Angst vor einem „Kahlschlag“ in der Windkraft-Branche

Um subventionierte Arbeitsplätze ist es nicht schade. Wenn weniger Windstromanlagen gebaut werden, ist das ein Grund zur Freude, denn die Windstrom-Arbeitsplätze sind interventionistisch-künstliche Arbeitsplätze. Sie müssen wieder weg.
Titelbild
Windkraftanlagen bei Husum in Nordfriesland. 2017 wurden 1792 neue Windenergieanlagen an Land mit einer Gesamtleistung von 5333 Megawatt neu gebaut.Foto: Daniel Reinhardt/dpa
Von 12. November 2019

Politiker und Gewerkschaften sind aufgeschreckt. Der größte deutsche Hersteller von Windstromanlagen, die Enercon GmbH in Aurich, will 3000 von insgesamt 13 000 Arbeitsplätzen in Deutschland streichen.

Den Konkurrenten geht es nicht besser, darunter Sie­mens Ga­me­sa, Ves­tas Sen­vi­on, Prokon, Windwärts GmbH, Windreich GmbH, Ambau und Nordex. Am deutschen Markt für diese Anlagen herrscht Absatzflaute.

Im laufenden Jahr 2019 ist das Neuerrichten von Anlagen um 90 Prozent zurückgegangen. Endlich einmal für die Stromverbraucher eine gute Nachricht. Allerdings, neue Anlagen werden noch immer aufgestellt.

Angst vor einem „Kahlschlag“ in der Windkraft-Branche

Alarmistisch schreibt die besorgte FAZ, es wachse die Angst vor ei­nem Kahl­schlag in der gan­zen Bran­che.*) Sie zitiert den „bekümmerten“ Enercon-Geschäftsführer Hans-Die­ter Kett­wig, wonach sich an dieser Lage so schnell nichts ändern werde: „Der Kol­laps wirkt nach­hal­tig, der In­lands­markt wird sich nach un­se­rer Ein­schät­zung auf ab­seh­ba­re Zeit nicht wie­der er­ho­len.“

We­gen der Absatzflaute in Deutschland rech­net En­er­con für 2019 mit ei­nem Ver­lust in drei­stel­li­ger Mil­lio­nen­hö­he. Laut Kettwig muss sich das Unternehmen ver­stärkt in­ter­na­tio­nal aus­rich­ten. Global beschäftigt es 18 000 Mitarbeiter. Enercon ist der größte deutsche Hersteller. Zu den führenden gehört er auch international.

Wenn weniger Windstromanlagen gebaut werden, ist das ein Grund zur Freude

Außerhalb der Branche und ihrer fanatischen Öko-Lobby in Politik und einschlägigen Organisationen ist der „Kahlschlag“ von vielen Bürgern sehr erwünscht, mehr noch: herbeigesehnt.

Die rund 30 000 Windstromanlagen zerstören dort, wo sie massiert stehen, das Landschaftsbild. Sie vernichten Vögel, Fledermäuse und Insekten in großen Mengen.**) Für sie geopfert werden Waldflächen, die zu schützen und zu erweitern sonst ein politisches Ziel sind. Sie gefährden laut WHO die Gesundheit.***) Ihre Akzeptanz in der Bevölkerung schwindet.

Daher ist es ein Grund zur Freude, wenn der Bau dieser Anlagen nur noch mühsam vorankommt und so schnell wie möglich ganz zum Erliegen kommen würde. Gründe für die Flaute sind lange Genehmigungsverfahren, zu wenig ausgewiesene Flächen, die Regeln des Abstandes zu Wohngebieten und hunderte Klagen von Bürgerinitiativen.

Die Zahl der Bür­ger­initia­ti­ven in Deutsch­land ge­gen Wind­kraft­pro­jek­te ist auf mehr als 1000 ge­wach­sen.****) Auch haben neue Subventionsregeln den Wettbewerb unter den Herstellern verschärft.

Die Windstrom-Arbeitsplätze sind subventionierte, also künstliche Arbeitsplätze

Einen besonderen Grund zur Freude über die deutlich geringere Zahl neuer Windstromanlagen haben die Stromverbraucher. Jede weniger gebaute Anlage trägt dazu bei, dass der Strompreis weniger steigt. Denn errichtet werden die Anlagen nur, weil ihnen der Staat den Stromabsatz und einen festen Strompreis garantiert. Es handelt sich um eine umfassende Subventionierung jener, die die Anlagen bauen und betreiben.

Diese Subvention erscheint nicht im Staatshaushalt. Zwangsweise zahlen müssen sie die Stromverbraucher über den staatlich garantierten Preis für Windstrom. Es ist eine versteckte Subvention. Nur wegen dieser Subventionierung sind die betreffenden Unternehmen und Arbeitsplätze überhaupt entstanden. Es sind künstliche Arbeitsplätze – eine Ausgeburt von staatlichem Interventionismus pur.

Im freien Wettbewerb könnte sich der Strom mittels Wind, Sonnenschein (Fotovoltaik) und Vergärungsgas, weil er zu teuer ist, am Markt nicht behaupten. Dem muss endlich freie Bahn geschaffen werden. Um subventionierte Arbeitsplätze und Unternehmen ist es nicht schade. Sie haben in der freien Marktwirtschaft nichts zu suchen. Sie müssen wieder weg.

Ein salbungsvolles Wort von Dietmar Woidke

Wie sagte doch Bran­den­burgs Mi­nis­ter­prä­si­dent Diet­mar Wo­id­ke so salbungsvoll: „Die Men­schen vor Ort müs­sen die Nutz­nie­ßer der En­er­gie­wen­de sein – und nicht Op­fer.“ (FAZ vom 9. August 2019, Seite 2). Er bezog sich dabei auf Proteste gegen Windstromanlagen im länd­li­chen Raum und forderte die be­ste­hen­den Re­ge­lun­gen zu ändern. Am 1. September hatte er die Landtagswahl zu überstehen. Noch werden die Menschen in Deutschland als Stromverbraucher die Opfer bleiben. Ein Gegner der „Energiewende“ war Woidke nie.

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*) FAZ vom 11. November 2019, Seite 26.

**) „Windkraftanlagen töten täglich Milliarden Insekten“ (FAZNet vom 25. März 2019, siehe hier).

***) FAZ vom 11. Oktober 2018, Seite 17. Die WHO ist die Weltgesundheitsorganisation. Ferner auch FAZ vom 8. Juli 2019, Seite 18 („Ver­ur­sacht der Schall von Wind­rä­dern Kopf­schmer­zen, Herz­ra­sen und mehr? Ein Ur­teil sorgt für Un­ru­he“).

****) FAZ vom 8. Juli 2019, Seite 18 („Aufstand gegen die Windkraft“).

Zuerst erschienen auf Klaus Peter Krause

Zum Autor: Dr. Klaus Peter Krause, geb. 1936, war bis zu seinem Ruhestand verantwortlicher Wirtschaftsredakteur (Ressortleiter) der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und Geschäftsführer der FAZit-Stiftung, der Mehrheitsgesellschafterin der FAZ und der Frankfurter Societäts-Druckerei. Er betreibt seit 2008 den Blog kpkrause.de http://kpkrause.de/

 

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