Inflation: Warum es zwei unterschiedliche Perspektiven gibt
Was ist Inflation? Nutzen zwei Gesprächspartner dasselbe Wort, verstehen darunter aber etwas anderes, kann eine Diskussion sich ewig im Kreis drehen.
In der ideologischen Welt sind Preissteigerungen für Inflation verantwortlich beziehungsweise bilden diese. In der praxeologischen Welt ist Inflation eine Folge der Aufblähung der Geldmenge. Geldzahlungen an die Verbraucher zum Ausgleich gestiegener Verbraucherpreise sind aus ideologischer Sicht ein probates Mittel – aus praxeologischer Sicht befeuern sie die Inflation. Der Begriff „Praxeologie“ wurde vom Ökonomen Ludwig von Mises (1881–1973) geprägt.
Beide Ansichten sind mit unterschiedlichen Menschenbildern verbunden. Bevor ein Streit zum Thema Inflation eskaliert, lohnt es sich, den Begriff zu hinterfragen und einen Blick auf den Menschen hinter dem Wort zu werfen.
Der Staat soll helfen – mit Ausgleichszahlungen
Aus ideologischer Perspektive liegt Inflation vor, wenn die Verbraucherpreise steigen. Die derzeit – im Vergleich mit den zurückliegenden Jahrzehnten – relativ hohen Preissteigerungsraten geben daher Anlass zur Besorgnis.
Die von der EZB angepeilte Inflation von zwei Prozent wird in der ideologischen Welt für unproblematisch oder gar notwendig erachtet. Man befürchtet, dass es ohne diese „Sollinflation“ bei steigender Produktivität zu Preissenkungen käme, was zur Zurückhaltung bei Unternehmen und Verbrauchern führen könnte.
Die Messung der so verstandenen Inflation erfolgt über die Preisentwicklung eines sogenannten Warenkorbs. Dazu wird festgelegt, welche Produkte im Warenkorb berücksichtigt werden, wie deren Anteil gewichtet wird und wie Konsumveränderungen oder technischer Fortschritt Berücksichtigung finden.
Aktuell werden Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke im Warenkorb mit fast zehn Prozent gewichtet. Deren Preissteigerung lag aber im Oktober des Vorjahres fast doppelt so hoch wie die ausgewiesene Inflationsrate. Auch die ermittelte Inflationsrate für Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe, die zu fast einem Drittel in den Warenkorb einfließen, lag darüber.
Für Menschen mit geringeren Einkommen, die für die genannten Güter einen höheren Anteil aufwenden, war die persönliche Inflationsrate also deutlich höher. Zur Dämpfung der idealistisch verstandenen Inflation können beispielsweise staatlich administrierte Preise wie Gebühren für Müllabfuhr oder öffentliche Kindergärten verändert und andere Preise politisch begrenzt werden – ein Beispiel dafür ist eine Deckelung der Mieten.
Außerdem kann die Inflation aus dieser Sicht bekämpft werden, indem der Staat Geld zur Verfügung stellt, damit die Mehrkosten der Betroffenen ganz oder teilweise aufgefangen werden. Wobei es aus ideologischer Perspektive unerheblich scheint, ob dafür gegebenenfalls Steuern oder die Verschuldung erhöht werden müssen.
Mehr Geld, mehr Glück?
Aus praxeologischer Perspektive ist die Ursache der Inflation eine Aufblähung der Geldmenge. Deren Ursachen reichen zum Teil länger zurück. Einerseits ist eine verfehlte Wirtschaftspolitik zu nennen, die glaubt, Marktergebnisse durch politische Eingriffe verbessern zu können, was für Fehlsignale, sinkende Produktivität und Mängel in der Bedürfnisbefriedigung der Konsumenten sorgte.
Andererseits griff man zu einer aus praxeologischer Sicht verantwortungslosen Schulden- und Geldpolitik, um diese Probleme zu verschleiern, was zwar teilweise erfolgreich gelang, aber nur kurzfristige Erleichterung verschaffte, mittel- und langfristig jedoch zu noch größeren Problemen führte.
Aus praxeologischer Sicht ist die Ermittlung der Inflationsrate über einen Warenkorb (neben den bereits genannten Problemen) irreführend, unter anderem weil dabei unberücksichtigt bleibt, dass nicht wenige Menschen auch in Aktien oder Immobilien investiert haben, also nicht nur Konsumenten waren. Dort traten Preissteigerungen schon einige Zeit vor dem aktuellen Anstieg der Verbraucherpreise auf.
Dieser Aspekt bleibt bei der Ermittlung der Inflationsrate über den Warenkorb ebenso unberücksichtigt wie die zunächst die Unternehmen treffenden Erzeuger – und Einfuhrpreise. Diese sind im Produktionsprozess vorgelagert und stiegen ebenfalls deutlich stärker als die Verbraucherpreise.
Inflationsausgleich
Die unterschiedlichen Perspektiven auf die Inflation machen verständlich, warum der sogenannte „Inflationsausgleich“ zum Ausgleich gestiegener Preise von Vertretern der ideologischen und der praxeologischen Welt sehr unterschiedlich bewertet wird.
Aus ideologischer Sicht ist die Zahlung eines Inflationsausgleichs zur Dämpfung der Preiserhöhungen stimmig. Wenn die Preise für die Konsumprodukte gestiegen sind, kann das zusätzliche Geld dazu beitragen, diese Mehrkosten ganz oder teilweise zu kompensieren – so der Grundgedanke.
Aus Sicht der praxeologischen Welt wirken Geldzahlungen zum Ausgleich der gestiegenen Preise wie ein Aprilscherz. Die zusätzliche Geldmenge wirkt aus dieser Perspektive gerade nicht inflationsdämpfend, sondern befeuert diese zusätzlich. Mit der Auszahlung eines Inflationsausgleichs an die Konsumenten wird gleichsam Benzin ins Feuer geschüttet.
Über die Artikelserie „Ein Wort, zwei Welten“
Die Debatten über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft werden zunehmend verbitterter geführt. Eine gewisse Sprachverwirrung hat daran einen großen Anteil. Je größer diese Sprachverwirrung wird, umso kleiner wird die Chance auf eine Verständigung. Eine unterschiedliche Sichtweise auf die Menschen bildet den Hintergrund der unterschiedlichen Weltanschauungen und findet sich in den unterschiedlichen Wortinterpretationen wieder.
Die „idealistische Welt“ verdankt ihre Bezeichnung dem Umstand, dass ein „höheres Ideal“ beziehungsweise eine Idee wichtiger ist als der einzelne Mensch und dessen individuelles Streben nach Glück. Kollektivistisch, planwirtschaftlich oder sozialistisch-kommunistisch sind einige Stichworte, welche diese Welt kennzeichnen. Weitere Merkmale sind Marktfeindlichkeit und die Befürwortung weitgehender politischer Eingriffe zulasten individueller Entscheidungsfreiheit.
Die „praxeologische Welt“ verdankt ihre Bezeichnung dem Umstand, dass freiwillige praktische Handlungen einzelner Menschen den Dreh- und Angelpunkt darstellen und die jeweiligen Weltanschauungen zurücktreten. Individualistisch, marktwirtschaftlich, klassisch liberal sind einige Stichworte, welche diese Welt kennzeichnen. Weitere Merkmale sind die Befürwortung von Dezentralität und die Ablehnung weitgehender politischer Eingriffe.
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