USA: Kein Fleisch, keine Milch, kein Auto? Was die Bürgermeisterin von Phoenix plant

Als eine von knapp einhundert Städten weltweit beteiligt sich die US-Stadt Phoenix an der C40-Städte-Agenda. Jüngst gingen Behauptungen um, dass die Stadt den Menschen Fleisch, Milch und Privatautos verbieten wolle. Was ist dran?
Kein Fleisch, keine Milch, kein Auto? Was die Bürgermeisterin von Phoenix plant
Die Bürgermeisterin von Phoenix, Kate Gallego, am ersten Tag des weltweiten C40-Bürgermeistergipfels Buenos Aires 2022 am 20. Oktober 2022 in Argentinien.Foto: Gustavo Garello/Getty Images
Von 4. Oktober 2023

Derzeit kursieren Medienberichte, wonach die US-amerikanische Stadt Phoenix im Bundesstaat Arizona einen Plan zum Verbot von Fleischkonsum auf den Weg gebracht haben soll. Auch das Milchtrinken und der Besitz von Privatautos sollten demnach in den kommenden Jahren verboten werden.

Allerdings wies die Bürgermeisterin der Stadt, Kate Gallego, kurz darauf diese Behauptungen zurück. „Reuters“ veröffentlichte am 27. September einen Faktencheck. Dieser besagt, dass es – wie die Berichte behaupteten – keinen Vertrag zwischen dem Weltwirtschaftsforum (WEF) und Phoenix gibt, der den Menschen den Konsum von Fleisch, Milchprodukten und privaten Autos bis 2030 verbieten soll. Damit bezog sich die Nachrichtenagentur auf viele Online-Posts im September 2023, die berichteten, dass die Stadt diesen sogenannten rechtsverbindlichen Vertrag unterzeichnet hätte.

Nach den ersten Posts auf Social Media über solche möglichen Verbote in Phoenix antwortete Gallego auf dem Kurzbotschaftendienst X (früher Twitter), dass sie Fleisch und Milch nicht verbieten wolle.

Ihre Ziele seien hingegen, mehr Wohnraum zu schaffen, die Fußgängerfreundlichkeit und das öffentliche Verkehrsnetz zu verbessern sowie Emissionen zu reduzieren und Energierechnungen zu senken. Sie fügte hinzu, dass sie auch ihr Müsli mit Milch genießt, wie ein Foto auf ihrem Tweet zeigt, auf dem sie gerade Milch in eine Müslischale schüttet.

Einige Tage danach veröffentlichte das Nachrichtenportal „AZfreeNews“ einen Artikel zu diesem Thema. Er trägt den Titel „Phoenix Mayor Kate Gallego Is Lying Through Her Teeth“ (Die Bürgermeisterin von Phoenix, Kate Gallego, lügt wie gedruckt). Doch wie kommen die Journalisten zu dieser Behauptung?

Maßnahmen für den Klimaschutz

Tatsächlich gibt es keinen offiziellen Vertrag oder ein Programm, das die Städte verpflichtet, die genannten Verbote durchzusetzen. Stattdessen nehmen die Bürgermeister mehrerer Städte aber unabhängig und freiwillig an einem Vorhaben teil, wo sie genau diese Ziele umzusetzen versuchen, wie „theepochtimes.com“ berichtet.

Die Debatte handelt von der sogenannten C40-Städte-Agenda, der sich Gallego und Phoenix angeschlossen haben. Die Großstadt nimmt aktiv daran teil. Gallego ist die stellvertretende Vorsitzende des C40-Städteverbunds.

Bildschirmfoto der Website C40 Cities. Foto: C40 Cities Climate Leadership Group (Quelle)

Worum geht es bei dieser Agenda? In den USA gibt es 14 Bürgermeister von Großstädten, die sich für „dringende Klimaschutzmaßnahmen“ einsetzen, wie es auf der Website heißt. Diese Maßnahmen seien „an wissenschaftlich untermauerten Zielen orientiert“.

Um diese Maßnahmen umzusetzen, arbeiten die Städte „über Grenzen hinweg zusammen, um Menschen und Gemeinden überall zu schützen“. Mit dem Unterfangen soll „eine nachhaltigere, widerstandsfähigere und gerechtere Zukunft aufgebaut“ werden.

Hoher Fleischkonsum in den USA

Laut Angaben der Website beteiligen sich bereits fast 100 Städte an der C40-Agenda. Mit Berlin und Heidelberg stehen auch zwei deutsche Großstädte auf der Teilnehmerliste.

Zunächst steht auf der Website nichts davon, dass die teilnehmenden Städte Fleisch, Milch oder Privatautos verbieten wollen. Dafür steht dort der Begriff „Consumption Intervention“, was so viel bedeutet wie Eingriff in das Konsumverhalten.

Da das Ziel die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen ist, beinhalten diese Eingriffe auch die Reduzierung des Fleisch- und Milchkonsums. C40 hat viele Dokumente veröffentlicht, aus denen der Wunsch der Organisation ersichtlich wird, den Verzehr von Fleisch zu reduzieren und letztendlich abzuschaffen.

Die meisten Menschen werden aber wohl kaum bereit sein, auf Fleisch, Milch und ihr Auto für das Klima zu verzichten. Gerade im Fleischkonsum sind die US-Amerikaner im weltweiten Vergleich ganz vorn dabei, wie das Portal „watson“ berichtet. Pro Jahr verzehrt jeder US-Bürger im Schnitt rund 128 kg Fleisch. Das überbietet nur Hongkong.

Aktuell verbietet Gallego ihren Einwohnern zwar ausdrücklich nicht das Fleischessen oder das Trinken von Milch. Dafür setzt sie eine Politik um, die Fleisch teurer macht und in Zukunft zu einer starken Reduzierung des Fleischkonsums führen wird.

In den Dokumenten der C40 wird aufgeführt, dass 160.000 Todesfälle pro Jahr in den C40-Städten vermieden werden könnten, wenn der Fleischkonsum ende. Demnach sei das Interesse dieses Verbunds groß, diesen Konsum auf null zu bringen.

Bildschirmfoto aus dem Headline-Report „THE FUTURE OF URBAN CONSUMPTION IN A 1,5 °C WORLD“ der C40-Städte. Foto: C40 Cities Climate Leadership Group (Quelle)

Kontrolle der Lieferketten

Unter den C40-Städten ist auch die US-Metropole Chicago. Laut einem X-Post von „Chicago Breaking News“ sollen in der Metropole Lebensmittelläden eröffnen, die von der Stadt betrieben werden. Bereits im Jahr 2021 hat Chicago damit begonnen, rotes Fleisch von den Speiseplänen seiner Schulen, Jugendstrafanstalten und des Chicago Park Distrikt zu streichen.

Im selben Dokument, in dem die Fleischreduzierung in Chicago beschrieben wird, heißt es, Chicago wolle „sozial gerechtere Lieferketten in der gesamten Region fördern“. Laut „AZfreeNews“ bedeutet dies, dass die Stadt die Lieferketten unterbrechen wolle, um den Fleischkonsum zu reduzieren.

Die Vermutung liegt also nahe, dass die geplanten stadteigenen Lebensmittelläden Chicagos nur wenig oder möglicherweise gar kein Fleisch mehr verkaufen.

Die Behauptung des Faktenchecks, dass die C40-Städte keinerlei Verbindung zum WEF hätten, stimmt nicht ganz. Auf der Website des WEF ist die „C40 Cities Climate Leadership Group“ klar als eine ihrer kooperierenden Organisationen aufgeführt. Auch das WEF verfolgt verschiedene Klimaschutzmaßnahmen.



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