Prognose eines Finanzexperten: Chinas BIP bricht im 1. Quartal 2020 um die Hälfte ein

Der Finanzexperte Dr. Ng rechnet damit, dass Chinas Bruttoinlandsprodukt (BIP) durch die Wuhan-Lungenentzündung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im 1. Quartal 2020 um 50 Prozent sinkt, im 2. Quartal um 25 Prozent. Es drohen mindestens 2 Billionen Euro Verlust.
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Containerverladung im Hafen von Qingdao in China.Foto: Yu Fangping/SIPA Asia via ZUMA Wire/dpa

Leerstehende Bürogebäude und Fabrikhallen, geschlossene Geschäfte und Restaurants, stornierte Reisebuchungen und Veranstaltungen, kaum Menschen oder Auto auf der Straße. Das Coronavirus hat das Wirtschaftsleben im Reich der Mitte fast stillgelegt. Wie die Titanic am Eisberg fährt Chinas Wirtschafts-Riesenschiff gegen ein Virushindernis.

Wie wird diese „Wuhan-Lungenentzündung“, wie Chinesen die Erkrankung nennen, auf die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt wirken? Im Gespräch mit der chinesischen Epoch Times Reporterin Sarah Liang gab der pensionierte Finanz- und Bankexperte Dr. Ng Ming Tak aus Hongkong eine Prognose ab.

Wirtschaftseinbruch beim BIP um 15 Prozent für das Jahr 2020 möglich

Dr. Ng ist der Meinung, dass der Einfluss der Wuhan-Lungenentzündung auf Chinas Wirtschaft fünf- bis zehnmal größer als bei SARS sein werde. Damit wird das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsproduktes (BIP) im Jahr 2020 um 15 Prozent sinken. Zur Zeit liegt es bei 6 bis 7 Prozent.

Dr. Ng verglich die heutige Wirtschaftsstruktur Chinas mit der SARS-Zeit der Jahre um 2003. „Damals war China gerade in die WTO eingetreten, die Produktion betrug ca. 58 Prozent der gesamten Wirtschaft, und der Dienstleistungssektor ungefähr 30 Prozent. Aber heute ist es anders. Nach der Statistik 2019 trug die Dienstleistungsbranche 60 Prozent zur Wirtschaftsleistung Chinas bei und die Produktion nur gute 30 Prozent.“

Was ist der Unterschied zwischen Dienstleistungssektor und Industrieproduktion? Dr. Ng: „Wenn die Produktion eine Pause bei der Herstellung von Waren macht, z.B. 10 Tage oder sogar drei Monate, kann man diese Leistung später nachholen, d.h. nachproduzieren. Aber die Dienstleistungsbranche funktioniert anders. Einen Service kann man nur heute produzieren und verbrauchen. Wenn man heute etwas nicht konsumiert, ist es vorbei. Das Konsum von Morgen zählt zur Leistung von Morgen. Man kann es nicht mehr nachholen. Daher hat die Dienstleistungsbranche mehr Einfluss auf die Wirtschaftsleistung als die Industrieproduktion.“

1. Quartal: Rückgang des BIP um 50 Prozent befürchtet

Dr. Ng nutzt sein eigenes mathematisches Modell zur Wirtschaftsprognose. Er rechnet damit, dass Chinas Bruttoinlandsprodukt durch die Wuhan-Lungenentzündung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im 1. Quartal 2020 um 50 Prozent sinkt, im 2. Quartal um 25 Prozent. Falls China die Seuche in Griff bekommt, dann kann die Wirtschaft ab April oder Mai diesen Jahr wieder aktiver werden. Damit kann die Industrieproduktion im 3. und 4. Quartal aufholen. Doch die Dienstleistungsbranche könnte nicht mehr aufholen.

Er geht davon aus, dass Chinas Wirtschaftswachstum 2020 durch den Handelskrieg mit den USA und Problemen im chinesischen Binnenmarkt ohnehin gebremst würde. Ohne den Coronavirus schätzt er das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsproduktes auf 5 Prozent. Aber mit dem Faktor „Coronavirus“ könnte sich das Wachstum um 20 Prozentpunkte reduzieren, damit würde das BIP um 15 Prozent sinken.

Dr. Ng wird noch konkreter. Er geht davon aus, dass das Virus mit steigenden Temperaturen in China ab April langsam verschwindet. Das hieße, man könnte in China mindestens zwei Monate lang nicht normal arbeiten, in Gebieten wie Wuhan vielleicht 3 bis 4 Monate.

Das bedeutet auch, dass China innerhalb dieser zwei Monaten kaum produzieren kann. Gleichzeitig verliert das Land zwei Monate des Bruttoinlandsprodukts, das entsprach im Jahr 2019 einer Summe von 16 Billionen RMB Yuan (ca. 2 Billionen Euro).

Die Wuhan-Lungenentzündung würde China daher mindestens 2 Billionen Euro Verlust bringen. Dr. Ng sagt, das sei nur eine sehr optimistische Schätzung, weil die Schäden in großen Städten wie Wuhan, Shanghai oder Peking länger als zwei Monate andauern werden. Die Kosten für die medizinische Versorgung, menschliche Verluste sowie noch viele andere Schäden wurden noch nicht eingerechnet.

Die Hälfte der Weltproduktion des iPhone wurde zwangsweise gestoppt

Laut chinesischen Statistiken gaben Chinesen zum Neujahrsfest 2019 allein für Kino, Einkaufen und Besuchen in Restaurants insgesamt ca. 1.524 Mrd RMB Yuan aus (ca. 200 Mrd Euro), das entspricht ungefähr 1 Prozent des BIP im gesamten Jahr. Dieser Betrag fällt 2020 fast gänzlich aus.

Ein weiteres Beispiel: Die Stadt Zhengzhou wurde am 4. Februar abgeriegelt, es herrscht Ausgangssperre. In dieser Stadt befinden sich die wichtigsten Produktionslinien des iPhone (Apple/Foxconn). Täglich wird normalerweise eine halbe Million iPhones produziert, was der Hälfte der weltweiten iPhones-Produktion entspricht. Die Produktion wurde bis zum 9. Februar zwangsweise gestoppt.

Die Produktion von Foxconn in anderen Städten pausiert ebenfalls: In Suzhou bis zum 8. Februar, in Shanghai bis 9 Februar, in Dongguan (Provinz Guangdong) bis 10. Februar.

Wirtschaftsverluste bei SARS waren erheblich geringer

Im Jahr 2003 konnten trotz SARS die Menschen normal zur Arbeit gehen, das Wirtschaftsleben hat im Großen und Ganzen weiterhin funktioniert. Im BIP Chinas schlug sich SARS mit einem Verlust von ein bis zwei Prozent nieder. Global liegen die Verluste durch SARS zwischen 40 und 80 Mrd. US-Dollar.

In den letzten Jahren verlangsamte sich Chinas Wirtschaft bereits eindeutig. Wenn Chinas Wirtschaft die Titanic wäre, würde sie jetzt, wenn die Wuhan-Lungenentzündung das ganze Wirtschaftsleben in China still legt, wahrscheinlich noch schneller sinken.

Bevor Dr. Victor Ng 2017 in Ruhestand ging, war er 36 Jahre im Bereich des Bank- und Finanzsystems in Hongkong tätig. Seit 1987 war er Manager oder Seniormanager in verschiedenen Banken wie der Bank of America (Asia), der Security Pacific Asian Bank, der Chase Manhattan Bank, der Standard Chartered Bank und der Fubon Bank (HK). Von 2007 bis zur Rente arbeitete er als Senior-Vizepräsident & Abteilungsleiter bei der China Construction Bank (Asia) in Hong Kong. Dr. Ng war zu seiner aktiven Zeit als Gastprofessor an den Universitäten in Hongkong eingesetzt.

 



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