„Tagesspiegel“: Die alte Weltordnung zerfällt – Gefahr oder Chance?

"Wer die Heimat verlassen muss, möchte nicht nach China oder Russland oder in die arabische Welt, sondern nach Europa und Amerika." Ein Plädoyer für die alte Weltordnung?
Titelbild
Die US-Flagge und die des Kommunistischen Regimes in China.Foto: iStock
Epoch Times15. Februar 2019

„Die alte Weltordnung zerfällt, und das ist nicht nur schlecht“ betitelt heute der „Tagesspiegel“ einen Kommentar zur Münchner Sicherheitskonferenz. Während alte Sicherheiten wegbrechen würden, zeichneten sich noch keine neuen ab. Analyst  Christoph von Marschall sieht darin auch eine Chance.

Während die halbe Welt in München zu Themen der Sicherheit diskutiere, zeichne sich laut der Einschätzung von Marschall nicht wirklich eine größerer Sicherheit ab. Ganz im Gegenteil.

Die Zahl der Kriege nehme zu, nur ihre Intensität und Art der Austragung habe sich geändert. Es drohe eine „Ära nuklearer Aufrüstung“, Fachleute redeten „von der Rückkehr des Konflikts der Großmächte“.

Dabei würden die jährlichen Lageberichte der Sicherheitskonferenz schon seit Jahren vor allem eines beklagen:

Die gewohnte internationale Ordnung verliert ihre Bindekraft, eine neue ist nicht sichtbar.“

Pessimisten könnten das laut Marschall auch so verstehen:

Die Welt ist ein Scherbenhaufen. Wer kehrt die Scherben auf?“

Die alte Ordnung stütze sich auf ein System aus Institutionen, Prinzipien und Verträgen, das die westlichen Demokratien geschaffen hätten: Vereinte Nationen, Internationaler Währungsfond, Welthandelsorganisation, Nato, EU, OSZE, Grundrechte Charta, Verbot der Verbreitung von Atomwaffen usw.

Doch diese alte Ordnung entfalte nur Kraft, so Marschall, wenn jemand da sei, der die Ordnung schützt. Das sei lange die USA gewesen, aber diese verliere unter Trump immer mehr das Interesse daran.

China und Russland könnten nach der Einschätzung von Marschall die Aufgabe nicht übernehmen. Diese hätten sich bequem damit eingerichtet, „die Ordnung zu nutzen, soweit sie ihren Interessen dient, und sie zu unterlaufen, wenn sie ihnen schadet“.

Der Verfall der Ordnung berge aber nicht nur Gefahrenen sich. Im Gegenteil, er zwinge „Gesellschaften und Staaten zum Nachdenken, welche Optionen sie haben und welche davon besser oder schlechter für sie sind“. Womöglich könnten dann auch Bündnisse wieder an Attraktivität gewinnen, die viele bereits abgeschrieben hätten, meint Marschall.

Häufig werde nun auch von „G2“ gesprochen: Die USA als alte und China als neue Supermacht würden die Welt führen. Dabei sei jedoch interessant, wie sich Kooperation und Konfrontation mischen würden. Und wäre das überhaupt in europäischem Interesse? Immerhin habe sich China in den letzen Jahren nicht – wie erhofft – weiter für Demokratie und Rechtsstaat geöffnet. Statt dessen werde es immer autoritärer.

Das westliche Modell bleibe für viele Menschen attraktiv,  resümiert Marschall.

Wer die Heimat verlassen muss, möchte nicht nach China oder Russland oder in die arabische Welt, sondern nach Europa und Amerika.“

Zudem hätten diese beiden viele Verbündete, die China und Russland nicht hätten.

Die alte „regelbasierte Ordnung“ sei noch nicht tot, im Angesicht der Alternativen wachse gerade ihr Wert, vor allem auch für Europa, so Marschalls Fazit. Er sieht darin eine Rückkehr des Wettbewerbs der Gesellschaftsmodelle. (nmc)



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