Gender-Schreck auf Europatour: „Den Männern wird eingeredet, dass sie sich für ihre Erfolge schuldig fühlen müssen“
Der Psychologie-Professor an der Universität von Toronto, Jordan Peterson (56), wurde vor einem Jahr zur Symbolfigur für den Kampf gegen den autoritären Liberalismus der Regierung unter Premierminister Justin Trudeau in Kanada. Er protestierte gegen ein Gesetz, das die Bevölkerung unter Androhung von Sanktionen bis hin zu Gefängnisstrafen dazu zwingen sollte, Menschen mit den von ihnen bevorzugten Personalpronomina anzureden. Lieber würde er ins Gefängnis gehen, als sich dieser linksradikalen Ideologie zu unterwerfen, erklärte Peterson damals.
Mittlerweile ist Peterson aber auch für seine Vorlesungen und seine Ratgeberliteratur bekannt. Auf YouTube haben seine Vorträge bereits ein Millionenpublikum erreicht. Sein in den USA zum Bestseller avanciertes Buch „12 Rules for Life – Ordnung und Struktur in einer chaotischen Welt“ ist mittlerweile auch auf Deutsch erschienen.
Das und seine derzeitige Europatournee waren für die „Aargauer Zeitung“ Grund genug, ihn zu einem ausführlichen Interview zu bitten. Gleich zu Beginn solidarisiert Peterson sich mit der Aussage von US-Präsident Donald Trump, der gemeint hatte, die jetzige Zeit sei für junge Männer eine „beängstigende“:
„Daran besteht kein Zweifel. Wir wurden davon überzeugt, dass in westlichen Ländern ein tyrannisches Patriarchat herrscht. Männern wird eingeredet, dass sie sich für ihre Erfolge schuldig fühlen müssen. Es herrscht die Vorstellung, dass Männer nicht wegen ihrer Kompetenz erfolgreich sind, sondern wegen der Macht des Patriarchats. Was für ein Unsinn! Wer in seinem Job aufsteigt, hat das seinen Fähigkeiten zu verdanken.“
„Studierende werden wie in einem Kult indoktriniert“
Es werde immer Gruppen geben, die einen Vorteil haben. Doch das habe nichts mit sogenannten weißen Privilegien zu tun. Privilegien seien kulturell bedingt und hätten nicht primär mit der Nationalität, Rasse oder dem Geschlecht zu tun. Alle Menschen sollten die gleichen Chancen haben, betont Peterson. Das bedeute aber nicht, dass alle gleich erfolgreich sein müssten.
Besonders scharfe Kritik übte Peterson an den Universitäten, die er als geschützte Werkstätten für kulturelle Marxisten schildert – und die nicht nur die Leistungsstandards drastisch gesenkt hätten, sondern in ihrer ideologischen Verblendung auch totalitären Zuständen Vorschub leisteten:
„Schuld sind die Hochschulen. Sie haben in den Geistes- und Sozialwissenschaften und insbesondere den Gender Studies eine radikal linke Politik installiert, die kaum mehr etwas mit Wissenschaft zu tun hat. Die akademischen Standards wurden gesenkt, die Ideologie hat überhandgenommen. Studierende werden wie in einem Kult indoktriniert.“
Unter dem Deckmantel des Mitgefühls wollten die Verantwortlichen Menschen diktieren, wie sie zu denken und zu sprechen hätten:
„Die Aktivisten führen Toleranz und Mitgefühl an, um ihre eigene Politik und Interessen durchzusetzen. Oft steckt aber bloß Neid oder Feindseligkeit dahinter. In Kanada wollte die Regierung unter dem Deckmantel des Mitgefühls Menschen gesetzlich vorschreiben, wie sie Transsexuelle ansprechen müssen. Dabei haben mir viele Transsexuelle geschrieben, dass sie davon nichts halten. Eine gesetzliche Verankerung geht zu weit. Das beschneidet die Redefreiheit. Dagegen habe ich mich gewehrt. Und was ist passiert? Ich wurde von der linken Seite mit Schimpf und Schande überschüttet.“
Gender Pay Gap ist eine Legende
Wenn es so weitergeht, werde es zumindest in 15 Jahren gar keine Männer mehr in den Geistes- und Sozialwissenschaften geben. Es stelle sich die Frage, warum sich Männer freiwillig anhören sollten, dass ihre Ziele und Träume falsch seien und sie stattdessen Frauen unterdrückten.
Die Lohnschere, den sogenannten Gender Pay Gap, hält Peterson für einen Mythos, wie er auch im Interview deutlich macht. Frauen in naturwissenschaftlichen oder technischen Berufen hätten sogar bessere Aussichten als Männer.
„Dass Frauen in westlichen Ländern weniger verdienen, liegt nicht an ihrem Geschlecht. Die Daten aus der Forschung sind diesbezüglich eindeutig. Viele vergessen, dass unterschiedliche Interessen zwischen den Geschlechtern einen entscheidenden Beitrag zur Lohndifferenz leisten.“
Frauen gingen – völlig freiwillig und allen Gleichstellungsprogrammen zum Trotz – lieber Berufen nach, in denen soziale Kontakte wichtig seien, während Männer technische Jobs wählten. Das zeige, dass der biologische Aspekt stärker sei als der soziologische.
Auch dort, wo tatsächlich die Einkommen von Frauen im gleichen Beruf niedriger seien als die von Männern, sei nicht eine wie auch immer geartete „Diskriminierung“ der Betroffenen durch das „Patriarchat“ dafür verantwortlich:
„Das hat verschiedene Gründe. Ein Punkt ist die Verträglichkeit. Frauen suchen weniger den Konflikt, geben sich bei Lohnverhandlungen oft schneller zufrieden. Hinzu kommt, in welchem Pensum man arbeitet, wie gefährlich der Beruf ist und ob man bereit ist, außerhalb der Bürozeiten zu arbeiten. Ich könnte zehn weitere Punkte aufzählen. Frauen, die keine Mütter sind, verdienen oft mehr als Männer. Ich würde also nicht von einer Kluft zwischen den Geschlechtern sprechen, sondern von einer Mutterkluft. Aber Feministinnen bestehen darauf, dass das Geschlecht der einzige Grund für den Lohnunterschied ist. Das ist wissenschaftlich nicht korrekt.“
„Antwort auf Leid ist Sinn“
Peterson weist auch auf Langzeitstudien von Forschern hin, die herausgefunden haben, dass Frauen in den 1950er und 1960er Jahre glücklicher gewesen seien als heute. Feministinnen bestreiten dies vehement. Auch die „Aargauer Zeitung“ meint, viele hätten nicht ehrlich geantwortet. Peterson beharrt darauf, dass es keine Anzeichen für die gegenteilige Annahme gäbe:
„Es wäre falsch zu glauben, dass Menschen, die mehr Möglichkeiten haben, automatisch glücklicher sind. Konsumentenstudien zeigen doch: Je mehr Auswahl man hat, desto unsicherer kann man werden.“
Ob etwas erstrebenswert sei oder ob etwas glücklich mache, seien zwei komplett unterschiedliche Dinge. Glück sei auch nicht das Gegenteil von Leid. Es sei vielmehr ein sinnloses Ziel, weil sich Glücksgefühle nicht steuern ließen:
„Die Antwort auf Leid ist Bedeutung. Und Bedeutung finden viele Menschen, wenn sie Verantwortung übernehmen. Für sich selbst, die Familie, die Gemeinschaft. Es geht darum, seinem Leben Sinn zu geben. Das erkenne ich auch bei meinen Liveauftritten. Immer wenn ich über den Sinn im Leben spreche, wird es totenstill und jeder hört gebannt zu.“
Wer ein Warum zum Leben habe, so zitiert der kanadische Universitätslehrer den deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche, vertrage fast jedes Wie.
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