IEA: Russland hat 42 Prozent weniger Öl-Einnahmen seit Kriegsbeginn

Trotz nahezu gleichbleibender Exportmenge von Erdöl ist Russlands Ertrag deutlich eingebrochen. Deutschland bezieht aktuell so gut wie kein Russland-Öl mehr. Dafür gibt es andere Abnehmer, vor allem in Asien.
Russland
Ein russisches Tankschiff an einem Ölterminal. Symbolbild.Foto: iStock
Von 16. März 2023


Russland hat in den vergangenen zwölf Monaten etwa so viel Öl verkauft wie vor dem Ukraine-Krieg. Jedoch sind dessen Einnahmen aus dem Ölgeschäft aufgrund des gefallenen Preises um 42 Prozent eingebrochen.

Insbesondere Indien und China kauften russisches Öl zu niedrigen Preisen auf, das wegen der westlichen Sanktionen nicht mehr an die traditionellen Kunden verkauft werde. Das geht aus einem am Mittwoch, 15. März, veröffentlichten Bericht der Internationalen Energie-Agentur (IEA) hervor.

„Im Februar hat Russland etwa 11,6 Millionen Dollar (11 Millionen Euro) eingenommen, vor einem Jahr waren es etwa 20 Millionen Dollar“, heißt es in dem Bericht. Die IEA betonte:

Das zeigt, dass die Sanktionen der G7-Länder nicht dazu führen, die Menge an Rohöl und raffinierten Produkten zu verringern, wohl aber die Fähigkeit Russlands beschneiden, am Export zu verdienen.“

Der weltweite Export sei nur um etwa 500.000 Barrel pro Tag (BPD) auf 7,5 Millionen BPD zurückgegangen. Die Lieferungen in die Europäische Union sanken laut dem Bericht im Februar um 800.000 BPD auf 600.000 BPD. Anfang 2022 erhielt die EU noch mehr als 4 Millionen BPD.

Öl staut sich im Hafen

Vor Russlands Invasion in die Ukraine im Februar vergangenen Jahres exportierte das Land noch insgesamt 4,5 Millionen BPD in die EU, die USA und andere OECD-Staaten. Diese Exportmenge hätte nun andere Käufer gefunden, vor allem in Asien. Indien und China nähmen Russland derzeit etwa 70 Prozent seiner Ölexporte ab. Auch afrikanische Länder, die Türkei und nahöstliche Länder zählten zu den Kunden. Lateinamerika hielt seine Importmenge von russischem Öl in etwa auf dem Niveau wie vor dem Ukraine-Krieg.

Am Handelsdrehkreuz in den Vereinigten Arabischen Emiraten stapeln sich derzeit die russischen Erdölprodukte, berichtete „gCaptain“. „Wir haben einen riesigen Zustrom von russischen Fässern in Fudschaira gesehen. Insbesondere Ural (rohes Öl) und Naphtha“, sagte Maha Abdelmajeed, kaufmännischer Manager bei VTTI Fudschaira Terminals, am Dienstag, 14. März, auf einem Forum für Treibstofföl.

Es wird erwartet, dass der derzeitige Überschuss eine starke und gesunde Nachfrage nach zukünftigen Lagern verzeichnen wird, fügte Abdelmajeed hinzu. Die Gesamtspeicherkapazität bei Fudschaira liegt bisher bei 11,1 Millionen Kubikmetern, basierend auf Hafenstatistiken. Die vorhandenen Tanks sind bereits voll ausgelastet, sagten Handelsquellen am Rande des Forums. Daher plant Fudschaira seine Gesamtabfertigungskapazität um etwa 18 Millionen Tonnen erhöhen.

Moskau gab allerdings bekannt, seine Produktion aufgrund des niedrigeren Ölpreises vorerst um weitere 500.000 BPD zu drosseln. Das weltweite Ölangebot dürfte die Nachfrage in der ersten Jahreshälfte aber weiterhin deutlich übersteigen.

Trendwende zur Jahresmitte erwartet

Der momentane Aufbau der Vorräte wird die Spannungen auf dem Weltmarkt voraussichtlich abbauen – vorerst. Denn der Markt könnte in der zweiten Jahreshälfte ins Defizit rutschen, da China die weltweite Ölnachfrage dann womöglich auf ein Rekordniveau treiben wird. Der Grund ist laut der „Tagesschau“ das Ende der Corona-Maßnahmen in China und infolgedessen ein neues Wirtschaftswachstum.

Die IEA geht davon aus, dass die weltweite Ölnachfrage bis zum Jahresende um 2 Millionen BPD auf durchschnittlich 101,9 Millionen BPD erhöht. Diesen Anstieg zu bewältigen, wäre eine große Herausforderung, selbst wenn Russland in der Lage wäre, die Produktion wieder zu erhöhen.

Russland-Öl-Importe nach Deutschland fast auf null

In Deutschland kam knapp ein Jahr nach Beginn des Ukraine-Kriegs der Import von Erdöl aus Russland nahezu komplett zum Erliegen. Im Januar wurden noch 3.500 Tonnen Öl aus Russland importiert – ein Rückgang von 99,9 Prozent im Vergleich zum Januar 2022. Dies teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag, 13. März, mit. Damals führte die Bundesrepublik 2,8 Millionen Tonnen aus Russland ein.

Der Ausfall der Öllieferungen aus Russland wurde im Januar vor allem mit Lieferungen aus Norwegen (987.000 Tonnen), Großbritannien (959.000 Tonnen) und Kasachstan (928.000 Tonnen) kompensiert, wie die Statistiker weiter mitteilten. Größere Importmengen kamen demnach auch aus den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Der Preis pro Tonne Öl betrug im Januar laut Statistik 611 Euro. Im Jahresdurchschnitt 2022 lag der Preis demnach bei 686 Euro, einen Höchstwert hatte der Preis im Juni mit 796 Euro erreicht.

Im Dezember war der Preisdeckel für russisches Rohöl in Kraft getreten, auf den sich EU, die Gruppe der sieben führenden Industrienationen (G7) und Australien geeinigt hatten. Deutschland und seine Partner wollen damit die üppigen Einnahmen Moskaus aus dem Ölverkauf schmälern. Gleichzeitig soll aber sichergestellt werden, dass Russland weiter den Weltmarkt beliefert.

Der Preisdeckel wurde zusätzlich zu einem EU-Embargo für per Schiff transportiertes russisches Rohöl eingeführt. Dieses soll verhindern, dass Russland die Sanktionen umgeht und den Rohstoff zum gängigen Marktpreis an andere Länder verkauft.

(Mit Material von AFP)



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