Ökonom Felbermayr: EU muss London beim Brexit entgegenkommen

Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft fordert bei den Brexit-Verhandlungen mehr Kompromissbereitschaft von der Europäischen Union.
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Die Flaggen der EU und Großbritanniens.Foto: EMMANUEL DUNAND/AFP/Getty Images
Epoch Times27. September 2019

Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr, fordert bei den Brexit-Verhandlungen mehr Kompromissbereitschaft von der Europäischen Union.

„Ich hielte es für sinnvoller, wenn die Europäer den Briten in einigen ausgewählten Punkten entgegenkämen“, sagte Felbermayr dem „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe. Denkbar sei, der britischen Regierung ein außerordentliches Kündigungsrecht für den umstrittenen Backstop nach zwei Jahren einzuräumen.

„Dann müssten die Briten nicht mehr das Gefühl haben, sich in völlige Abhängigkeit der EU zu begeben“, so der IfW-Präsident weiter. Zugleich solle Brüssel den Briten anbieten, einen gemeinsamen Zollverein zu gründen. Dadurch bekäme London „ein Mitspracherecht bei künftigen Zollabkommen“, sagte der Ökonom. „Von einem solchen Deal würden beide Seiten profitieren“, so Felbermayr weiter.

Er zeigte Verständnis für jene britischen Unterhaus-Abgeordneten, die den Brexit-Deal der früheren Premierministerin Theresa May dreimal abgelehnt hatten. Mit dem Vertrag habe London „praktisch alle Trümpfe aus der Hand gegeben, ohne zu wissen, was bei den Gesprächen über ein künftiges Handelsabkommen herauskommt“, so der IfW-Präsident. Das sei „kein guter Deal“.

Brüssel habe ein elementares Interesse, die Briten nach einem Austritt wirtschaftlich möglichst eng an die EU zu binden, so der Wirtschaftswissenschaftler. „In einer Welt, in der die USA und China unverhohlen auf das Recht des Stärkeren setzen, zählt nichts so sehr wie die Größe des eigenen Marktes“, sagte Felbermayr dem „Spiegel“.

Mit Großbritannien aber würde die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas den EU-Verbund verlassen. „Das dürfen die Europäer aus wohlverstandenem Eigeninteresse nicht zulassen“, so der Ökonom weiter. (dts)



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