Die wahren Wurzeln von Halloween

Am 31. Oktober ist Halloween. Doch wer glaubt, dass hier ein amerikanisches Fest den Siegeszug um die Welt angetreten hat, der irrt.
Halloween hat grüne Wurzeln: im heidnischen Irland
„Jack O'Lantern“ mit Vollmond und Gruselfaktor.Foto: iStock
Von 31. Oktober 2023

Vielleicht haben Sie es schon erlebt, dass am späten Abend des 31. Oktober „Gespenster“ vor Ihrer Tür standen und „Süßes oder Saures“ einforderten. Spätestens dann wussten Sie, es ist wieder Halloween. Doch haben Sie auch gewusst, dass dieses vermeintlich amerikanische Fest gar nicht von dem Kontinent jenseits des Atlantiks stammt, sondern von der grünsten Insel Europas? Sie haben richtig gehört: Halloween kommt ursprünglich nicht aus den USA, sondern aus Irland.

Das heutige Gruselfest hat heidnischen Ursprung und geht auf das Tausende Jahre alte „Samhain-Fest“ der Kelten zurück, ein großes Neujahrsfest mit Feuer und Festmahl. Diese Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November war sozusagen ihr „Silvester“, am 1. November begann ein neues Jahr.

In manchen Überlieferungen heißt es, dass dieses neue Jahr mit einer Volksversammlung bei Sonnenuntergang begann. Man beriet, ob es genügend Vorräte für den Winter gab und welche Tiere geschlachtet werden mussten, weil sie zu schwach waren, den Winter zu überstehen. Auch Ehen sollen vorbereitet oder geschlossen sowie neue Gesetze gemacht und Gerichtsverhandlungen abgeschlossen worden sein. Letzteres soll das Ziel gehabt haben, Konflikte und Streitigkeiten zu beseitigen und sie nicht als Ballast in das neue Jahr mitzunehmen.

Eine Aussprache mit den Verstorbenen

Der Samhain (zu Deutsch: Vereinigung) stand im Allgemeinen im Zeichen des Neuanfangs. Damals glaubte man, dass an diesen Tagen der Schleier zwischen dieser Welt und dem Jenseits am dünnsten ist und die Geister der im letzten Jahr Verstorbenen deshalb mühelos zwischen beiden Welten umherwandern konnten.

Genau dann soll es besonders leicht gewesen sein, Kontakt zur Anderswelt aufzunehmen, was die Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November zu einer „Begegnung zwischen Lebenden und Toten“ gemacht haben soll. Auch hier sollten alte Konflikte und Streitigkeiten beseitigt werden, damit die Toten schließlich ihre ewige Ruhe finden und die Lebenden mit einem reinen Gewissen weiterleben konnten. Außerdem sollte den schon lange verstorbenen Ahnen gedacht und geehrt werden, ihre Gräber besucht und Gaben wie Blumen gebracht werden.

Während manche Feuer und später Laternen anzündeten, damit die in dieser Nacht zurückgekehrten Geister der Toten sie leichter finden, sollen diejenigen, die sich vor ihnen fürchteten, sich selbst verkleidetet haben, um von ihren Ahnen nicht erkannt zu werden. Vielleicht hatte man ja dem einen oder anderen etwas geschuldet und nun hatte man Angst vor der übernatürlichen Begegnung. In manchen Überlieferungen heißt es auch, man habe sich als böse Gespenster verkleidet, um die Toten zu verscheuchen.

Dunkle Vergangenheit?

Eine ganz andere Seite legen römische Schriftquellen und Aufzeichnungen christlicher Mönche dar. Demnach sollen zu Samhain Blutopfer von Tieren und Menschen erbracht worden sein. Verschiedene, teils moderne, Quellen sprechen von zerstückelten Erstgeborenen, andere von missbrauchten Jungfrauen. Auch sollen Männer in Käfigen verbrannt worden sein, was dem heutigen Fest der Kürbisse und Kostüme einen weniger schönen Beigeschmack gibt.

In der Geschichte waren sowohl Römer als auch Christen den heidnischen Kelten nicht wohlgesonnen, weshalb ihre Deutungen mit entsprechender Vorsicht zu genießen sind. Darüber hinaus sprechen moderne Interpretationen Halloween teils bizarre und satanistische Verbindungen zu. Mögliche Beweggründe und deren historischen Zusammenhänge sind nicht bekannt.

Insgesamt ist anzumerken, dass es keine durchgehenden Nachweise über die Ursprünge von Samhain und der Entwicklung zu Halloween gibt. Zudem ist die Verbindung zwischen irischen Ureinwohnern und Kelten unklar. Die Kelten kamen erst später. Daher ist nicht klar, wie viel von den ehemals irischen Riten überhaupt überliefert, beziehungsweise wie viel von christlichen und anderen Aspekten überlagert oder verdrängt wurden.

Keltische Religion

Ein Jahr bestand bei den Kelten aus Jahreskreisen und -festen, die zyklisch wiederkehrten und ein achtteiliges Rad symbolisiert. Das keltische Jahr begann am 1. November mit dem Jahreskreis Samhain und endete mit dem Jahreskreis Mabon. Jedes dieser acht Jahreskreise wurde zu Beginn mit einem speziellen Fest zelebriert.

Da die Kelten ein naturnahes Volk waren, orientierten sich ihre Festtage zeitlich an markanten Naturmerkmalen. So läutete die Sommersonnenwende (21. Juni) den Jahreskreis Litha ein, während mit der Wintersonnenwende (21. Dezember) der Jahreskreis Yule begann. Ob die Kelten spezielle Götter für die Jahreskreise hatten, ist nicht bekannt. Sicher ist aber, dass es viele naturbezogene Gottheiten gab, da alles in der Natur etwas wie eine Seele besaß. Betrachtet man die keltischen Feiertage, fällt ins Auge, dass viele dieser Tage ein ähnliches christliches beziehungsweise modernes Pendant besitzen.

Darstellung des keltischen Jahres aus acht Jahreskreisen. Foto: Epoch Times

Samhain und Allerheiligen

So erfolgte im 5. Jahrhundert nach Christus die Christianisierung Irlands durch den katholischen Mönch und Bischof St. Patrick. Dadurch wurden heidnische Bräuche immer mehr an den Rand gedrängt, auch wenn es heißt, die irischen Druiden hätten ihm die Missionierung nicht leicht gemacht.

Nachdem die Kirche im 7. Jahrhundert den Festtag „Allerheiligen“ einführte, wurde er zunächst im Frühjahr gefeiert, auch in Irland. Allerheiligen hat übrigens – wie viele andere Feste auch – seinen Ursprung im Orient und geht dort auf das 4. Jahrhundert zurück.

Samhain war im frühchristlichen Irland immer noch weit verbreitet. Im 9. Jahrhundert verlegte Papst Gregor IV. Allerheiligen auf den 1. November und damit verschmolz dieser kirchliche Feiertag in Irland mit den Bräuchen des vorher heidnischen Festes Samhain. Die Christen durften sich zwar zum Fest weiterhin verkleiden, sollten aber jetzt den Heiligen gedenken.

Im englischsprachigen Raum bekam dieser Festtag im Mittelalter die Bezeichnung „All Hallows‘ Day“. Der Tag vor Allerheiligen, der 31. Oktober, wurde „All Hallows‘ Eve“ genannt. Mit der Zeit wurde daraus die Bezeichnung Halloween, wie wir es heute kennen.

Halloween ist der gruseligste und zugleich lustigste internationale Feiertag. Sein Ursprung ist fast vergessen. Foto: iStock

Von geschnitzten Rüben zu Kürbissen

Ausgehöhlte Kürbisse mit eingeschnitzten Fratzen gehören ebenfalls zu Halloween, und auch das hat seine Wurzeln in Irland. Allerdings benutzte man auf der grünen Insel Rüben oder große Kartoffeln und erst nachdem die irischen Auswanderer den Brauch mit nach Amerika genommen hatten, ging man von Rüben und Kartoffeln auf Kürbisse über.

Das Schnitzen der Rüben geht in Irland auf eine Volkserzählung zurück, die von einem Mann namens Stingy Jack handelt. Dessen Seele schwebte nach seinem Tode heimatlos zwischen Himmel und Hölle. In den Himmel durfte er nicht, weil er kein Guter war; in die Hölle kam er auch nicht, da er zu Lebzeiten dem Teufel einen Streich spielte und aushandeln konnte, dass seine Seele nie in die Hölle käme. Ziellos umherirrend, bekam der Teufel schließlich Mitleid mit Jack und schenkte ihm ein Stück glühende Kohle, damit er sich daran wärmen konnte. Jack höhlte jedoch die Rübe aus, die er dabei hatte, und legte die Kohle hinein. Im englischsprachigen Raum bezeichnet man die Halloween-Kürbisse deshalb auch „Jack O‘Lantern“.

Barmbrack – ein traditionelles Gebäck

Auch ein traditionelles Gebäck darf zu Halloween nicht fehlen. Aus altirischer Zeit ist der „Barmbrack“ überliefert, den man wohl am ehesten mit einem Rosinenbrot vergleichen kann. Der Teig ist süßer als Weißbrot, aber weniger reichhaltig als Kuchen. Wahrscheinlich stammt er vom irischen Wort „bairín“ (Laib) und „breac“ (gesprenkelt) ab, daher könnte man es mit „gesprenkeltes Brot“ übersetzen.

Einige Rezepte enthalten zusätzlich getrocknete Johannisbeeren, Kirschen oder Datteln und Nüsse wie Mandeln oder Walnüsse. Allen gemein ist, dass die fruchtigen Bestandteile in (irischem) Tee und Whiskey eingeweicht und anschließend in einen Hefe- oder Brotteig eingebacken werden. Anschließend wird der Laib mit Gewürzbutter, mit Zimt und Lebkuchengewürz bestrichen.

Das Besondere am Barmbrack ist jedoch, dass man kleine Gegenstände mit einbackt, die die Zukunft voraussagen sollen. Am beliebtesten sind Ringe, denn der glücklichen Finderin steht eine Hochzeit ins Haus. Andere traditionelle Fundstücke sind unter anderem ein Penny (für Erfolg oder Reichtum), ein Zweig (kündigt einen Streit an) oder ein Stück Stoff (als Zeichen für Unglück oder Armut). Mit etwas Kreativität können Sie die „Zutaten“ beliebig erweitern.



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