E-Auto-Boom in China – Alles nur Fassade?

China glänzt mit den weltweit stärksten Zulassungszahlen für Elektroautos. In mehreren Videos aus dem asiatischen Land sind allerdings Parkflächen mit jeweils Tausenden neuen E-Autos zu sehen. Was hat es damit auf sich?
Titelbild
E-Autos in Chongqing 2018.Foto: iStock
Von 1. August 2023

Oftmals hört oder liest man, dass in China der Markt für Elektroautos boomt. Gerade die chinesischen Modelle würden bei den Nutzern immer beliebter. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt jedoch, dass die chinesischen Autobauer wohl mehr E-Autos produzieren, als sie tatsächlich in Umlauf bringen.

Offiziell wurden dort im vergangenen Jahr rund 5,7 Millionen Elektroautos zugelassen, wie „Merkur“ berichtet. Der größte Anteil kommt dabei von den chinesischen Herstellern wie BYD (Build your dreams, deutsch: Baue deine Träume) oder XPENG.

Bedeutende Marktanteile hat noch Tesla. Deutschlands Autobauer haben auf dem chinesischen E-Automarkt hingegen den Anschluss verloren. Nur rund 200.000 Zulassungen verteilten sich 2022 auf alle deutschen Anbieter. Im ersten Drittel dieses Jahres verzeichnete China laut „Elektroauto-News“ ein Volumen von mehr als 1,5 Millionen E-Autos und ist damit weltweit führend.

Nach der Zulassung verrotten lassen

Mehrere aktuelle Videos über chinesische E-Autos deuten allerdings darauf hin, dass hier ein falscher Eindruck eines gut laufenden Marktes für Elektrofahrzeuge erzeugt wird. Dort sind riesige Parkflächen mit Tausenden oder gar Zehntausenden brandneuen E-Autos zu sehen.

Bei einigen dieser geparkten Modelle (im Video BYD) ist sogar noch die Folie über den Sitzen und die Laufleistung beträgt lediglich rund 50 Kilometer. Es handelt sich also offenbar um unverkaufte Neuwagen.

E-Auto-Boom in China – Oder alles nur Fassade?

Neue chinesische E-Autos. Foto: Screenshot vom YouTube-Kanal serpentza

Was passiert hier? Der Videoblogger Winston Sterzel – alias SerpentZA – sagt in dem Video, dass „China das Land der Abkürzungen und der Fassade ist“.

Die hohen Zulassungszahlen würden tatsächlich stimmen. Auf manchen Aufnahmen ist zu erkennen, dass diese Autos Nummernschilder, also eine Zulassung, haben. Somit erhöhen diese Fahrzeuge die offizielle Zulassungszahl für E-Autos, obwohl sie womöglich nie einen echten Käufer sehen werden.

Neue chinesische E-Autos. Foto: Screenshot vom YouTube-Kanal Velocity

Frisiert China die Statistik?

Die riesigen Abstellplätze sind laut „t-online“ das Ergebnis von Scheinverkäufen und Statistiktricks der Automobilindustrie. Um die Vorgaben der Regierung zu erfüllen, würden Autos zugelassen und entsprechend in den Büchern verzeichnet.

Es handelt sich aber in Wirklichkeit um Fahrzeuge, die nicht verkauft wurden. Durch diese Scheinverkäufe und der somit frisierten Statistik könne China immer weiter steigende Produktions- und Absatzzahlen melden.

E-Auto-Boom in China – Oder alles nur Fassade?

E-Autos mit Nummernschild. Foto: Screenshot vom YouTube-Kanal serpentza

Die E-Auto-Friedhöfe erinnern Sterzel an eine ähnliche Begebenheit aus dem Jahr 2016. Damals entstand ein Hype um das Fahrradkonzept Bicycle Sharing. Auch hier produzierten die Hersteller in hohen Zahlen, damit Investoren weiterhin Geld in die Projekte steckten. Es spielte allerdings keine Rolle, dass die Bevölkerung dieses Konzept nicht nutzte. Letztendlich landeten Hunderttausende Fahrräder ungenutzt auf Schrottplätzen.

Anders als bei den Fahrrädern besitzen einige Chinesen jedoch ein E-Auto. In mehreren Städten sind inzwischen alle Taxis und Busse elektrisch unterwegs, wie „E-Fahrer“ berichtet. Zudem sind viele der weit verbreiteten Zweitaktmopeds aus den Metropolen Peking, Shanghai oder Shenzhen verschwunden und durch elektrische Zwei- oder Vierräder ersetzt worden. Allerdings deuten die E-Auto-Friedhöfe darauf hin, dass nicht alle produzierten Fahrzeuge auf den Straßen landen.

Hoher Umweltschaden

Sterzel geht in dem Video zudem auf den Schaden für die Umwelt ein. Für die Herstellung der Batterien werden seltene Rohstoffe benötigt, die mitunter durch gefährliche und unter teils menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut werden. „Hier geht es um Menschenrechtsthemen wie Kinderarbeit und Sklavenarbeit“, erklärt er.

Auch der Schaden, der für die Umwelt entsteht, sei „einfach wahnsinnig“. Dadurch, dass diese vielen E-Autos ungenutzt abgestellt werden, würden sie die Umwelt aufgrund der Chemikalien noch mehr verschmutzen. „Was die Menschen hinter den hohen Zulassungszahlen nicht sehen, ist, dass China die Erde in einem noch nie zuvor gesehenen Maß zerstört“, kritisiert der Videoblogger.

Was Sterzel nicht erwähnte: E-Autos in China „tanken“ überwiegend Kohlestrom. Dieser deckt laut der „Zeit“ rund 60 Prozent des chinesischen Bedarfs ab. Somit ist die indirekte CO₂-Bilanz von E-Autos in China höher als in vielen anderen Ländern.

Es ist unklar, wie viele dieser E-Auto-Friedhöfe in China existieren. Das Video zeigt mindestens sieben solcher Abstellplätze. Es könnte somit nur wenige Zehntausend falsche Zulassungen geben oder auch mehrere Hunderttausend.

 



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