„Honeckers unheimlicher Plan“: Film zeigt, wie die DDR Gegner mundtot machen wollte

Direktive 1/67“ steht auf dem braunen Hefter. In der rechten Ecke prangt der Stempel „Geheime Kommandosache“. Über die Mobilmachung im Ernstfall innerhalb der DDR-Stasi haben die Berliner Filmemacher Katharina und Konrad Herrmann eine Dokumentation gedreht, die am 1. Oktober zu sehen sein wird.
Titelbild
DDR-Logo auf einem Sonnenschirm.Foto: MICHAEL URBAN/AFP/Getty Images
Epoch Times24. September 2018

„Direktive 1/67“ steht auf dem braunen Hefter. In der rechten Ecke prangt der Stempel „Geheime Kommandosache“. Im 40-seitigen Papier regelt das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) die Mobilmachung im Ernstfall. Besonders brisant ist dabei die geplante Inhaftierung von Oppositionellen in Isolierungslagern. Über dieses Kapitel der DDR haben nun die Berliner Filmemacher Katharina und Konrad Herrmann eine Dokumentation gedreht. Ausgestrahlt wird der Film „Honeckers unheimlicher Plan“ am kommenden Montag (1. Oktober) um 23.30 Uhr im Ersten.

Vor etwa zwei Jahren stießen die Dokumentarfilmer in einem Newsletter des Bundesbeauftragten für Stasiunterlagen auf das Thema. Dem ersten Hinweis folgte eine monatelange Suche in den Archiven. Ziel der Direktive war es seinerzeit, einen Volksaufstand wie am 17. Juni 1953 schon im Keim zu ersticken. Der Plan sollte deshalb im Falle von Krisen in der DDR-Gesellschaft potenzielle Staatsgegner sofort durch Verhaftung und Isolierung zum Schweigen bringen.

Ein spezielles  Codewort an alle 211 Kreisdienststellen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) im Land sollte am „Tag X“ eine ungeheure Maschinerie in Gang setzen. Im „Vorbeugekomplex“ wurden bis zum Herbst 1989 durch das MfS 85 000 DDR-Bürger geführt. Im Ernstfall hätten sie innerhalb von 24 Stunden verhaftet und isoliert werden können.

Ins Visier gerieten Ausreisewillige, Friedens- und Ökoaktivisten, Bürgerrechtler, regimekritische Schriftsteller wie auch politisch unsichere Betriebsdirektoren. Anhand der Stasi-Dokumente sowie von Zeitzeugenberichten rekonstruiert der Film dieses gewaltige Planspiel von erschreckender Präzision. Einer dieser „Staatsfeinde“ ist Rudolf Keßner aus Weimar. Der Schriftsetzer nutzte sein Ladenschaufenster als „Alternative-Litfaßsäule“, um über Wehrdienst oder Rechte und Pflichten von Ausreisewilligen aufzuklären. Im Film sagt er: „Wir waren ganz normale Leute, die für Veränderung, für normale demokratische Veränderungen waren, normal leben und nicht eingemauert sein wollten“. In der Erklärung der Stasi-Akten heißt es: „K. tritt als Organisator des politischen Untergrunds auf…“. Für K. planten sie die Isolierung auf Schloss Beichtlingen in der Nähe Erfurts.

Die Filmemacher wollten auch die „Gegenseite„ hören. Doch von den ehemaligen Mitarbeitern der Stasi seien sie radikal abgeblockt worden, sagt Konrad Herrmann. Trotzdem konnten für das Projekt zwei SED-Kenner gewonnen werden, die einen Einblick in die Denkweise der damals Verantwortlichen geben. Für Katharina und Konrad Herrmann ist ihre Dokumentation ein Stück DDR-Geschichte. „Wir haben den Film für die jungen Zuschauer gemacht, die sich mit dem Phänomen Diktatur auseinandersetzen wollen, für jene, die in der DDR gelebt haben und sich vielleicht Fragen nach den Gründen für Handlungen stellen und für alle, die deutsch-deutsche Geschichte differenzierter verstehen wollen“, sagt die Produzentin.

Freuen würde es die Dokumentarfilmer, wenn „Honeckers unheimlicher Plan“ zum Dialog der Generationen beitragen könnte. Bei der Beschäftigung mit dem Thema sei ihnen bewusst geworden, was es bedeutet in einer Demokratie zu leben, frei seine Meinung äußern zu können und ein Leben zu führen, wie man es will. „Unser Film erzählt von Menschen, die dafür von der Stasi beobachtet und zu Feinden der Gesellschaft erklärt wurden“, sagt der Regisseur. (dpa)

 



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