Heimatschutzbehörde in Belgien warnt: China betreibt Bio-Spionage in Europa

Die Behörde für Heimatschutz hat dem europäischen Blatt „EUobserver“ Dokumente überlassen, die vor chinesischer Spionage warnen. Wie gehen die Spione vor? Welche Ziele haben sie? Und wie reagiert die EU? Eine Analyse.
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Screenshot des chinesisch-belgischen Technologiezentrums.Foto: cbtc.eu
Von 7. Mai 2020

China betreibt Spionage in Belgien: Chinesische Spione haben Experten für biologische Kriegsführung und Impfstoffe ins Visier genommen. Das vermutet der belgische Sicherheitsdienst, schreibt die Online-Zeitung „EUobserver“. Und der belgische Geheimdienst befürchtet, dass sie auch den britischen Pharmagiganten und Impfstoffhersteller GlaxoSmithKline (GSK) in Belgien sowie belgische High-Tech-Firmen im Auge haben.

Der Verdacht wurde in vertraulichen belgischen Berichten aus den Jahren 2010 bis 2016 dargelegt, welche dem „EUobserver“ vorliegen. Die Dienste warnen gleichzeitig die belgischen Behörden vor der Bedrohung durch chinesische Militär-, Wissenschafts- und Medizinspionage.

China zeigt Interesse an biologischer Kriegsführung

Dem „EUobserver“ zufolge steht der belgische Verdacht nicht in direktem Zusammenhang mit der aktuellen Corona-Pandemie, die in China im Dezember 2019 begann. Das europäische Blatt stellt auch klar, dass die belgische Heimatschutzbehörde Veiligheid van de Staat (VSSE) die chinesische Regierung nirgends in den Berichten beschuldigt, ein verdecktes Biowaffenprogramm zu haben.

Die chinesische EU-Mission ihrerseits bestritt jegliches Fehlverhalten in Belgien und sagte dem „EUobserver“, China habe stets „in Übereinstimmung mit den örtlichen Gesetzen“ gehandelt.

Laut „EUobserver“ kann man einem der vertraulichen Texte entnehmen, dass das Gebiet der biologischen Kriegsführung und der Impfstoffe „für chinesische [Geheimdienst-]Dienste von großem Interesse“ sei. Der belgische Heimatschutz stützt sich dabei auf mehrere Informanten. 

Chinesische Spione waren nicht die einzigen, die „Interesse“ an dem Thema zeigten, gab die Behörde in ihren Berichten an. So hatte Jean-Luc Gala, ein hochrangiger belgischer Biowaffenexperte, früher einen „verdächtigen“ russischen Assistenten, hieß es in einem der Berichte.

Der ehemalige Biowaffenexperte Martin Zizi erklärte „EUobserver“ zufolge: „Ich war ebenso ein Ziel von amerikanischer, russischer, chinesischer oder sogar afrikanischer Seite.“

Fall 1: Martin Zizi

Martin Zizi, ein ehemaliger Biowaffenexperte des belgischen Militärs, wurde schon vor Jahren von chinesischen Spionen ins Visier genommen. 2010 lehrte er als Professor an der Vrije Universität in Brüssel, heißt es in einem Bericht der Heimatschutzbehörde. Der Behörde fiel auf, dass Zizi offenen Umgang mit einer chinesischen Wissenschaftlerin hatte, die er „in das wissenschaftliche und medizinische Milieu“ einführte.

Die Wissenschaftlerin war allerdings früher Militärärztin in der chinesischen Armee. Daher befürchtete der belgische Heimatschutz, „sie könnte zu enge Beziehungen zu ihrem Land im Allgemeinen und zu ihrem früheren Arbeitgeber im Besonderen unterhalten“, hieß es in dem Bericht.

„Sie war offensichtlich Teil von MSS“, sagte eine Quelle aus dem belgischen Sicherheitsbereich gegenüber „EUobserver“ – und bezog sich dabei auf das chinesische Ministerium für Staatssicherheit (MSS).

Fall 2: Jean-Luc Gala und das Zentrum für angewandte molekulare Technologien

China zielte gleichfalls auf Professor Jean-Luc Gala, einen anderen belgischen Spezialisten für biologische Kriegsführung, ab. Die Analyse zu Prof. Gala ist in den Berichten der Heimatschutzbehörde Belgiens auch enthalten. Er ist der Leiter des Centre de Technologies Moléculaires Appliquées (Zentrum für angewandte molekulare Technologien, CTMA), eines belgischen militärisch-privaten Gemeinschaftsunternehmens, das Biowaffenforschung betreibt.

Professor Gala ist Oberst im Ruhestand und wurde von der belgischen Regierung als qualifizierter Experte für die Vereinten Nationen ernannt, um Untersuchungen oder Anschuldigungen bezüglich des Einsatzes von biologischen oder toxischen Waffen durchzuführen. Er nahm an einer Mission in Afrika teil, welche die Bekämpfung von Ebola als Ziel hatte.

Prof. Gala benutzte mobile Labors, die von der CTMA entwickelt wurden. Einen Teil seiner Zeit verbrachte er in entlegenen Gebieten Guineas, um das Medikament Avigan zu testen, beschrieb ein Dokument der Behörde für Heimatschutz in Belgien.

Das Zentrum wurde vom belgischen Spionagedienst als „seiner Zeit beim Thema Bioterrorismus voraus“ beschrieben. Vor einigen Jahren stellte der Heimatschutz jedoch fest, dass zwei Büroeinheiten von chinesischen Wissenschaftlern in einem anderen Stockwerk desselben Campus-Gebäudes belegt wurden, in dem Einheiten des belgischen Biowaffen-Instituts untergebracht waren.

Eine Büroeinheit davon wurde von einem Pekinger Wissenschaftspark im Jahr 2018 eröffnet und war ein „nicht spezialisiertes Großhandelsunternehmen“, wie es in der belgischen Nationalbank hieß. Das zweite Büro war das Europabüro Shenzhen, eine Zweigstelle einer chinesischen Regionalentwicklungsagentur.

Einer ihrer Spitzenkräfte, ein chinesischer Beamter, geriet jedoch unter Verdacht, weil er seit seiner Ankunft in Belgien fünf Jahre lang in der Öffentlichkeit „bemerkenswert untätig“ war, analysiert ein Bericht der Heimatschutzbehörde aus Belgien.

„Offensichtlich gehört er zum MSS“, sagte die belgische Sicherheitsquelle. Laut „EUobserver“ wären diese Einheiten wie Teile eines Trojanischen Pferdes des chinesischen Ministeriums für Staatssicherheit – und sie würden noch „ein größeres vor dem Tor der Universität bauen“.

Ein chinesisch-finanziertes „smart valley“ in Wallonien

Das chinesisch-belgische Technologiezentrum (CBTC) ist ein chinesisch-finanziertes „smart valley“ in Louvain-la-Neuve im wallonischen Teil Belgiens. Es beherbergt laut AWEX, der Entwicklungsagentur der belgischen Region Walloniens, bereits 23 chinesische und belgische Firmen in den Bereichen Biowissenschaften, IT und Hightech-Produktion.

Bis zu 800 chinesische Hightech-Spezialisten und Unternehmen sollen dort untergebracht werden, wenn es Ende 2021 fertiggestellt ist. Wegen der Corona-Pandemie ist der Bau vorerst unterbrochen.

Laut „EUobserver“ ist es das erste Projekt dieser Art in der EU und befindet sich symbolisch im „Herzen Europas“, da Belgien die EU-Institutionen beherbergt.

Der chinesische Wissenschaftspark befindet sich neben zwei GSK-Einrichtungen, die Forschung von Impfstoffen betreiben. Das Technologiezentrum wurde mit einigem Trubel eröffnet, als Chinas Staatschef Xi Jinping 2014 nach Belgien kam.

Screenshot aus einer Präsentation des chinesisch-belgischen Technologiezentrums. Am 31. März 2014 waren Präsident Xi Jinping und der belgische Premierminister Elio Di Rupo Zeugen der Unterzeichnung des Rahmenabkommens über die Zusammenarbeit beim Aufbau des Zentrums. Foto: abh-ace.be

Riskante Geschenke und Spionage

Die Gesamtinvestitionen und fast 800 Arbeitsplätze in Wallonien belaufen sich auf über 700 Millionen Euro, zitiert der „EUobserver“ die Agentur AWEX.

Aber das Geschenk von Xi „birgt eine sehr große Gefahr der Wirtschaftsspionage zum Nachteil der Universität in der Region … sowie gegen die zahlreichen Technologieunternehmen, welche sie umgeben“, so der Heimatschutz in einem Bericht aus dem Januar 2014.

Die Behörde sieht in dem Zentrum nicht nur die Gefahr, dem chinesischen Geheimdienst zu dienen. Es könne auch vom chinesischen Ministerium für Staatssicherheit „als Hintertür genutzt werden“. Das Zentrum sei „ein künftiger Faktor für Geheimdienstagenten, die die zahlreichen High-Tech-Firmen in der Nähe der Universität oder der Universität selbst ausspionieren sollen.“

„Es gibt keine Möglichkeit, Hunderte von chinesischen Staatsbürgern, die dort ein- und ausgehen werden, sicherheitstechnisch zu überprüfen“, sagte die belgische Sicherheitsquelle.

Gefährliches Wissen

Professor Jean-Luc Gala hat der Website „EUobserver“ auf eine Anfrage bezüglich biologischer Spionage nicht geantwortet.

Martin Zizi stimmte jedoch seinerseits nicht mit der Einschätzung der Heimatschutzbehörde überein, dass die chinesische Wissenschaftlerin, mit der er zusammengearbeitet hatte, eine Spionin des chinesischen Ministeriums für Staatssicherheit sei. „Ich habe sie nie in das medizinische Milieu eingeführt … Dies ist nicht korrekt. Sie war eine Doktorandin in meinem Labor“, sagte Zizi gegenüber „EUobserver“ in Kalifornien, wo er heute CEO einer biometrischen Firma namens Aerendir ist.

Sie „verheimlichte“ nicht die Tatsache, dass sie für das chinesische Militär gearbeitet hatte, und „es gab in ihrem Verhalten nie etwas Verdächtiges“, stellte Zizi klar.

„Biowaffen und Bioabwehr sind keine Aktivitäten, die man in einem Labor an einer Universität mit einfachen Studenten durchführt. Es wird zwischen verschiedenen Orten und Menschen aufgeteilt“, fügte er in seinem Statement hinzu.

Bio-Spionage ist „nicht auf China beschränkt“

Die belgische Sicherheitsquelle sagte dem „EUobserver“, dass „nur China diese Art von hochspezialisierter Spionage [von Biowaffen und Impfstoffen]“ in Belgien betreibt. Dem stimmte Zizi auch nicht zu. Die Bio-Spionage ist „nicht auf China beschränkt“, sagte er und fügte hinzu: „Ich war ebenso ein Ziel von amerikanischer, russischer, chinesischer oder sogar afrikanischer Seite“.

Zizi gab einen Einblick, wie es war, im gefährlichsten Wissenschaftsbereich der Welt zu arbeiten. Seine Forschung im Bereich der biologischen Kriegsführung habe ihm „einzigartiges Wissen“ beschert, sagte er.

Aber dieses Wissen zu haben bedeute, dass „es Länder gab, in die ich nicht gehen konnte und auch nicht gehen würde“, fügte er hinzu und nannte Russland als Beispiel.

„Ich nehme an, dass ich, wenn ich diese unsichtbare Grenze überschreite und dorthin gehe, wo ich nicht hingehen sollte, einen unglücklichen Unfall haben könnte, da einige mich lieber tot sehen würden, als für die ’schlechte Seite‘ zu arbeiten“, sagte Zizi.

Neue Richtlinien der EU um die chinesische „Einmischung“ zu stoppen

Laut „EUobserver“ kommt die belgische Warnung vor chinesischer Wissenschafts- und Wirtschaftsspionage inmitten weitreichender Befürchtungen der EU.

So erarbeitet die Europäische Kommission derzeit Richtlinien, wie europäischen Universitäten, die „Einmischung“ chinesischer „Zwangsmaßnahmen, verdeckter, trügerischer und korrupter“ Art stoppen können. „Solche Aktivitäten wurden in der EU beobachtet“, teilte eine EU-Quelle kürzlich dem europäischen Blatt mit.

Für Martin Zizi wird die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit geopolitischen Rivalen immer ein Risiko darstellen, ganz gleich, wie man es angeht.

„Man muss verstehen, dass alles in der Biologie und auch in den molekularen Technologien doppelten Nutzen hat … Das bedeutet, dass die gleichen Materialien zur Herstellung von Diagnostika für ein Krankenhaus verwendet oder in ein Waffenprogramm aufgenommen werden können“, erklärte der Biowaffenexperte.

Biosicherheit trotz Abkommen von 1975

Biowaffen wurden durch das Biowaffenübereinkommen von 1975 verboten. Trotzdem betreiben viele Länder militärische Forschungen zur biologischen Kriegsführung – neben medizinischen Studien zur Virologie und Epidemiologie. Die Länder wollen trotz der Verträge auf der sicheren Seite sein.

Deutschland hat 2013 ein Biosicherheitsprogramm ins Leben gerufen. Mit diesem setzt „Deutschland in verschiedenen Ländern im Rahmen der Globalen Partnerschaft der G7 gegen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und -materialien nachhaltige Projekte im Bereich der Biosicherheit“ um, wie auf der Website des deutschen Auswärtigen Amtes steht.

Die Biosicherheit ist ernst zu nehmen – trotz des Übereinkommens. Denn „Impfstoffe sind die erste Verteidigungslinie in einem [potentiellen] biologischen Konflikt“, wie eine belgische Sicherheitsquelle gegenüber „EUobserver“ sagte.

Die Behörde für Heimatschutz in Belgien warnte schon vor zehn Jahren vor der chinesischen Bio-Spionage.



Eine Buchempfehlung vom Verlag der Epoch Times

Viele bezeichnen ihr berufliches oder soziales Umfeld metaphorisch als „Schlachtfeld“ – doch für die KP China bedeutet es Krieg im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Partei, die die Regierung Chinas stellt, vertritt den Grundgedanken der „uneingeschränkten Kriegsführung“: „Einfach ausgedrückt, Schwarzkopf [Oberbefehlshaber der multinationalen Streitkräfte des Golfkriegs] + Soros + Morris [Schöpfer des Morris-Wurm-Computervirus] + bin Laden? Das ist unsere wahre Karte, die wir ausspielen“, so zwei chinesische Oberste, die „Erfinder“ der „Uneingeschränkten Kriegsführung“.

Der Schlüsselpunkt dazu sind nicht unbedingt die unter Waffen stehenden Streitkräfte, sondern die „Generalisierung von Krieg“ für jeden chinesischen Landesbürger. „Uneingeschränkte Kriegsführung“ meint, dass „alle Waffen und Technologien nach Belieben eingesetzt werden können; was bedeutet, dass alle Grenzen zwischen Krieg und Frieden, zwischen militärischer Welt und ziviler Welt aufgebrochen werden.“

Es werden Methoden verwendet, die sich über Nationen hinweg erstrecken und verschiedene Bereiche benutzen. Finanzmärkte, der Handel, die Medien, internationales Recht, der Weltraum und viele mehr sind potenzielle Schlachtfelder. Zu den Mitteln des Kampfes gehören das Hacken von IT-Systemen, Terrorismus, biochemische Kriegsführung, ökologische Kriegsführung, atomare Kriegsführung, elektronische Kriegsführung, die Verbreitung von Drogen, Geheim- und Nachrichtendienste, Schmuggel, psychologische Kriegsführung, Ideologie, Sanktionen und so weiter. Darum geht es im 18. Kapitel dieses Buches.

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