„Das schönste Flugzeug der Welt“ – Lufthansas Traum von Luxus-Retroflügen am Boden zerschellt

Ihr kurviger Hintern machte die Lockheed L-1649A Super Star vor 70 Jahren zum schönsten Flugzeug der Welt. In einem ambitionierten Projekt versuchte die Lufthansa die Königin der Lüfte zu restaurieren und wieder abheben zu lassen - leider ohne Erfolg. Nach über zehn Jahren scheiterte der Traum an der Gesamtkomplexität.
Titelbild
Die Lufthansa muss ihren Traum vom "schönsten Flugzeug der Welt" begraben. Die Lockheed L-1694A Super Star trat ihre letzte Reise per Schiff an - zerlegt in über 200 Einzelteile.Foto: Wikimedia Commons
Epoch Times2. Oktober 2019

Ihr Schicksal ist besiegelt, der Traum vom Fliegen ausgeträumt: Die Lockheed L-1649A Super Star der Lufthansa wird nie wieder fliegen. Nach über zehn Jahren und über 100 Millionen Euro stellt die Luftfahrtgesellschaft mit dem Kranich ihr ambitioniertes Flugzeug-Projekt ein.

Anfang September hatten Mitarbeiter die Super Star in über 200 Einzelteilen auf ein Schiff im Hafen von Maine verladen. Vor wenigen Tagen und vor dem Zeitplan traf das Frachtschiff in Bremerhaven ein.

Bevor die Königin der Lüfte ihre vermutlich letzte Ruhestätte in einem Museum findet, verschwindet sie erst einmal in einem Hangar im Hafen. „Derzeit werden erste Überlegungen für ein Ausstellungskonzept entwickelt. Diese sind aktuell allerdings noch nicht entscheidungsreif“, teilte die Lufthansa auf Anfrage der Welt mit.

Auch für Wolfgang Servay von der Stiftung Deutsche Lufthansa Berlin ist das Aus der Super Star wie ein am Boden zerschellter Traum. „Es ist schon eine gewisse Bitternis dabei“, sagte er zu „Welt“.

Viele Jahre haben die Techniker in einem Hangar in Auburn (USA) daran gearbeitet die alte Dame wieder flugfähig und auf den neusten Stand der Technik zu bringen. Letztendlich scheiterte das Projekt jedoch an der Komplexität des Ganzen. Über die Kosten herrscht Stillschweigen, doch unter der Hand wird von einem 9-stelligen Betrag gesprochen.

Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt berichtete: „Je mehr man hinguckte, desto mehr musste man an dem Vogel machen. Das ist ein bisschen so, als ob man ein altes Haus kauft.“ Dass die Super Star trotz des enormen Aufwands – die Lufthansa hatte drei alte Maschinen gekauft um eine zu restaurieren – nie wieder fliegt, ist für Großbongardt beschlossene Sache. Durch das Abtrennen der Tragflächen sei ihr Schicksal als Museumsstück besiegelt.

Das „schönste dreimotorige Flugzeug“ mit vier Propellern

Die Super Star war einst das Flaggschiff der Lufthansa-Flotte. Mit bis zu 8.700 Kilometern Reichweite beförderte sie Mitte des letzten Jahrhunderts bequem 40 bis 90 Passagiere über den Atlantik.

Mit ihrem charakteristischen Heck wurde sie als schönstes Flugzeug der Welt bezeichnet. Doch als letzte große Propellermaschine hatte sie ihre Tücken. Ihre auf Höchstleistung getrimmten Motoren waren derart störanfällig, dass sie oft nur mit drei statt vier Motoren landete, was ihr den Ruf als „bestes dreimotoriges Flugzeug“ einbrachte.

Rückblickend sagt Servay, dass es „selbst für eine große Luftfahrtgesellschaft zu komplex“ war. Großbongardt fügte hinzu, dass man den Versuch der Lufthansa jedoch groß anrechnen muss. (ts)



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