April, April – Die Herkunft der Aprilscherze

Lachen ist die beste Medizin. Ob Ärzte Anfang April wirklich weniger zu tun haben, fällt scheinbar unter die Schweigepflicht. Nur vage bekannt ist auch, wer die Aprilscherze eigentlich erfunden hat.
Der Tag der Streiche jährt sich wieder. Aber wer hat die Aprilscherze eigentlich erfunden?
Der Tag der Streiche jährt sich wieder.Foto: iStock
Von 1. April 2023

Mit der Regelmäßigkeit eines Schweizer Uhrwerks spielen sich Menschen am 1. April Streiche und erzählen Witze. Die Aprilscherze erfunden haben aber vermutlich nicht die Schweizer, die Tradition ist Hunderte oder sogar Tausende Jahre älter, je nach Erklärung. Die Schweiz als Staat existiert erst seit 1848.

Wesentlich älter ist das Volk der Aprielen. Das Reitervolk lebte um 3.500 vor Christus zwischen Kaspischem und Schwarzem Meer im heutigen Armenien und Aserbaidschan. Archäologisch betrachtet ist die Region vor allem für Wagengräber jener Zeit bekannt. Eine Bestattungsform, die sich später in fast ganz Europa verbreitete, nur in Skandinavien bevorzugte man andere Fortbewegungsmittel als „Grabbeigaben“.

„Zu den Aprielen schicken“

Überlieferungen deuten jedoch darauf hin, dass die Aprielen zu ihrer Zeit vor allem für ihren Umgang mit Fremden berühmt – und berüchtigt – waren. Es heißt, sie seien zwar ausgesprochen gastfreundlich und zuverlässig, mitunter aber nicht immer ehrlich gewesen. Nicht nur Gäste nahm man gern „auf die Schippe“, man veralberte sich unabhängig von der Jahreszeit, wo es nur ging.

Reisende oder Händler, die dieses Spiel erleben durften, sollen wenig erfreut gewesen sein. Daraus entwickelte sich zunächst regional eine Redensart, die sich über die Handelsrouten aber zügig verbreitete: Befürchtete jemand, man spiele ihm einen Streich, fragte er: „Du willst mich wohl zu den Aprielen schicken?“. Heute würde man fragen, ob das Gegenüber einen für blöd hält.

Während das Reitervolk vor etwa 5.000 Jahre verschwand, hat sich die Tradition des Streichespielens bis heute erhalten. Statt „zu den Aprielen“ schickt man heute jemanden „in den April“ und welcher Tag würde sich dafür besser eignen als der Erste des fast namensgleichen Monats?

Unglück oder urkomisch?

Zu einem Streich gehören immer zwei: der, der veralbert, und der, der veralbert wird. Obwohl die besten Aprilscherze harmlos sind, ist es möglich, dass sie eher als Unglück denn als Bereicherung empfunden werden. Auch im Christentum ist der 1. April alles andere als ein Tag zum Jubeln: Judas wurde an einem 1. April geboren und nahm sich an einem solchen das Leben. Luzifer soll ebenfalls an jenem Tag aus dem Himmel gestürzt worden sein.

Einen Grund zum Feiern hatten hingegen die alten Römer. Zu Ehren der Göttin Kybele feierten sie am 1. April ein Frühlingsfest namens „Hilaria“. Die Feierlichkeiten beinhalteten Spiele, Parodien und Verkleidungen. Unklar ist, ob sich aus dem Namen des Festes später das Wort „hilarious“, englisch für urkomisch, ableitete.

Urkomisch war für den französischen König Karl IX. auch der Neujahrstag. Auf seinen Reisen soll er festgestellt haben, dass dieser keineswegs einheitlich geregelt war. Im Erzbistum Lyon begann das Jahr zu Weihnachten und nur wenige Kilometer weiter, im Erzbistum Vienne, am 25. März. In anderen Regionen war Neujahr am 1. März, am 1. April oder an Ostern und veränderte sich damit von Jahr zu Jahr.

Im Edikt von Roussillon aus dem Jahr 1564 verlegte Karl IX. den Neujahrstag schließlich für alle verbindlich vom 1. April auf den 1. Januar. Da sich die Nachricht nur langsam verbreitete, feierten einige Menschen weiterhin den 1. April als Neujahrstag. Diese „Aprilnarren“ wurden verspottet und mit falschen Geschenken und Einladungen zu nicht existierenden Festen hereingelegt.

Aprilscherze vom Spaghetti-Baum bis zum Nuklear-Smartphone

Nach Karl IX. breitete sich der Aprilscherz in Europa aus – ähnlich langsam wie die Nachricht, die zu seiner (Wieder-) Erfindung führte. Im Großbritannien des 18. Jahrhunderts begannen Zeitungen, falsche Geschichten zu veröffentlichen, um ihre Leser in die Irre zu führen. Im Laufe der Zeit verbreitete sich der Aprilscherz weiter in die Vereinigten Staaten, Kanada und Australien und erreichte bis heute die ganze Welt. Mit der Entwicklung der Medien entwickelten sich auch die Aprilscherze weiter:

Im Jahr 1957 zeigte die BBC eine gefälschte Dokumentation über eine vermeintliche Spaghetti-Ernte in der Schweiz. Die Sendung zeigte Menschen, die Spaghetti von Bäumen pflückten. Nach der Ausstrahlung erhielt die BBC zahlreiche Anrufe von Menschen, die wissen wollten, wie sie ihre eigenen Spaghetti anbauen könnten. Fünf Jahre später berichtete der schwedische Fernsehsender SVT, dass man das Schwarz-Weiß-Fernsehen einfach in Farbe umwandeln könne, indem man eine Nylonstrumpfhose über den Bildschirm spannte.

Im Jahr 2007 präsentierte Google ein fiktives Produkt namens „TiSP“ (Toilet Internet Service Provider). Die Idee war, dass man durch das Verbinden des eigenen Computers mit der Toilette kostenlosen Internetzugang erhalten könnte. Google veröffentlichte eine detaillierte Anleitung zur Installation des vermeintlichen Service und behauptete, dass das Internet durch die Abwasserrohre geleitet würde. Heute ist WLAN auf dem stillen Örtchen eher Norm als Ausnahme – vor 15 Jahren aber schossen die Suchanfragen im Zusammenhang mit der Anmeldung für den TiSP-Dienst in die Höhe.

Am 31. März 2012 kündigte die heute zu Google gehörende Videoplattform „YouTube“ an, eine DVD-Kollektion aller Inhalte anzubieten. Kommentarfunktion per Brief und wöchentliche Updates inklusive. Die Lieferung erfolge mit 175 Lkw direkt vor die Haustür. Bereits ein Jahr zuvor sorgte das ex|phone, ein Smartphone mit Nuklear-Reaktor und über 80 Jahren Akkulaufzeit, Induktionskochfeld mit SMS-to-Toast-Funktion, Fotodrucker, CD- und Kassettenlaufwerk für Aufregung. Einige Interessenten vermissten allerdings den integrierten Schweizer Taschenlaser und die Adamantium-Hülle.

April, April …

Die Aprielen sind erfunden, der Rest – alles ab „Unglück oder urkomisch?“ – nicht. Zumindest nicht von der Epoch Times.



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