Buddha im antiken Griechenland – Austausch in Kunst und Glaube

Auf den ersten Blick haben die antiken Griechen mit ihrem Glauben an Zeus und Co. wenig mit dem Buddhismus gemeinsam. Ein zweiter Blick offenbart einen tiefgreifenden gegenseitigen Einfluss, der sich auch in den Statuen von Buddha widerspiegelt.
Buddha im antiken Griechenland
Auf den ersten Blick haben die antiken Griechen mit ihrem Glauben an Zeus und Co. wenig mit dem Buddhismus gemeinsam, aber auf den zweiten.Foto: ts/Epoch Times, iStock
Von 20. Juni 2023

Ende April haben Archäologen in der altägyptischen Hafenstadt Berenike an der Küste des Roten Meeres eine 1.900 Jahre alte Buddha-Statue entdeckt. Sie zeigt Siddhartha Gautama (auch Buddha oder Buddha Shakyamuni genannt), Begründer des buddhistischen Glaubens, der vor rund 2.550 Jahren in Südasien lebte. Als Prinz geboren, verzichtete er später auf seinen weltlichen Reichtum und strebte nach Erleuchtung. Für viele Menschen wurde Buddha zum Vorbild und sie schlossen sich seiner Lebenseinstellung an – bis sich die von ihm gegründete Religion allmählich über die ganze Welt verbreitete.

Die kürzlich entdeckte Statue stammt aus der Zeit zwischen 90 und 140 nach Christus, erklärt Steven Sidebotham, Geschichtsprofessor an der Universität von Delaware (USA), gegenüber „Live Science“. Die 71 Zentimeter hohe Statue zeigt den Buddha stehend, in der linken Hand hält er Teile seines Gewandes. Hinter ihm ist ein Heiligenschein zu sehen, aus dem das Sonnenlicht nach unten strahlt.

Buddha-Statue aus Berenike, Ägypten

Buddha-Statue aus Berenike (Ägypten). Foto: Ägyptisches Ministerium für Tourismus und Antiquitäten

Die Statue stammt aus einer Zeit, als das Römische Reich Ägypten kontrollierte. In dieser Zeit scheint es einen regen Handel zwischen dem Mittelmeerraum und Asien gegeben zu haben. Über Schiffe gelangten wertvolle Objekte wie Elfenbein, Gewürze und Textilien nach Ägypten.

Die Buddha-Statue ist dagegen möglicherweise vor Ort von Menschen mit asiatischen Wurzeln hergestellt worden, wie Schriftquellen vermuten lassen.

Alexander der Große knüpfte Kontakte

Auch bis auf die andere Seite des Mittelmeeres, genauer gesagt nach Griechenland, reichte der Kontakt mit dem buddhistischen Glauben. Obwohl die antiken Griechen und Buddhisten auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, hatten das antike griechische Denken und die Ästhetik tatsächlich einen großen Einfluss auf die östliche Religion. Gleichzeitig beeinflusste die asiatische Lebenseinstellung wiederum die griechische Philosophie.

Begonnen hat dies vermutlich im Indus-Tal mit der Invasion durch Alexander den Großen im Jahr 357 vor Christus und dem Bau zahlreicher griechischer Städte in ganz Zentral- und Westasien. Ab dieser Zeit hatten das griechische Denken und der Buddhismus viele Gelegenheiten zur gemeinsamen Interaktion. Das Ergebnis aus diesem Kontakt ist eine kulturelle und religiöse Mischung aus griechischen und buddhistischen Elementen im Gebiet des heutigen Afghanistan und Pakistan. In der Forschung wird dieser gegenseitige Einfluss als Greco-Buddhismus bezeichnet.

Statue von Alexander dem Großen. Foto: iStock

Besonders spürbar wird der buddhistische Einfluss in der griechischen Philosophie. Aufgrund der engen Verbindungen zwischen dem Mittelmeerstaat und dem Osten konnten zahlreiche griechische Philosophen nach Asien gelangen. So reisten Männer wie Pyrrho, Anaxarchus und Onesicritus mit Alexander dem Großen nach Indien, wo sie auf Asketen oder Eremiten trafen. Diese führten einen völlig anderen, teils gegensätzlichen Lebensstil.

Nach seiner Rückkehr nach Griechenland gründete Pyrrho die philosophische Schule des Pyrrhonismus, die sich auf Zweifel und Skepsis konzentrierte. Viele Gelehrte glauben, dass Pyrrho bei der Entwicklung seiner philosophischen Überzeugungen von den indischen Asketen inspiriert wurde. Außerdem erwähnt der antike Philosoph in seinen Werken ausdrücklich den Buddhismus und erläuterte sogar die drei Daseinsmerkmale, einen wesentlichen Lehrsatz des Buddhismus.

Buddha-Statuen nach griechischem Vorbild

Als die Anhänger von Buddha Shakyamuni den Erleuchteten zum ersten Mal bildlich darstellten, wandten sie sich an die griechische Kunst. Diese kannten sie bereits durch Alexander den Großen, der diese mit nach Asien gebracht hatte. Besonders die Gläubigen aus der antiken Region Gandhara (heute an der Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan gelegen) nahmen die griechischen Statuen als Vorbild für ihre aufblühende buddhistische Kunst.

Die Statuengruppe zeigt die Leiche von Patroklos, die von Menelaos geborgen wird – Szene aus dem Trojanischen Krieg. Foto: iStock

So kopierten sie die naturgetreue Darstellung aus der griechischen Bildhauerei und schufen ihre Figuren ebenfalls im naturalen Stil. Als Unterschied zum Griechischen statteten sie ihre Skulpturen zusätzlich mit einem göttlichen Pathos (einem Heiligenschein) aus, den es in Griechenland so bis dahin nicht gab.

Buddha-Statue aus Gandhara

Eine ein Meter hohe Statue von einem stehenden Buddha aus Gandhara, 1. bis 2. Jh. nach Christus, Nationalmuseum Tokio. Foto: Public domain

Außerdem zeigen klassische hellenistische Statuen aus Griechenland häufig starke Emotionen auf und sparen nicht mit der Darstellung von Nacktheit. Diese Darstellungsform wurde von den buddhistischen Bildhauern nicht eins zu eins übernommen.

Die emotionale Statuengruppe zeigt Laokoon und seine beiden Söhne im Todeskampf mit einer Schlange. Foto: iStock

Dennoch zeigen Buddha-Statuen durch das Herausarbeiten von dünnen Kleidungsstoffen die natürlichen Konturen des menschlichen Körpers. Und obwohl die Gesichtszüge meist idealisiert und frei von starken Emotionen sind, strahlen sie Frieden, Mitgefühl und Rechtschaffenheit aus, wie man sie nur bei einem Erleuchteten finden kann.

Statue von sitzenden Buddha

Statue eines sitzenden Buddhas. Foto: iStock

Heute erinnern die zahlreichen Statuen von Buddha an die kulturelle und künstlerische Vielfalt des hellenistischen Ostens. Überdies zeugen sie davon, wie die buddhistische Spiritualität die griechische Bildhauerei in eine neue Art Gottesbild verwandelte – das Bild des großen Mitgefühls und Friedens.



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