Musik hilft bei Hirnverletzungen, reduziert Schmerzen und Ängste

Eine neue Studie zeigt das Heilungspotenzial von musiktherapeutischen Techniken bei Kindern mit schweren erworbenen Hirnverletzungen. Musik hilft unter anderem, die Laufqualität deutlich zu verbessern.
Musik hilft bei Hirnverletzungen, reduziert Schmerzen und Ängste
Im Altertum waren die Heilkräfte von Musik bestens bekannt. Heute entdeckt die Medizin diese verloren gegangene Seite wieder.Foto: iStock
Von 15. Juni 2023

Musik kann vieles bewirken: Sei es die Vertreibung von schlechter Laune oder als seelische Unterstützung, wenn geliebte Menschen aus unserem Leben gehen. Doch sie kann noch weit mehr. Das zeigen nun britische Wissenschaftler mit ihrem aktuellen und bislang einmaligen Forschungsprojekt. So kann rhythmische Hörstimulation die Physiotherapie bei Kindern mit schweren erworbenen Hirnverletzungen ergänzen.

Diese Behandlungsmethode zielt darauf ab, die Gehgeschwindigkeit und die Qualität der Bewegungen zu verbessern, indem Rhythmen als Anhaltspunkte für die Schrittgeschwindigkeit der Patienten verwendet werden.

Alle Teilnehmer der Pilotstudie zeigten Verbesserungen durch die Aufnahme der rhythmischen Hörstimulation in ihr Rehabilitationsprogramm. Die deutlichsten Fortschritte waren jedoch bei der Gehqualität der Patienten zu verzeichnen. Die Forscher führen das auf die Verbindung von musikalischen Hinweisen und der körperlichen Bewegungen zurück. Dadurch liefen sie gleichmäßiger und besser koordiniert.

In Anbetracht dieser Ergebnisse sind die Autoren der Studie der Ansicht, dass mithilfe dieser Behandlungsmethode die Gesundheit von Kindern mit Hirnverletzungen verbessert werden kann. „Unsere Studie gibt Mut und Hoffnung und liefert erste Beweise für die Wirkung von Musik auf die Gangrehabilitation bei Kindern“, so Dr. Jonathan Pool, Mitautor der Studie.

In der Vergangenheit zeigte sich bereits, dass Musik bei der Behandlung von Menschen mit Schlaganfall, Parkinson sowie zerebraler Lähmung hilft. Inwieweit die rhythmische Hörstimulation auch zur Behandlung bei Kindern mit Behinderungen eingesetzt werden kann, ist derzeit noch nicht klar.

Musik reduziert Schmerzen, Stress und Ängste in Krankenhäusern

Unabhängig davon zeigt eine Studie aus den USA zudem, dass Musik auch erwachsenen Patienten in städtischen Krankenhäusern guttut. So reduziert bereits eine musische Therapiesitzung mäßige bis starke Schmerzen, Stress oder Ängste spürbar. Dies machte sich besonders im Schlafbefinden der Patienten bemerkbar. So schliefen 14 Prozent von ihnen während der Musiktherapiesitzungen ein – eine wichtige Beobachtung, da Patienten mit mäßigen bis starken Schmerzen während des Krankenhausaufenthalts kaum schlafen können.

Insgesamt untersuchten die US-amerikanischen Forscher innerhalb von 2,5 Jahren 1.056 freiwillige Patienten, die sich in stationärer medizinischer Behandlung befanden. Vor der ersten Musiktherapiesitzung sollten die Probanden ihren persönlichen Schmerz-, Angst- und Stresszustand einschätzen und auf einer Skala von 0 bis 10 angeben. Danach konnten die Patienten Livemusik hören, musikunterstützte Entspannung erhalten oder aktiv musizieren. Durchgeführt und begleitet werden diese Behandlungen von zertifizierten Musiktherapeuten.

Im Anschluss sollten die Patienten erneut ihren persönlichen Schmerz-, Angst- und Stresszustand auf einer Skala von 0 bis 10 angeben. Die von ihnen abgegebenen Werte wurden schließlich von dem betreuenden Musiktherapeuten bewertet und in der Patientenakte vermerkt.

„Wir können diese Werte dann nutzen, um die realen Auswirkungen der Musiktherapie zu verstehen und um herauszufinden, wie man musiktherapeutische Behandlungen am besten auf die Bedürfnisse der Patienten zuschneiden kann“, so Sam Rodgers-Melnick, Musiktherapeut und Erstautor der Studie. Dr. Donald DeCarlo, ein an der Studie beteiligter Arzt, ergänzte:

„Die Musiktherapie ist eine alternative, aber sehr wirksame Methode, um die Beschwerden eines Patienten zu lindern.“



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