Studie: Beliebter Lebensmittelfarbstoff steht in Verbindung mit Darmentzündungen

Das Auge isst mit, heißt es, weshalb Lebensmittelhersteller oft Farbstoffe beisetzten. „Rot 40“ steht nun – erneut – in der Kritik.
Beliebter Lebensmittelfarbstoff E 129 steht in Verbindung mit Darmentzündungen
Symbolbild.Foto: iStock
Von 18. Januar 2023

Eine im Dezember 2022 veröffentlichte Studie zeigt, dass der langfristige Verzehr eines beliebten künstlichen Farbzusatzstoffes zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, insbesondere Kolitis, führen kann [1]. Genauer gesagt handelt es sich dabei um den roten Azofarbstoff „Allurarot AC“ – auch bekannt als E 129. Noch immer bevorzugen Hersteller künstliche Farbstoffe gegenüber natürlichen, da sie weniger kosten, eine kräftigere und einheitlichere Farbe liefern und keinen unerwünschten Beigeschmack einbringen.

Bereits 1989 stufte der europäische „Wissenschaftliche Lebensmittelausschuss“ den roten Farbstoff als sicher ein, sofern die zulässige tägliche Aufnahmemenge von sieben Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag nicht überschritten würde. In der Vergangenheit gab es mehrfach Bedenken hinsichtlich der Sicherheit dieses Zusatzstoffes. So wiesen zwei Studien aus den Jahren 2001 [2] und 2007 [3] eine negative Auswirkung des roten Farbstoffes auf die Gesundheit der Konsumenten aus.

Dies führte 2009 zu einer Neubewertung des Farbstoffes durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Nach eingehender Prüfung teilte die EFSA mit, dass die Einnahme von E 129 unter Berücksichtigung der täglichen Aufnahmemenge noch immer unbedenklich ist. Während der rote Farbstoff in Deutschland zugelassen wurde, sprachen Länder wie Dänemark, Belgien, Schweden, Frankreich und die Schweiz dennoch ein Verbot aus. Die aktuelle Studie der McMaster University (Kanada) stützt diese Entscheidung.

Veränderung bereits nach 7 Tagen

Anhand eines experimentellen Tiermodells fanden die Forscher heraus, dass der regelmäßige Verzehr von E 129 bei Mäusen eine leichte Darmentzündung auslösen kann. „Der Farbstoff stört direkt die Barrierefunktion des Darms. Gleichzeitig erhöht er die Produktion von Serotonin, was schließlich die Zusammensetzung der Darmflora verändert und zu einer erhöhten Anfälligkeit für Kolitis führt“, so die Wissenschaftler in einer Pressemitteilung.

Neben E 129 untersuchten die Forscher zudem weitere Azofarbstoffe wie „Brillantblau FCF“ (E 133), „Gelborange S“ (E 110) und „Tartrazin“ (E 102). Diese werden ebenso häufig verwendet wie E 129. Die Forscher stellten dabei fest, dass auch diese E-Farbstoffe die Serotoninausschüttung förderten, jedoch nicht so stark wie Allurarot AC.

Nach diesem ersten Ergebnis fütterten die Forscher drei Mäusegruppen zwölf Wochen lang mit unterschiedlichster Nahrung. Eine Gruppe erhielt zur Kontrolle normale Nahrung ohne künstliche Farbzusatzstoffe. Die zweite Gruppe erhielt jeden Tag Futter, das mit Allurarot AC angereichert war, während die dritte Gruppe nur an einem Tag pro Woche Allurarot AC-reiche Nahrung bekam. Die verabreichte Menge des roten Farbstoffes entsprach der offiziell als unbedenklich eingestuften zulässigen täglichen Aufnahmemenge.

Bereits nach sieben Tagen wiesen die Forscher bei den Mäusen, die täglich Allurarot AC-reiche Nahrung erhielten, eine leichte Kolitis nach. Bei der Mäusegruppe, die gelegentlich den roten Farbstoff zu sich nahmen, erkannten die Forscher keine Fälle von Darmentzündungen. Dieselben Auswirkungen zeigten sich auch bei Mäusen, denen E 129 ins Wasser gegeben wurde.

Ergebnis bei Jungmäusen noch deutlicher

Im nächsten Schritt untersuchten die Forscher, wie Jungtiere auf eine frühe, intensive Verabreichung des roten Farbstoffes reagieren. Dabei erhielten vier Wochen alte Mäuse 14 Wochen lang entweder Futter mit oder ohne E 129. Das Ergebnis: Die jungen Mäuse, die regelmäßig Allurarot AC-reiche Nahrung erhielten, zeigten nach Ablauf der Testzeit eine leichte Entzündung in ihrem Dickdarm. Zudem zeigte sich, dass deren Gene, die antimikrobielle Reaktionen steuern, weniger aktiv waren.

„Das Ergebnis ist besonders wichtig, da künstliche Farbstoffe eine bequeme und kostengünstige Alternative für Lebensmittelhersteller sind, um Lebensmittel noch farbenfroher und attraktiver für den Kunden zu machen. Dies gilt insbesondere für kleine Kinder“, heißt es in der Studie.

Waliul Khan, Hauptautor der Studie und Professor für Pathologie und Molekularmedizin, möchte mit dem Ergebnis seiner Studie die Verbraucher vor den potenziellen Schäden von Lebensmittelzusatzstoffen warnen. „Was wir gefunden haben, ist erstaunlich und alarmierend, denn dieser weit verbreitete Lebensmittelfarbstoff ist ein möglicher Auslöser für Darmentzündungen.“, so Khan.

„Die Literatur deutet darauf hin, dass der Verzehr von Allurarot AC auch bestimmte Allergien, Immunstörungen und Verhaltensprobleme bei Kindern (wie beispielsweise ADHS) beeinflusst“, endet der Molekularmediziner.

Lebensmittelfarbstoff in Lebensmitteln

E 129 ist in einer Vielzahl von Lebensmitteln und Getränken enthalten. So findet es sich unter anderem in Fertigkuchen, Desserts, Eis, Süßigkeiten und Kaugummi sowie Limonaden, Brausen, Sirup und Energydrinks. Weiterhin ist es ein häufiger Bestandteil von roten Obstkonserven, Fisch- und Fleischersatzprodukte sowie englischem Frühstücksfleisch und Würstchen.

Aufgrund seiner potenziell schädigenden Wirkung plädieren Kritiker immer wieder für ein Verbot der künstlichen Farbstoffe wie E 129. Der seit 2010 eingeführte Warnhinweis „Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen“, reiche dabei nicht aus. „Wenn man die Gesundheit der Kinder wirklich ernst nimmt, müsste es genügen, wenn der Verdacht einer gesundheitsschädlichen Wirkung besteht“, betont Jan Bertoft, Generalsekretär des schwedischen Verbraucherverbands, gegenüber taz.

Viele Verbraucherverbände raten daher, auf Produkte mit künstlichen Farbstoffen zu verzichten. Anstatt eines Fertiggerichtes sollten selbst gekochte Mahlzeiten mit frischen, natürlichen Zutaten den Mittelpunkt des Speiseplans bilden. Schon die Natur liefert beispielsweise in Früchten und Gewürzen häufig gesunde Nährstoffe mit. So sind etwa Kurkuma, Grüner Tee, Granatapfel, Ingwer und Blaubeeren reich an biologischen entzündungshemmenden Wirkstoffen.

Quellen und Literatur:

[1] Khan et al. (2022); doi.org/10.1038/s41467-022-35309-y

[2] Tsuda et al. (2001); doi.org/10.1093/toxsci/61.1.92

[3] McCann et al. (2007); doi.org/10.1016/S0140-6736(07)61306-3

(Mit Material von The Epoch Times)



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