Studie: „Mindestens ein paar Dutzend“ intelligente Zivilisationen in der Milchstraße

Ist da (noch) wer? Eine Studie der Universität Nottingham rückt diese uralte Frage in ein neues Licht. Statt einer vagen Schätzung über intelligente Zivilisationen rechnen die Forscher – anstelle zwischen Null und einigen Milliarden – mit 36 Zivilisationen allein in unserer Galaxie, der Milchstraße.
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Nachthimmel über den Dolomiten. Neben uns könnte die Milchstraße "ein paar Dutzend" weitere intelligente Zivilisationen beherbergen.Foto: iStock
Von 16. Juni 2020

Eine der größten und am längsten bestehenden Fragen in der Geschichte des menschlichen Denkens ist, ob es in unserem Universum noch andere intelligente Zivilisationen gibt. Gute Schätzungen über die Anzahl möglicher außerirdischer Zivilisationen sind jedoch bis heute eine große Herausforderung.

Forscher der Universität Nottingham haben daher einen neuen Ansatz für dieses Problem gewählt. Unter der Annahme, dass sich intelligentes Leben auf anderen Planeten in ähnlicher Weise wie auf der Erde entwickelt, schlossen die Forscher auf die Anzahl der kommunizierenden extraterrestrischen  Intelligenzen (CETI), die sich im Prinzip durch ihre Funksignale aufspüren lassen könnten.

So berechneten sie, dass es in unserer Heimatgalaxie – der Milchstraße – über 30 aktiv kommunizierende intelligente Zivilisationen geben könnte. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie Mitte Juni im „Astrophysical Journal“.

„Etwa 36 intelligente Zivilisationen“ um sonnenähnliche Sterne

„In unserer Galaxie sollte es mindestens ein paar Dutzend aktive Zivilisationen geben“, sagte der Forschungsleiter und Professor für Astrophysik an der Universität Nottingham Christopher Conselice. Er erklärte weiter: „Die Idee ist, die Evolution zu betrachten, aber auf kosmischer Ebene. Wir nennen diese Berechnung die astrobiologische kopernikanische Grenze“. Diese nimmt an, dass sich Leben auf anderen Planeten ähnlich wie auf der Erde entwickelt.

Tom Westby, Erstautor der Studie, ergänzte: „Die klassische Methode zur Schätzung der Anzahl intelligenter Zivilisationen beruht darauf, die Werte in Bezug auf das Leben zu erraten, wobei die Meinungen über solche Fragen sehr unterschiedlich sind. Unsere neue Studie vereinfacht diese Annahmen mit Hilfe neuer Daten. Deshalb gibt sie uns eine solide Schätzung der Anzahl der Zivilisationen in unserer Galaxie.“

Ausgehend von den astrobiologischen kopernikanischen Grenzen und weiteren Kriterien betrachteten die Wissenschaftler den Anteil sonnenähnlicher Sterne in der Milchstraße mit erdähnlichen Planeten in ihrer bewohnbaren Temperaturzone. Insgesamt rechnen die Forscher damit, „dass es in unserer Galaxie etwa 36 aktive Zivilisationen geben sollte.“

Entdeckungsstatus: Es ist kompliziert

Die Forscher zeigten zudem, dass die Anzahl der Zivilisationen stark davon abhängt, wie lange sie aktiv Signale ihrer Existenz in den Weltraum aussenden. Die Zahl 36 beruht auf weiteren (irdischen) Annahmen, wonach eine intelligente technische Zivilisationen mindestens 100 Jahre überdauert und in dieser Zeit beispielsweise Radiowellen aus Satellitenübertragung, Weltraumforschung und ähnlichem ausstrahlt.

Die durchschnittliche Entfernung zu diesen (theoretischen) Zivilisationen beträgt jedoch 17.000 Lichtjahre, so die Forscher. Das macht die Entdeckung und Kommunikation mit unserer heutigen Technologie sehr schwierig. Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht – und damit beispielsweise auch ein Funkspruch – in einem Jahr zurücklegt.

Außerdem sei es auch möglich, „dass wir die einzige Zivilisation innerhalb unserer Galaxie sind“. Ausnahmen wären möglich, wenn die Überlebenszeiten von Zivilisationen wie der unseren sehr lang sind.

Suche nach intelligentem Leben offenbart Schicksal der Menschheit

Durch die Suche nach außerirdischem intelligentem Leben – selbst wenn wir nichts finden – entdecken wir unsere eigene Zukunft und unser eigenes Schicksal“, sagte Prof. Conselice.

„Unsere neue Forschung legt nahe, dass die Suche nach außerirdischen intelligenten Zivilisationen nicht nur die Existenz von Lebensformen offenbart. Sie gibt darüber hinaus auch Hinweise darauf, wie lange unsere eigene Zivilisation überleben wird“, erklärte er weiter.

Mit anderen Worten: „Wenn wir feststellen, dass intelligentes Leben weit verbreitet ist, dann würde dies zeigen, dass unsere Zivilisation viel länger als ein paar hundert Jahre existieren könnte. Oder, wenn wir feststellen, dass es in unserer Galaxie keine aktiven Zivilisationen gibt, dann ist das ein schlechtes Zeichen für unsere eigene langfristige Existenz.“

(Mit Material der Universität Nottingham und dpa)



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