Interview mit Ungarns Außenminister von niederländischen Medien manipuliert

Der ungarische Außenminister Péter Szijjártó kritisierte auf seiner Facebook-Seite, dass wichtige Teile aus einem Interview mit ihm herausgeschnitten wurden. Sie wurden zudem durch Anti-Ungarn-Propaganda ersetzt. Niederländische Medien stehen in der Kritik.
Ungarn will das Öl-Embargo nur unterstützen, wenn es Ungarn nicht betrifft, so Außenminister Peter Szijjarto.
Außenminister Péter Szijjártó.Foto: -/Russian Foreign Ministry /dpa
Von 29. März 2023


Am 26. März gab der ungarische Minister für auswärtige Angelegenheiten und Handel ein exklusives Interview für einen Vertreter der niederländischen öffentlich-rechtlichen Medien. Die in der Fernsehsendung ausgestrahlte Version zeigte jedoch zur Empörung des Ministers ein völlig anderes Bild als das, das er geschildert hatte.

Auf seiner Facebook-Seite kommentierte Péter Szijjártó den Vorfall mit den Worten, dass Teile aus der niederländischen Version herausgeschnitten „und durch Sätze wie ‚Ungarn ist Putins guter Freund‘ ersetzt wurden“. Er bezog sich damit auch auf linksliberale Medienkritiken. Letztere stellen Viktor Orbán als Diktator dar und Ungarn – wie es im niederländischen Fernsehen auch hieß – als das „schwarze Schaf der EU“.

Der Außenminister veröffentlichte daraufhin eine ungekürzte Version mit den wichtigsten Teilen des Gesprächs auf seiner Website. Dieser Fall ist keine Ausnahme, sondern eines der Beispiele für eine größere Verleumdungskampagne gegen Ungarn.

Was Niederländer sehen und was nicht

Auf der Social-Media-Seite des Ministers wurde ebenfalls die im niederländischen Fernsehen ausgestrahlte Version veröffentlicht. Kommentatoren weisen darauf hin, dass schon die Art und Weise, wie der ganze Film präsentiert wird sowie die visuellen und akustischen Effekte, die er enthält, an sich eine beleidigende Haltung gegen Ungarn offenbaren.

Was war es, das die Niederländer nicht aus dem Mund des ungarischen Außenministers hören durften?

In dem auf englisch geführten Interview fragte die Reporterin, ob sich Ungarn in der EU isoliert fühle, weil seine Friedensbemühungen nicht unterstützt werden. Seine Antwort war, dass es in Brüssel mehr Menschen gebe, die sie unterstützen, als solche, die diese Position offen vertreten. Er sagte, dass sie

es nicht wagen, die führenden Ansichten aus Gründen des Zusammenhalts herauszufordern, weil sie den Druck von Liberalen, NGOs und den Medien fürchten.“

Das hörten die niederländischen Zuschauer jedoch nicht. Ebenso wenig hörten sie, dass in Brüssel regelmäßig Personen auf ihn als Außenminister zugehen. Sie würden ihn vor einer Abstimmung fragen: „Péter, das lässt du doch nicht durchgehen, oder?“ Diejenigen würden zwar nicht wagen, selbst Stellung zu beziehen, doch in Wirklichkeit darauf zählen, dass sich die Ungarn durchsetzen werden. Szijjártó nannte aus Gründen der Fairness keine konkreten Namen.

In den niederländischen Medien wurde auch nicht veröffentlicht, dass die Position der Ungarn auch außerhalb der EU geteilt wird. „Die Welt ist viel größer als Europa oder das transatlantische Bündnis. Und die globale Mehrheit, wie Afrika, Lateinamerika, Asien, wollen Frieden. Das gilt umso mehr, als sie mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben: Nahrungsmittelknappheit, Energiekrisen, kriegsbedingte Inflation“, sagte der Minister.

Das Europäische Parlament hält der Minister für eines der korruptesten Gremien der Welt, was durch die jüngsten Verhaftungen belegt wird. Es fehle eine konkrete Methodik für die Aufdeckung und Behandlung solcher Fälle im Interesse der Transparenz. Für Ungarn gelten jedoch „andere Verfahren“, weshalb er glaubt, dass in der EU mit zweierlei Maß gemessen wird.

Auf die Frage, wie sich die Ungarn fühlen würden, wenn Russland in ihr Land einmarschieren würden und sie keine Unterstützung erhielten, gab Péter Szijjártó zur Antwort: „Das ist uns schon 1956 passiert. Wir wissen also, wie es sich anfühlt.“ Damals wurde Ungarn trotz Zusagen aus dem Westen keine Hilfe im Widerstand gegen die Sowjetunion zuteil.

Der Außenminister wies auch die Behauptung kategorisch zurück, dass die ungarische Regierung die Vereinigten Staaten aus der NATO haben möchte.

Soll Ungarn die EU verlassen?

In der Fernsehshow machte die Reporterin aus Brüssel nach all diesen Videoclips einige sehr kritische Bemerkungen. Ihr zufolge sei die Mehrheit der EU darüber extrem irritiert, dass sich der Regierungschef nicht der gemeinsamen Meinung anschließt. Sie stellt auch fest, dass das Land nicht aus dem Bündnis ausgeschlossen werden kann. Es könnte von sich aus austreten, „aber die Aussagen des Außenministers deuten darauf hin, dass es keine Pläne dafür gibt“.

Viele fanden die Äußerungen der Reporterin empörend. Einige vermuten in ihren Kommentaren, dass es in Wirklichkeit das Ziel der EU sein könnte, Orbán zum Austritt aus der EU zu bewegen.

Auch die linken Medien Ungarns berichteten über den niederländischen Fall. Sie hielten die Ausschnitte eher nicht für maßgebend. Und überließen es den Lesern, die Situation selbst zu beurteilen.

Das ungarische Wirtschaftsportal „MFOR“ fasste zusammen: „Natürlich ist es an sich kein Problem, wenn ein Medienprodukt ein Interview schneidet und kürzt. Aber wenn dies in tendenziöser Weise geschieht und wichtige Teile der Aussage des Interviewpartners berührt, ist es ein schwerer Verstoß gegen die journalistische Ethik.“

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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