Berichte über „Weiße Lungen“ überschwemmen chinesische soziale Medien

Die „Weiße Lunge“, ein Anzeichen für eine schwere Lungeninfektion, hat in der chinesischen Öffentlichkeit erneut Ängste ausgelöst. Laut einem Experten betrage das Zeitfenster für eine erfolgreiche Behandlung nur kurze Zeit.
Titelbild
Ein Arzt betrachtet am 2. Januar 2023 ein CT-Bild eines Patienten im Bezirk Haidian, Peking, China.Foto: CFOTO/Future Publishing via Getty Images
Von 6. Januar 2023


Als der Vater von Fan Deng, dem prominenten Ex-Moderator des chinesischen Staatssenders CCTV, anfing, tagsüber immer häufiger einzuschlafen, hatte die Familie eigentlich noch keine Bedenken.

Das war schließlich nicht ungewöhnlich für jemanden, der schon über 80 war. Der Mann war bei klarem Verstand und sein Appetit war so gut wie immer. Doch als die Familie zur Vorsicht einen Pulsoximeter benutzte, stellte sie fest, dass sein Blutsauerstoffgehalt mit 88 Prozent gefährlich niedrig war. Der Wert lag vier Prozent unter dem Schwellenwert, der ärztliche Hilfe erfordert. Als die Familie ihn ins Krankenhaus brachte, war sein Blutsauerstoffwert bereits auf 60 Prozent gesunken.

Erst nach einer Reihe von Röntgenuntersuchungen im Krankenhaus wurde der Familie der Ernst der Lage bewusst: Seine Lunge war größtenteils weiß gefärbt. Gesunde Lungen hingegen erscheinen auf einem Röntgenbild oder einem CT-Scan normalerweise als dunkle Bereiche. Nach drei Nächten Krankenhausaufenthalt verstarb er.

Fan teilte diesen Bericht in den chinesischen sozialen Medien. Diese werden momentan mit ähnlichen Geschichten überschwemmt, die Familienangehörige und Freunde von Opfern mit den gleichen Symptomen veröffentlichen.

Übermäßige Flüssigkeitsansammlung in den Lungen

Der Begriff „Weiße Lunge“ war zunächst wenig bekannt, bis er sich während eines längeren COVID-Ausbruchs in China zu einem Trendwort in den sozialen Medien entwickelte. Kurz darauf zensierten die chinesischen Behörden das Schlagwort, um die Diskussion über das Phänomen zu unterbinden. Die weißen Flecken weisen auf Entzündungsherde hin, die zu einer übermäßigen Flüssigkeitsansammlung in den Lungen führen.

Durch das Phänomen befürchten nun viele, dass das Virus mutiert oder frühere COVID-Stämme für den jüngsten Ausbruch verantwortlich sein könnten. Das chinesische Regime besteht jedoch darauf, dass Omikron hinter dem Ausbruch steckt und keine neuen Varianten und früheren Stämme aufgetaucht seien. Weil sich die Kommunistische Partei weigert, Daten über den Ausbruch weiterzugeben, wird sie von der internationalen Gemeinschaft scharf kritisiert.

Auf die Frage, ob Omikron zu dem „Weiße Lungen“-Syndrom führen könne, gab Chinas oberste Gesundheitsbehörde, die Nationale Gesundheitskommission, keine direkte Antwort. Sie betonte aber, dass die „Weiße Lunge“ nichts mit den ursprünglichen COVID-Varianten oder den chinesischen Impfstoffen zu tun habe. Vielmehr könnten viele Krankheitserreger zu einer solchen Lungenentzündung führen und „eine beträchtliche Anzahl“ der Patienten könne wieder gesund werden, sagte ein Beamter der Kommission auf einer Pressekonferenz letzte Woche.

Die offiziellen Erklärungen konnten viele Chinesen jedoch nicht beruhigen.

Arzt diagnostiziert „Weiße Lunge“ bei COVID-Patienten jeden Alters

Ein nicht namentlich genannter Arzt, der einen medizinischen Plastikschutz über seiner OP-Maske trug, sagte, er habe innerhalb von acht Stunden 120 COVID-Patienten diagnostiziert. Davon sei ein Drittel ernsthaft erkrankt und bis zu 20 von ihnen hätten Symptome einer Weißen Lunge aufgewiesen – das entspricht etwa 16 Prozent.

„Die Weiße Lunge tritt nicht nur bei älteren Menschen auf“, teilte er in einem Video mit, das auf der chinesischen Mikroblog-Website Weibo veröffentlicht wurde. Dazu zeigte er ein Dokument mit Details zu den betroffenen Patienten.

Es gibt Menschen in ihren 20ern, 40ern und 60ern. Ich fühle mich ein wenig panisch“,

sagt der Arzt, der nicht erkannt werden möchte.

Zhang Li, stellvertretender Direktor der Neurochirurgie in einem Krankenhaus in Shanghai, sagte gegenüber staatlichen Medien, dass die Sterblichkeitsrate bei schweren Fällen einer „Weißen Lunge“ bei etwa 40 Prozent liege. Außerdem blieben selbst bei genesenen Menschen wahrscheinlich faserige Narben zurück.

Ein mit Sauerstoff versorgter Patient wird am 2. Januar 2023 auf einer Trage in die Notaufnahme eines Pekinger Krankenhauses gebracht. Foto: Getty Images

Keine typischen COVID-Symptome

Wie der Vater des ehemaligen CCTV-Moderators zeigten einige dieser Patienten kaum äußere Anzeichen wie Fieber oder Husten, was für eine COVID-Infektion eher typisch ist. Die Ärzte bezeichnen dies als „stille Hypoxie“: Ein Zustand, bei dem der Sauerstoffgehalt im Körper alarmierend niedrig ist.

In kürzlich durchgeführten Interviews äußerten Menschen aus verschiedenen Regionen Chinas, dass sie solche Fälle bei ihren Angehörigen beobachtet hätten. Die meisten der Befragten baten um Anonymität – aus Angst vor Repressalien.

Ein Blogger in der südwestlichen Millionenstadt Chongqing berichtete von einem ehemaligen Schulkameraden, der während der Genesung von einer leichten COVID-Infektion Symptome einer „Weißen Lunge“ entwickelte.

Zeitfenster für Behandlung beträgt 72 Stunden

„Der Arzt sagte, es wäre gefährlich gewesen, wenn sie noch etwas länger gewartet hätten“, so der Blogger gegenüber der Epoch Times.

Zhang, der in Shanghai ansässige Experte für Infektionskrankheiten, sagte, dass das wichtigste Zeitfenster für die Behandlung von „schweren Lungenentzündungen“ 72 Stunden beträgt. Für viele ist dies jedoch nicht möglich, da es extrem schwierig ist, eine medizinische Versorgung zu erhalten. Krankenhäuser und Kliniken in ganz China sind in den letzten Wochen seit dem Anstieg der Fälle überlastet gewesen.

Ein Patient mit „Weißer Lunge“ aus Suzhou, einer Stadt in der Nähe von Shanghai, sagte, er habe trotz Diagnose keinen Platz im Krankenhaus bekommen. Die Ärzte hatten bei ihm eine doppelte Lungenentzündung (Befall beider Lungenflügel) und eine virale Lungenentzündung festgestellt. „Es gab keine freien Betten mehr“, sagte er gegenüber The Epoch Times.

In einer Wohnanlage blieb niemand verschont

Ein Mann aus Wuhan ist zusammen mit seiner Frau und seiner Mutter an dem Virus erkrankt. Seiner Mutter erging es am schlechtesten, sie konnte kaum noch essen. Nach einer Reihe von Krankenhausbesuchen wurde sie in ein kleines örtliches Krankenhaus gebracht, wo sie zwei Tage lang entzündungshemmende Medikamente erhielt. Die großen Krankenhäuser waren alle voll belegt mit Infizierten.

„Die Untersuchung ergab, dass sie eine Lungeninfektion hat. Der Arzt hat nicht viel gesagt, aber ich vermute, dass es sich auch um eine ‚Weiße Lunge‘ handelt“, sagte er der Epoch Times am 30. Dezember 2022.

„Jeden Tag gibt es in meiner Wohnanlage Todesfälle“, sagte er und fügte hinzu, dass die meisten von ihnen Senioren seien. „Wenn in einem Haushalt in meiner Umgebung eine Person erkrankt, stecken sich alle anderen an.“

Es gibt niemanden, der verschont bleibt,“ sagte der Mann aus Wuhan.

Auch die Mutter seines Freundes sei zwei Tage nach der Entdeckung einer „Weißen Lunge“ verstorben.

Im Moment bestehe seine Lösung darin, bestimmte Infektionen mit Immunglobulinen zu behandeln. Deren Preis sei in einigen Gebieten um das Achtfache gestiegen, nachdem einige Menschen im Internet angegeben hatten, dass sie zur Linderung von COVID beitragen. Es sei ihm über Kontakte gelungen, zehn Packungen davon zu bekommen.

Leichen im Krankenhausflur

Ein Einwohner Pekings mit dem Nachnamen Wang gab an, dass er bis zu 25 Tage im Voraus einen Termin für die Einäscherung seines Bruders buchen musste, der drei Tage nach der Diagnose Atemwegsversagen gestorben war. Kürzlich besuchte er einen Freund mit Symptomen einer „Weißen Lunge“ im Krankenhaus und war erschrocken, als er dort einen Haufen Leichen in den Fluren vorfand.

„Kurz nachdem wir ein Gespräch begonnen hatten, bat man mich zu gehen. Man sagte mir, dass die Stationen mit den Toten umgehen müssten. Jeden Tag stirbt dort jemand“, sagte Wang gegenüber der Epoch Times. Über die wirkliche Situation erfahre man aber nichts. „Und sie werden es dir nicht sagen. Sie sagen nur, dass es eine Lungenentzündung ist.“

Infektionsrate in Peking könnte 80 Prozent betragen

Es ist unklar, wie viele dieser Todesfälle auf COVID zurückgeführt werden können. Die offiziellen Zahlen Chinas waren bisher so niedrig, dass ein führender Wissenschaftler der WHO am 3. Januar ein „realistischeres Bild der tatsächlichen Vorgänge“ forderte.

Die Infektionszahlen der Kommunistischen Partei, die seit Kurzem nicht mehr täglich veröffentlicht werden, stoßen ebenfalls auf breite Skepsis. Gesundheitsbeamte hatten dagegen angegeben, dass die Infektionsrate in vielen Großstädten bei über 50 Prozent liege. In Peking könnte sie sogar bis zu 80 Prozent betragen.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Accounts of ‘White Lung’ Flood Chinese Social Media Amid COVID Spike (redaktionelle Bearbeitung il)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion