Das Wagnis, sich als Ägypter eine eigene Meinung zu bilden: Ich heiße Mohamed und ich bin Atheist
Ein echter Flüchtling! Willkommen in Deutschland, Mohamed. Nachdem ich seit 2012 als ehrenamtliche Flüchtlingshelferin bis jetzt tätig bin, und schon mit allen möglichen Flüchtlingen zu tun hatte, kam ich schon lange zu der Erkenntnis, dass viele, wenn nicht die meisten, überhaupt keine echten Flüchtlinge nach den Standards der UN Genfer Konvention sind. Das ist nicht der Fall bei Mohamed Hisham.
Elf scheint eine wichtige Zahl im Leben von Mohamed zu sein. Der Terror, den Mohameds erlebte, begann am 11. Februar 2018, als der couragierte 28-jährige Ägypter als Gast in der religiösen Alhadath Aloum TV Show in seinem Heimatland on-Air ging, Link zum Video. Das Video wurde viral und schlug weltweit Empörungswellen.
Genau am 11. Mai 2019 setzte er seine Füße auf europäischen Boden, um Freiheit und Sicherheit zu suchen.
Ich erinnere mich an den genauen Moment, als ich das Video zum ersten Mal sah. Mohamed versuchte, in der TV Show dem Show-Moderator Mahmoud Al Abd Al-Halim und dem anwesenden Scheich (Imam), dem ehemaligen Stellvertreter vom machtvollen Al-Azhar (dem religiösen Arm der Regierung), zu erklären, dass er nicht an Gott glaubt, sondern an die Wissenschaft.
Dass man keine Religion benötige, um moralische Werte zu haben oder ein vollständiges gleichberechtigtes Mitglied der Gesellschaft zu sein.
Er durfte nicht einmal seinen Standpunkt erklären
Der Moderator und der religiös-politische Imam flippten aus. „Wie kannst du das sagen? Wer hat dich erschaffen, warum gibt es dich?“ Es war unfassbar für beide, Mohameds Äußerung anhören zu müssen.
Mohammed antwortete, dass es viele Theorien darüber gebe, wie Leben entsteht, zum Beispiel gäbe es da die Big-Bang-Theorie oder…. und schon wurde er aggressiv von einem empörten TV-Moderator gescholten: „Sprich Arabisch“, während Mohamed versuchte, dem Moderator zu erklären, dass wissenschaftliche Bezeichnungen wie die für die Urknalltheorie in der arabischen Sprache nicht existieren würden, bevor er schon wieder unterbrochen wurde. Er durfte nicht einmal seinen Standpunkt erklären.
Der Moderator schäumte“ Du leugnest die Existenz Gottes und lehnst unsere Prinzipien und unsere Religion ab. „Ist es so schlimm“? fragte Mohamed zurück.
„Natürlich. Du bist hierher gekommen, um über eine bestimmte Idee zu sprechen, hast aber nichts zu bieten“, keifte der Moderator. „Du bietest Atheismus, du bietest Ketzerei“, und entschuldigte sich im gleichen Atemzug sichtlich sauer bei den Zuschauern dafür, dass er in seiner Show Jemanden von „dieser Art“ eingeladen hatte. Zu Mohamed sagte er, dass er nicht mehr in der Show bleiben dürfe, weil seine Ideen unangemessen seien und solche destruktiven Ideen verboten wären…
Er erniedrigte weiterhin Mohamed vor den Zuschauern und behauptete, Mohamed habe kein einziges überzeugendes Wort gesagt. Das Gesicht von Mohamed, das für Sekunden über den Videoscreen huschte, während der Moderator ihn beleidigte, war genau der Moment, in dem mein Herz zu Mohamed hinüberflog.
Er hatte ein so ehrliches, aufrichtiges Gesicht, er war sichtlich getroffen und verletzt, während der TV-Moderator ihm befahl das Fernsehstudio zu verlassen, obwohl er doch einfach nur erklären wollte, warum er Atheist ist.
Und konnte nicht einmal zu Wort kommen, um seine Ansichten zu erklären. Er wurde abgewürgt, unterbrochen und vor Millionen von Zuschauern ehrverletzend beschimpft und diffamiert.
„Du brauchst eine psychiatrische Behandlung“
Der regierungsreligiöse Scheich verspottete Mohammed, weil nicht sein konnte was nicht sein darf – ein Mensch der nicht an Gott glaubt: „Schau, du brauchst eine psychiatrische Behandlung. Viele junge Menschen leiden heute an psychischen Erkrankungen, die auf materielle oder psychische Umstände zurückzuführen sind“.
Der Moderator hetzte, indem er in dieselbe Kerbe haute:
Es ist, wie Scheich Mahmoud sagt, hast du einen Psychiater besucht? Ich rate dir, das Studio zu verlassen und direkt in eine psychiatrische Klinik zu gehen. Du solltest nicht hier sein. Leider kann ich dich nicht länger hier (in der TV Show) lassen“.
Mohamed saß dort, und er war das Gesicht so vieler arabischer junger Männer und Frauen, die nach Antworten suchen, anderswo als im Koran. Menschen, die wachsen, diskutieren, verstehen, lernen, sich entwickeln und frei sein wollen, in Geist und Verstand. Die, die Ketten eines religiösen Gefängnisses abwerfen wollen, welches sie und letztendlich alle Menschen als Geiseln gefangen hält und ihr Denken und Leben bestimmt.
Es war dieses traurige Gesicht von Mohamed, an das ich mich haargenau erinnern konnte, als ich von Kian Kermanshahi, einem deutschen Kurden und schiitischen Ex-Muslim, hörte, dass Mohamed in Deutschland angekommen ist.
Kian musste nur sagen: „Der Atheist, der aus dieser ägyptischen TV-Show geworfen wurde“, und ich wusste, dass es Mohamed war.
Heute habe ich stundenlang mit ihm gesprochen, er ist ein kluger junger Mann, der fließend Englisch spricht.
Jede Äußerung wird in Haram, Hijab oder Halal gemessen
Nachdem er in der TV-Show ausgestrahlt wurde, wurde sein Leben zur lebenden Hölle. Seine streng orthodox muslimische Familie war wütend. Bis zu dem Moment, in dem er sich entschied, diese Show zu besuchen, hatte er seinen Unglauben versteckt. Niemand wusste, dass er ein Atheist war. Aus gutem Grund: Auch wenn Ägypten einst auf dem Weg zu einem modernen Land war, mit einem Präsidenten, der über die Idee lachte, dass Frauen Hijabs tragen müssen, verfiel es wie so viele Länder mit muslimischer Mehrheit jeden Tag immer weiter in sich verschärfende Scharia-Lebensregeln zurück.
Wo jede Handlung, jeder Gedanke, jede Äußerung in Haram oder Halal gemessen wird. Wo Geschlechterapartheid herrscht, wo Frauen und Mädchen als Objekte und als Eigentum von Männern beherrscht und dementsprechend missbraucht werden, wo zunehmend das Scharia-Recht die Justiz beherrscht und die Gesellschaft selbst jeden Einzelnen, jede Familie, jedes Dorf oder jede Gruppe nach diesem islamischen Regelwerk be- und verurteilt und unter Druck setzt.
Bedauerlicherweise sind viele muslimische Migranten, die hierher kommen, wahre Anhänger des Scharia-Rechts, welches sich in vielen Teilen gegen die universellen Menschenrechte und auch gegen unser Grundgesetz richtet. Was leider viele Deutsche nicht verstehen, sehen sie den Islam doch als eine friedliche Religion und nicht als politisches Instrument unter dem Deckmantel der „Religion“, um Menschen, u.a. solche wie Mohamed, unter Kontrolle zu halten.
Hass, Gewalt, physische und psychische Gewalt, Schläge, hunderte Morddrohungen
Die TV-Show, in der Mohamed auftrat, die Reaktion des TV-Moderators und Imams, spiegelt den genauen Status der Gefahren einer islamischen Ideologie wider, was diese m.M.n. den Menschen antut. Ein Ex-Muslim kann sogar getötet werden, nur dafür, dass er “den Islam” verlassen hat. Das ist verboten. So viel zum Thema, was für eine friedliche Religion der Islam ist.
Ich behaupte hier nicht, dass jeder Muslim so denkt oder sich so verhält. Ich habe Freunde, die religiöse Muslime sind, aber sie sind friedlich und haben wunderbare Charaktere – aber nicht wegen des Islam, sondern trotz des Islam! Das ist der Unterschied. Tut mir leid, das so sagen zu müssen.
Aber zurück zu Mohamed, mit dem ich bis eben stundenlang am Telefon sprach.
Als er nach der Ausstrahlung der TV-Show nach Hause kam, brach die Hölle los. Nachbarschaft, Familie, seine Freunde, er geriet in eine Spirale aus Hass, Gewalt, physischer und psychischer Gewalt. Er wurde zu den staatlichen religiösen Klerikern befohlen, wurde befragt, festgehalten, interviewt. Er wurde geschlagen, belästigt, erhielt hunderte Morddrohungen. Der Druck kam von allen Seiten, er musste untertauchen. Er war völlig allein, hatte niemanden, der ihn verstehen konnte.und wollte. Es ist ein Wunder, dass er nicht daran zerbrochen ist.
Das Wagnis, sich eine eigene Meinung zu bilden
Er hatte es einfach gewagt, selbst zu denken, sich eine eigene fundierte Meinung zu bilden, und versucht seine Meinung zu äußern. Was ja inzwischen auch in Deutschland zusehends nicht mehr so einfach ist. Seine Meinung sagen zu dürfen, meine ich. Auch in Deutschland ist es zunehmend schwieriger seine Meinung zu äußern, ohne mit negativen Konsequenzen rechnen zu müssen.
Dass es in einem islamischen Land nicht einmal möglich ist den Islam zu verlassen, man sogar mit Mord und Totschlag rechnen muss, spricht für sich. Es sollte uns wirklich aufwecken, wenn man die enorme Ausbreitung des Islam durch eine schnell wachsende, teils doch recht orthodox-muslimische Bevölkerungsgruppe bedenkt, und auf schon andere Deutsche Ex-Muslime schaut, die unter Polizeischutz stehen und bewacht werden müssen, weil gegen sie Mordaufrufe in Form von Fatwas ausgesprochen wurden.
Eben, weil der Islam und seine dazugehörenden Scharia-Regeln überhaupt nicht tolerant sind.
„Mohamed“, sagte ich zu ihm am Telefon.
Leider wirst du hier genau auf die gleichen Menschen und religiösen Einstellungen treffen, denen du zu entkommen versucht hast. Sie sind hier, in Massen. Du musst die Stimme der Menschen sein, die du dort zurückgelassen hast, die sich in der gleichen Situation befinden wie du, die sich verstecken und versuchen zu fliehen. Und du musst uns hier in Deutschland helfen, damit die Leute hier endlich aufwachen und erkennen, wie schlimm es ist, wenn wir den ‚Intoleranten‘ erlauben, durch unsere falsche Toleranz immer mehr Raum und Macht zu ergreifen“.
Mohamed hatte bereits in der kurzen Zeit, in der er hier ist, von der Tatsache gehört, dass ein muslimischer Mann hier zwei Frauen haben und sogar eine Staatsbürgerschaft bekommen kann – und sagte genau das, was ich von dieser Situation halte:
Es ist ungerecht, ich verstehe nicht, wie ein säkulares Land wie Deutschland solche Schariaregeln zulässt. Oder warum jemand, der eindeutig nicht die Werte und Normen von Deutschland leben will, Staatsbürger werden kann”.
Ich fragte ihn, was er hier in Deutschland vorhat.
Der erste Schritt zu einer religionsfreien Gesellschaft ist, aufzustehen und gehört zu werden. Ich möchte frei leben und vor den Gefahren des Islam warnen. Ich möchte sicherstellen, dass wir dorthin gelangen, wo die Werte der Aufklärung und die Menschenrechte noch immer gelten, und ich verspreche, mich denen in meinem neuen Zuhause anzuschließen, die versuchen zu verhindern, dass sich die Religion durchsetzt.”
Aus diesem Grund ist Mohamed Hisham seit Kurzem ein neues Mitglied der Initiative an der Basis.
Als Elektroingenieur-Programmierer für Android-Anwendungen sucht er nun eine Wohnung sowie eine Firma oder einen Arbeitgeber, der ihn einstellen würde, damit er nach “Berlini” ziehen kann! Wo er sich jetzt gerade in Deutschland aufhält, verrate ich lieber nicht.
Rebecca Sommer, unsere Gastautorin ist seit Jahren in der Flüchtlingshilfe tätig und hat mit anderen gemeinsam die „Initiative an der Basis“ gegründet.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion