Niederländischer EU-Abgeordneter: „Die Landwirte müssen jetzt wirklich kämpfen“
Seit fast einem Jahr protestieren Landwirte in den Niederlanden gegen das harte Durchgreifen ihrer Regierung gegen die Agrarindustrie.
Obwohl die Interessenpartei der Landwirte, die Bauern-Bürger-Bewegung (BBB), bei den Provinzwahlen im vergangenen März einen erdrutschartigen Wahlsieg verbuchen konnte, scheint die niederländische Regierung von ihrer „Stickstoffpolitik“ nicht abzuweichen. Für die 2019 gegründete BBB-Partei hatten so viele Menschen gestimmt, dass diese von null auf 17 Sitze im Senat sprang.
Der niederländische Premierminister Mark Rutte verkündete am 6. April jedoch, die „grüne Agenda“ der EU zu beschleunigen und die Landwirte zur Umsetzung der Pläne zu bringen. Ziel der niederländischen Regierung ist es, Stickstoffemissionen, die unter anderem durch Düngemittel freigesetzt werden, bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. Gleichzeitig sollen im Rahmen einer neuen Regelung, die die Regierung im Oktober eingeführt hat, landesweit 3.000 landwirtschaftliche Betriebe geschlossen werden.
EU-Abgeordneter Roos im Gespräch mit EpochTV
Um ein genaueres Bild von der Situation zu bekommen, führte Roman Balmakov in der EpochTV-Sendung „Facts Matter“ ein Interview mit Rob Roos, einem niederländischen Abgeordneten des Europäischen Parlamentes. Darin befragte er ihn nach der aktuellen Lage in den Niederlanden.
Die Situation hat sich noch verschlimmert, weil es mehr Vorschriften gibt“,
beginnt Roos gegenüber EpochTV das Gespräch.
Dabei sehe es nicht so aus, als würde „unsere Regierung versuchen, die Probleme zu lösen“, die Brüssel den Bauern auferlegt habe, erklärt der Europaabgeordnete weiter. „Im Gegenteil, sie schaffen noch mehr Probleme.“
Rob Roos: „Die Landwirte müssen jetzt wirklich kämpfen“
Im letzten Jahr hat die Regierung sogenannten „Stickstoffsündern“ – Höfen, die mit ihrer Gülle die Böden am meisten mit Stichstoff belasten – ein Kaufangebot gemacht. Sollten diese das Angebot nicht akzeptieren, sei ein Zwangsverkauf nicht ausgeschlossen.
Laut Rob Roos sei die Regierung dabei, „die Bauern mithilfe von öffentlichen Geldern wirklich zu spalten“. So gebe es Landwirte, die jetzt eine Menge Geld erhalten und sagen: „Okay, für mich ist das akzeptabel.
Dann gebe ich meinen Betrieb auf.“ Auf der anderen Seite stünden „all diejenigen, die kämpfen wollen“, so der Abgeordnete.
Weiter erklärt er: „Jetzt gibt es ein neues Gesetz aus Brüssel, ein Gesetz zur Wiederherstellung der Natur.“ Mit dem neuen Gesetz würde „unser ganzes Land zu einem Natura-2000-Gebiet“ erklärt. Davor hätten nur bestimmte Gebiete des Landes als Natura 2000-Gebiete gegolten, in denen die Natur erhalten werden müsse.
Seiner Meinung nach würden einige Landwirte jetzt noch denken, dass sie sicher seien. Doch es sei nur eine Frage der Zeit, vielleicht ein oder zwei Jahre, dann hätten sie das gleiche Problem. „Die Landwirte müssen jetzt also wirklich kämpfen“, ergänzt Roos.
Hier das vollständige Interview (auf Englisch):
„Angriff auf die niederländische Nahrungsmittelkette“
Auf die Frage von EpochTV-Sprecher Balmakov, ob es in den Niederlanden denn keinerlei Widerstand gegen die EU-Pläne gebe, antwortet Roos: „Unsere Regierung ist nicht gewillt, sich zu wehren.“ Doch aus der Bevölkerung gebe es „viel Unterstützung für die Landwirte und auch für die Fischer, weil sie das gleiche Problem haben“.
Laut Roos sieht es so aus, „als würden sie [die EU] wirklich unsere Nahrungsmittelketten angreifen – nicht nur die Bauern, sondern auch die Fischer, die ein Teil unserer niederländischen Kultur sind“.
Er bezeichnet das Vorhaben als eine „Agenda, um die Bauern loszuwerden“. Doch obwohl die Leute die Landwirte unterstützen würden, sei problematisch, dass die Mainstream-Medien ein falsches Bild von der Situation vermitteltn. „Die Menschen sind also nicht gut informiert“, so der EU-Abgeordnete Roos. Auf die Frage, ob er denke, dass in den Medien die Situation oftmals zu „schwarz“ oder zu „weiß“ geschildert würde, stimmt er zu.
Seit Kindheit Verzehnfachung der Vogelarten im Garten
Die Klimapolitik betrachtet der Politiker der europäischen Konservativen skeptisch, denn „Stickstoff sei notwendig, damit etwas wachsen kann“. „Sie haben eine Natur geschaffen, ohne Bäume, ohne Pflanzen, nur ein paar kleine Pflanzen. Aber wenn wir in der Geschichte zurückgehen, waren die Niederlande ein einziger großer Wald“, erklärt Roos.
In den 1700er-Jahren habe man, als die Bevölkerung wuchs, natürlich immer mehr Häuser bauen müssen. „So verschwanden viele dieser Wälder, weil die Menschen sie einfach abbrannten. Dann wurde dieses Gebiet in den Niederlanden zu einer Art Wüste“, so der Abgeordnete weiter.
Seiner Meinung nach sei es wirklich verrückt, dass solch eine Landschaft dann als Natur bezeichnet wird, „die wir bewahren müssen“. Schließlich sei dies nur eine „Momentaufnahme aus der Zeit, die man sehen will“, sagt Roos.
Indem er auf sein Alter von 56 Jahren hinweist, erklärt er:
Als ich jung war, hatten wir nur zwei oder drei Vogelarten in unserem Garten. Jetzt sehe ich allein in meiner Nachbarschaft alle Arten von Vögeln, sogar 20 bis 30 verschiedene. Wir haben in den letzten 40 Jahren so viel Gutes für die Natur getan. Unsere Landwirte haben seit 1990 den Stickstoff um 66 Prozent reduziert. Das ist also eine großartige Leistung.“
Niederlande zweitgrößter Obstproduzent der Welt
Der Politiker findet auch, dass die Landwirte in gewisser Weise selbst schuld an der jetzigen Situation seien. Schließlich gebe es, was Stickstoffemissionen betrifft, auch die Luftfahrtindustrie, die aber nicht zähle. Er weist darauf hin, dass die niederländischen Landwirte nach den Vereinigten Staaten der zweitgrößte Obstproduzent der Welt seien.
„Wenn wir die Lebensmittel nicht produzieren, müssen sie woanders produziert werden, und die Landwirte dort sind nicht so effizient, wie es die niederländischen Landwirte sind“, findet Roos.
Um wirklich den Planeten zu retten, müsse man die globale Situation betrachten, sagt der 56-jährige Niederländer und ergänzt: „Wenn Sie unsere Landwirte ersetzen, dann wird es woanders genauso sein, denn wir haben 8 Milliarden Münder auf diesem Planeten zu stopfen.“
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