrung, die mit einem wahrgenommenen Bewusstsein außerhalb des Körpers verbunden ist“. Diese trete zum Zeitpunkt des tatsächlichen oder drohenden Todes auf.

Die Umfrage des NDERF-Forscherteams wurde bereits viermal in großem Umfang durchgeführt und immer wieder aktualisiert. Inzwischen gibt es sie in mehr als 30 Sprachen. Im Laufe der Zeit haben die Forscher mehr „spirituelle“ Fragen hinzugefügt und sie an die Erlebnisse der Befragten angepasst. Long zufolge berichteten Menschen mit Nahtoderfahrung häufig von Begegnungen mit Gott und von einem Gefühl der Einheit und Liebe.

Zu seinem Erstaunen stellte der Forscher eine Beobachtung fest: Egal, wie alt die Befragten waren, wo auf der Erde sie lebten und was ihr Glaube war, ihre Beschreibungen von Gott waren auffallend ähnlich.

So hätten Menschen mit Nahtoderfahrungen Gott immer wieder als liebevoll, fürsorglich und nicht beurteilend beschrieben. Sie sagten außerdem, dass „kein irdisches Wort die überwältigende Liebe, Verbindung, Majestät und das Wissen dieses Wesens beschreiben könnte“, zitierte Long aus den Forschungsergebnissen.

Die Befragten sprachen auch von einem sehr starken Gefühl der Akzeptanz sowie von einem überwältigenden Wissen – das Wissen, dass Gott eine Schöpfer-Rolle habe. Meist wird Gott auch als „Licht des Lichtes“ gesehen, das anders war als alles, was sie in ihrem bisherigen irdischen Leben erlebt hätten.

Positive Veränderung nach „höllischer Erfahrung“

In einigen Fällen war auch von „höllischen“ Erfahrungen die Rede, erzählte Long der Epoch Times. Diese würden mit einem teuflischen Ereignis beginnen und schließlich mit einer himmlischen Erfahrung enden. Interessanterweise sagten diese Befragten, dass sie genau dieses Erlebnis gebraucht hatten.

Die Begründung hieße oft: „Ich hatte Probleme in meinem Leben, bei denen ich einen Tritt in den Hintern brauchte“, zitierte der Forscher die Teilnehmer der Umfrage. Diese Menschen empfanden in ihrem Leben Schuldgefühle, Wut und Groll. Nachdem sie diese „höllische“ Erfahrung gemacht hätten, seien bedeutende positive Veränderungen in ihrem Leben eingetreten.

Forscher haben beobachtet, dass Menschen ihr Leben nach einem Nahtoderlebnis in der Regel grundlegend verändern würden. Es ließen sich gar typische Veränderungsmuster feststellen, die als „Nacheffekt“ bezeichnet werden.

„Ein Stück Himmel“ mitgenommen

Long führte hierzu einige Beispiele auf: Die Menschen werden liebevoller, weniger materialistisch und interessieren sich mehr für spirituelle Werte. Außerdem glauben sie nach ihrer Nahtoderfahrung stärker an Gott und an ein Leben nach dem Tod.

Die Lebensveränderungen könnten sich aber auch dahingehend zeigen, dass diese Menschen eine unglückliche Beziehung beenden oder ihren Arbeitsplatz wechseln und sich sozialen sowie heilenden Berufen zuwenden. Im Durchschnitt dauerte es bis zu sieben Jahre, bis eine Person die Veränderungen in ihr Leben integrieren konnte.

„Sie bringen ein Stück Himmel, den sie gesehen haben, zurück in ihr irdisches Leben“, sagte Long dazu.

Auch er selbst habe große Veränderungen bei sich bemerkt. Die Forschungsarbeit habe einen großen Einfluss auf sein Leben. „Am Anfang war ich, wenn man so will, ein Skeptiker“, so der Mediziner über sich selbst. Er sei ein Mensch, der nur glaubt, was er sieht. Als Arzt treffe er seine Entscheidungen auf Grundlagen solider Beweise. Und so sei auch sein Verständnis des Lebens.

Sein Vater war Lehrstuhlinhaber für Pharmakologie an der Universität von Iowa, USA. Die Familie war „sehr wissenschaftsorientiert“, so Long. Sie diskutierten oft beim Abendessen über Forschungen und fragten bei allen Themen nach Beweisen.

Glaube an Gott stützt sich auf „einen Berg von Beweisen“

„Wir hatten auch eine religiöse Seite“, fügte der Arzt hinzu. Aber letztendlich herrscht in seiner Familie der starke Glaube an die Wissenschaft. Sie sei „ein sehr wichtiges Werkzeug, um die Realität dieser Welt zu verstehen“. Dieses Werkzeug helfe ihm, Nahtoderfahrungen zu analysieren und Fragen über das Leben nach dem Tod sowie die Existenz Gottes von wissenschaftlichem Standpunkt aus zu beleuchten.

Heute stütze sich sein Bekenntnis zu Gott sowohl auf den christlichen Glauben als auch auf „einen Berg von Beweisen“, so Long. Diese Beweise wären sogar stärker als die, die für viele medizinische Entscheidungen herangezogen werden.

Bei seinen vielen Vorträgen über Nahtoderfahrungen stellte er beeindruckt fest, dass viele Mediziner sehr offen gegenüber diesem Thema seien. „Ärzte verstehen das. Sie verstehen, dass, wenn man bewusstlos oder klinisch tot ist und dann zurückkommt, […] es keine klare, organisierte Zeiterfahrung während der Bewusstlosigkeit oder des Komas geben kann. Es sei denn, sie hatten eine Nahtoderfahrung.“ Immer mehr Menschen wissen heute, was Nahtoderfahrungen sind, und sprechen mit ihren Ärzten darüber.

Dr. Jeffrey Long ist überzeugt: Mit zunehmendem Verständnis für dieses Phänomen wird die Forschung auch immer interessanter. Es gebe aber noch viele offene Fragen. Bewusstsein, Gott, das Leben nach dem Tod – das seien Themen, die die Menschheit während ihrer gesamten Existenz immer wieder beschäftigt.

Dr. Jeffery Long, Gründer der Near Death Experience Research Foundation (NDERF). Foto: NTD

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: Touching the Afterlife: Near-Death Experiences Point to Expanded Reality (redaktionelle Bearbeitung dl)



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