Lauterbach privat: Werbung für die Wärmepumpen-Lobby

Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach hat auf Twitter dafür gesorgt, dass ein Interessenverband der Wärmepumpen-Industrie ungewöhnlich viel Aufmerksamkeit bekam. Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will die Legalisierung von Cannabis in Deutschland vorantreiben.
Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach hat sich auf Twitter erneut jede Menge Gegenwind eingehandelt. Das Foto zeigt ihn bei einer früheren Pressekonferenz (Archivbild).Foto: Hannes P. Albert/dpa
Von 9. Mai 2023

Dass der Bundesverband Wärmepumpe e.V. (BWP) die Werbetrommel rührt, um den Menschen die ohnehin politisch verordnete Heiztechnik schmackhaft zu machen, ist nicht weiter verwunderlich. Dass aber ein Bundesgesundheitsminister dem Industrie-Interessenvertreter öffentlich den Rücken stärkt, erscheint schon etwas bemerkenswerter.

Denn woher hat der studierte Mediziner und Gesundheitsökonom Karl Lauterbach (SPD) das Fachwissen eines Installateurs oder Energieanlagenelektronikers? In seinem offiziellen Lebenslauf taucht nichts von irgendwelchen Verbindungen zur Ingenieurskunst auf, schon gar nicht in der Heiz- und Energiebranche.

Gleichwohl „retweetete“ – hier übersetzbar mit „empfahl“ – Lauterbach auf seinem privaten Twitter-Account einen längeren Text des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP), indem die kostspielige Heizungstechnik angeblich „realistisch betrachtet“ wurde:

Guter langer Thread zu Wärmepumpen, der mit vielen Vorurteilen aufräumt. Es war im Übrigen schon seit Jahren klar, dass Wärmepumpen unsere Gas- und Ölheizung ersetzen werden. Das Thema wurde einfach totgeschwiegen. Als ob die Energiewende nur ein Konzept wäre, nicht teure Realität“ (Quelle: Twitter)

Aufmerksamkeitsschub für den Wärmepumpenverband

Der Verband konnte bislang nur knapp 5.300 „Follower“ auf Twitter für seine Arbeit interessieren, Lauterbach über eine Million. Ohne die Empfehlung des prominenten Politikers hätten die 21 Textschnipsel in typischer Twitter-Länge, die sich hinter dem BWP-Thread verbergen, also wohl kaum so viel Aufmerksamkeit erregt: Der BWP-Erklär-Tweet wurde bislang über 660.000-mal aufgerufen.

Das dürfte mit Abstand der größte Twitter-Erfolg für die Öffentlichkeitsarbeiter des Interessenverbands sein, der für seine eigenen Tweets bisher selten mehr als dreistellige Abrufzahlen verbuchen konnte und häufig einfach auf andere Nachrichten von Mitstreitern wie dem „Bundesverband Erneuerbare Energie“ oder private Wärmepumpenhersteller verweist. Und – nach eigenem Bekenntnis – mit Blockierung auf Kommentatoren reagiert, die es wagen sollten, die „Wärmewende als Kulturkampf“ zu „zelebrieren“.

Interessant scheint, ob sich Lauterbach uneigennützig und gratis um die Unterstützung einer Sache abseits seiner beruflichen Funktion einsetzt. Jedenfalls hat er seinen offiziellen Twitter-Account als Gesundheitsminister genutzt und eine Wirkung erzielt, für die manch andere Interessenvertreter und Lobbyisten als Influencer teuer bezahlt werden.

Schuster, bleib bei deinen Leisten

Kaum ein Kommentar findet sich unter Lauterbachs Einlassung, der nicht auf die Diskrepanz zwischen Amt, Expertise und der Wärmepumpen-Botschaft des Ministers eingeht.

Den Anfang macht Lauterbach-Kritiker und Corona-Maßnahmen-Skeptiker Dr. Friedrich Pürner. „Sie sind kein Pharma-Lobbyist mehr?“, heißt seine schlichte Einstiegsfrage, die von Lauterbach bislang unbeantwortet blieb. Pürner legte nach: „Fragen Sie besser bei den wirklichen Fachleuten nach – den Heizungsmonteuren. Sie @Karl_Lauterbach waren ja schon bei der Maskenfrage und der COVID-Impfung völlig überfordert. Und auch sonst klappt es nicht sehr gut, oder? Hat DEU schon ausreichend Antibiotika-Säfte für Kinder?“

„Sind Sie nicht Gesundheitsminister?“, fragt auch „Dodo“ und mahnt: „Als Kassenpatient erhält man kaum Termine, Leistungen werden immer knapper, Medikamente sind nicht immer vorrätig. Das ist ihr Job!“

Auch die fraktionslose Bundestagsabgeordnete Joana Cotar rät Lauterbach, sich um sein Kerngeschäft zu kümmern: „Wie wäre es, wenn Sie sich um nutzlose Masken kümmern, anstatt jetzt auch noch Wirtschaftspolitik machen zu wollen?!“

„Sie glauben also, dass ein Lobbyverband gut informiert. Könnte es sein, dass Sie öfter mal auf Lobbyisten reinfallen?“, stichelt der Mediziner Dr. Christian Winter.

War da nicht was mit der Impfung?

„Wenn Wärmepumpen genauso sicher effektiv und ohne Nebenwirkungen wie die angepriesenen mRNA Injektionen sind, steht der deutschen Nation ja eine glorreiche Zukunft bevor…“, spottet der Twitterer „Hellseher“.

„Gustavine Le Bon“ greift einen Teilaspekt des Lauterbach-Tweets ähnlich satirisch auf: „Es war im Übrigen schon seit Jahren klar, dass die ‚Impfungen‘ Nebenwirkungen, bis hin zum Tod, haben werden. Das Thema wurde einfach totgeschwiegen.“

Vielleicht noch bissiger der User „Stahlratte“: „Wie viel #Bratwurst gibt es beim Einbau einer #Waermepumpe? Oder doch lieber #Gasheizer und #Oelheizer einfach aus der Gesellschaft ausschließen?“

Der „Rödertaler“ haut in eine ähnliche Kerbe: „Im Gesundheitsressort gibts nach Corona wohl nix mehr zu tun? Oder wollen Sie Kollegen Habeck als Wirtschaftsminister verdrängen? Wäre vermutlich einen Versuch wert, schlimmer kann es eh nicht mehr werden.“

„Womöglich bereitet er sich auf eine Ministerposten-Rotation vor? Lauterbach <-> Habeck“ spekuliert ebenfalls ein User, der unter „B.A.f.H.“ auftritt.

Wahrheit oder bloß Werbung?

Und auch der Interessenverband BWP selbst kriegt sein Fett weg:

„Bundesverband Wärmepumpe meint: Wärmepumpen sind besser als ihr Ruf.
McDonald’s meint: Fastfood ist gesünder als man denkt. Philip Morris meint: Zigaretten sind gar nicht so schädlich wie alle glauben“, schreibt etwa „Hirnschluckauf“.

Ähnlich baut Andreas Neumann seine Replik auf: „‚Impfen ist der einzige Weg aus der Pandemie.‘ ‚Waffenlieferungen sind der einzige Weg aus dem Ukraine-Krieg.‘ ‚Wärmepumpen sind der einzige Weg aus der Klima-Krise.‘ Für wie bescheuert halten Sie die Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik Deutschland eigentlich?“

Gipfel der Popularität überschritten

Das Jahr 2023 lief bisher nicht sonderlich erfolgreich für Karl Lauterbach. Immer wieder musste er als einer der glühendsten Verfechter des „Teams Vorsicht“ Fehleinschätzungen oder mangelnde Kenntnisse über Daten oder Erfolge der Corona-Maßnahmen einräumen.

Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass seinem Gesundheitsministerium nach drei Jahren Corona-Maßnahmenpolitik noch immer keine detaillierten Erkenntnisse über die Wirksamkeit der Maskenpflicht vorliegen. Im Februar 2023 hatte Lauterbach zugegeben, dass Corona-Regeln im Freien „Schwachsinn“ gewesen seien. Zuvor hatte er genau das jahrelang vehement abgestritten.

Auch seine früheren Aussagen, nach denen die COVID-19-Impfungen „nebenwirkungsfrei“ oder „fast nebenwirkungsfrei“ seien, musste der Medizinprofessor inzwischen revidieren. Zum Schutz vor tätlichen Angriffen nimmt Lauterbach inzwischen „die höchste Sicherheitsstufe überhaupt“ in Anspruch.



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