Gaza-Krieg stürzt Israels Wirtschaft ins Ungewisse

Der Krieg gegen die Hamas bedeutet eine starke Belastung für Israels Wirtschaft. Die Frage ist nun, wie lange die Krise andauern wird.
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Die israelische Landwirtschaft in den südlichen Kibbuzen ist zusammengebrochen. Das Bild zeigt den Kibbuz Ein Gedi.Foto: iStock
Von 11. November 2023

Was sind die wirtschaftlichen Aussichten für Israel angesichts der „langen und schwierigen Militärkampagne“, vor der Premierminister Benjamin Netanjahu Ende Oktober gewarnt hat?

Israel hatte im Vorfeld seiner Offensive gegen die Hamas bereits die Rekordzahl von 350.000 Reservisten mobilisiert, was acht Prozent der Arbeitskräfte entspricht. Der Mangel an Arbeitskräften hat zu Versorgungsengpässen und anderen wirtschaftlichen Problemen geführt, berichtet „Bloomberg“ und zitiert: Schätzungen von Mizrahi-Tefahot – der drittgrößten Bank Israels – zufolge kostet der Krieg den Staat seit Ende Oktober rund 2,5 Milliarden US-Dollar pro Monat.

Israels Währung, der Schekel, fiel letzte Woche auf den tiefsten Stand seit mehr als 20 Jahren, berichtet „Merkur.de“. Das Portal zitiert das israelische Statistikbüro, wonach die Hälfte der Unternehmen im Land heftige Einbußen beklagen.

Ganze Kleinstädte verlassen

Neben Zwangsurlauben und der massenhaften Einberufung in die Armee gibt es auch Fälle, in denen ganze Kleinstädte verlassen wurden und Geschäfte geschlossen blieben. Dies geschieht vor dem Hintergrund der jüngsten Evakuierungen in Israel von 250.000 Menschen. Viele wurden gezwungen, in Hotels oder bei Verwandten zu übernachten, berichtet „FOREIGN POLICY (FP)“.

Michel Strawczynski, Wirtschaftswissenschaftler an der Hebräischen Universität Jerusalem, sagte der geopolitischen Zeitschrift, dass die Kosten der beiden vorangegangenen israelischen Konflikte – der Libanon-Krieg im Sommer 2006 und der 2014-Konflikt mit der Hamas – 0,5 Prozent der Wirtschaftsleistung betragen hatten. Für diesen Konflikt prognostiziert er hingegen eine Reduzierung des Bruttosozialproduktes um bis zu 15 Prozent für dieses Quartal.

Gastarbeiter ermordet

Als Israels Gewächshaus werden landwirtschaftlichen Betriebe im Süden Israels bezeichnet, deren Bevölkerung am stärksten von dem Hamas-Angriff am 7. Oktober mit über 1400 Toten betroffen war. 7.000 thailändische Staatsangehörige, die den Großteil der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte ausmachten, flohen aus dem Land, nachdem Terroristen fast zwei Dutzend von ihnen entführt und weitere drei Dutzend getötet hatten, wie FP berichtete.

Freiwillige von Universitäten versuchen nun, die Situation zu retten und die Ernte einzubringen, bevor die Früchte verfaulen. Die Situation stellt für Israel in mehr als einer Hinsicht einen schweren Schlag dar. Der israelische Sicherheitsexperte Robert C. Castel erklärte gegenüber der ungarischen Sendung „Hetek“ im Hinblick auf die getöteten Wanderarbeiter, dass das Geschehene für das Land sehr schmerzhaft sei. „Diese Menschen, Gäste unseres Landes, haben uns vertraut, dass wir sie beschützen können und werden. Und wir haben versagt“, erklärte er.

Internationale Unterstützung

Um den wirtschaftlichen Zusammenbruch zu verhindern, wurde eine Initiative namens Iron Nation ins Leben gerufen. Eine Gruppe inländischer und ausländischer Investoren versucht, Millionen von US-Dollar aufzubringen, um israelische Start-ups zu retten. Laut „Jewish News“ hatten bis Anfang November bereits 150 Unternehmen eine Unterstützung zwischen 500.000 und 1,5 Millionen US-Dollar angefragt.

Darüber hinaus engagieren sich Israelis in großem Umfang ehrenamtlich. Laut einer Studie der Hebräischen Universität Jerusalem mit dem Namen „Civil Society Engagement in Israel during the Iron Swords War“ hat sich fast die Hälfte der israelischen Bevölkerung in irgendeiner Weise freiwillig engagiert. Laut der Studie demonstrierten Israelis in den ersten zwei Wochen nach dem Anschlag eine „bemerkenswerte Mobilisierung von Finanzmitteln“. Und die Spenden von nordamerikanischen jüdischen Organisationen schätzen die Autoren auf Hunderte Millionen US-Dollar.

Zudem haben dreihundert israelische Wirtschaftswissenschaftler in einem offenen Brief, laut „The Times of Israel“, den Premierminister Benjamin Netanjahu aufgefordert, Gelder für nicht essenzielle Zwecke im Staatshaushalt zu stoppen und die Ausgabenprioritäten zu überdenken. Sie betonen, dass nur auf diese Weise eine drohende Wirtschaftskrise während des laufenden Krieges mit der Terrorgruppe Hamas überwunden werden kann.

Die größte Unbekannte besteht laut mehreren Analysten jedoch darin, wie lange der Krieg gegen die Hamas und die damit einhergehenden besonderen Belastungen der Wirtschaft andauern werden.



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