Wall Street Journal: „Kann sie nicht mehr Scham und Angst ausbeuten, bleibt der Linken nur noch Hass“
Der Hass des (Selbst-)Gerechten ist nicht nur der hiesigen Linken ein jahrzehntelanger treuer Begleiter. Auch in den USA empfinden sich progressive Gruppen als die moralisch Guten und sehen sich auf Grund dieser Qualifikation dazu legitimiert, bei ausreichend großer Empörung Andersdenkende nach eigenem Gutdünken anzugreifen, einzuschüchtern und notfalls gewaltsam zum Schweigen zu bringen.
In einem Kommentar für das „Wall Street Journal“(WSJ) hat sich Shelby Steele, Senior Fellow an der Hoover Institution der Stanford-Universität und Autor des Buches „Shame: How America’s Past Sins Have Polarized Our Country“ (Schande: Wie Amerikas Sünden der Vergangenheit unser Land polarisiert haben), mit der zunehmenden Aggressivität im Auftreten der US-amerikanischen Linken befasst.
Hass, so Steele, habe bereits vor dem Beginn der Regierungszeit Donald Trumps in der Politik und im Auftreten der Linken eine wichtige Rolle gespielt. Der Gedanke, das Weiße Haus als Sinnbild des Bösen zu sprengen, habe Popstar Madonna bereits mehrfach umgetrieben, äußerte sie in ihrer Rede im Rahmen des berüchtigten „Frauenmarsches“ am Wochenende nach Trumps Amtseinführung.
Der Ausspruch „America was never that great“ von New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo war nicht nur auf Trumps Kampagnenmotto gemünzt. Amerika als Wurzel alles Übels in der Welt, als Hort von Bigotterie, Rassismus oder Imperialismus, ist ein tragender Narrativ innerhalb der US-amerikanischen Linken.
Linker Narrativ sieht 1960er als Beginn neuer Zeitrechnung
Für andere Linke, so erklärt Steele weiter, ist Hass ein Akt der Selbstermächtigung. Er erlaubt es, konservative Redner an Universitäten niederzubrüllen oder sogar physisch anzugreifen. Er erlaubt es, republikanische Funktionsträger in Restaurants, auf der Straße, vor ihren Häusern zu belästigen. Einige politische Führer der Linken wie die Kongressabgeordnete Maxine Waters brüsten sich damit, Hass zu praktizieren und ermuntern ihre Anhänger dazu, sich diesen als Mittel der Macht nutzbar zu machen.
Steele betrachtet die 1960er Jahre als Wurzel des linken Hasses. Zurecht sei damals die Einsicht im Land gewachsen, dass es in Teilen des Landes immer noch eine Politik der Segregation als Spätfolge der Sklaverei gab und dies eine grundlegende moralische Verfehlung war. Amerika musste diese überwinden, um sich auch künftig als legitime Demokratie präsentieren zu können.
Die Linke hatte diesen moralischen Imperativ damals für sich vereinnahmt und politisch genutzt, um die überlieferten Traditionen in Amerika insgesamt und insbesondere die verhassten Mittelklassewerte an den Pranger zu stellen. Dinesh D’Souza analysierte dies in seinem Buch „America – Imagine a world without her“ dahingehend, dass für konservative Amerikaner trotz späterer Unzulänglichkeiten 1776 entscheidend für den freiheitlichen Charakter der amerikanischen Republik gewesen sei – für die Linke der eigentlich relevante Gründungsakt eines respektablen Amerikas jedoch erst in die 1960er Jahre fiel.
Steele schreibt in seinem WSJ-Artikel, das Verdienst der Linken in den 1960er Jahren habe lediglich darin bestanden, diesen neuen moralischen Imperativ zu erfassen und sich damit zu identifizieren. In weiterer Folge habe man sich selbst zum Erlöser Amerikas von den Sünden der Vergangenheit ausgerufen – pikanterweise ungeachtet der Tatsache, dass die Verteidigung der Privilegien weißer Sklavenbesitzer oder ihrer Nachkommen in den Südstaaten stets eine Agenda der Demokratischen Partei war.
Warum Rassismus und Nazismus nicht sterben dürfen
Ähnlich wie in Deutschland wurden Schuldgefühle und Angst zum politischen Treibstoff für linke Ideologie. Je unsicherer diese die Amerikaner und insbesondere die Mittelschicht in ihrer Identität machten, umso größer wurde die Macht der Linken. Steele schreibt dazu:
„Dies hat der amerikanischen Linken enorme politische und kulturelle Macht verliehen und führte zum größten Umfang an staatlich finanzierten Sozialprogrammen in der gesamten Geschichte – einige gehen davon aus, dass mehr als 22 Billionen US-Dollar in diese geflossen sind. Um die Macht behalten zu können, brauchte die Linke jedoch eine große Bedrohung, die es zu bekämpfen galt – eine tückische Bedrohung, die Amerikas in Unsicherheit um die eigene Legitimität und in Angst um seinen guten Ruf festhalten würde.“
Aus Deutschland ist uns das nur allzu geläufig – hier ist es der Nazismus, der nicht sterben darf, weil er der Linken eine unanfechtbare Definitionshoheit und einen uneinnehmbaren moralischen Highground liefert. In den USA, die den Nazismus in Europa unbestreitbar bekämpft hatten, waren es andere Schreckgespenster, die dafür herhalten mussten.
Wenn Rassismus notwendigerweise an der Spitze der Liste stand“, schreibt Steele dazu, „kam kurz danach eine Litanei aller möglicher Formen von Intoleranz, die auf ‚-ismus‘ und ‚-phobie‘ endeten.“
Den Rassismus als inakzeptabelste Erscheinungsform von Schande zu brandmarken und die Bedrohung im Bewusstsein zu halten, die von diesem ausgeht, sei, so Steele, eine wichtige Errungenschaft der Linken. Aber dass sie damit erfolgreich gewesen wäre, habe sie heute in ihre größte Krise gestürzt. Steele dazu:
„Die Achillesferse der Linken war stets, dass ihre Macht stets davon abhängig war, dass eine Bedrohung vorhanden war. Man denke an alles, was man fordern kann unter dem Deckmantel des Kampfes gegen Bedrohungen wie ‚systemischen Rassismus‘ und ‚strukturelle Ungleichheit‘. Aber was passiert, wenn das Böse, das uns bedroht, zu schwinden beginnt und dann immer weniger sichtbar wird?“
Ohne großes Schreckgespenst bleibt nur der Hass
Genau das geschah aber im Fall des Rassismus in Amerika. Rassistisch motivierte Benachteiligungen werden immer weniger und sie haben jedweden gesellschaftlichen Rückhalt verloren, auch in den Südstaaten. Daran vermag auch die selektive und manipulative Medienberichterstattung nichts zu ändern, die Verbrechen von Weißen gegen Schwarze oder Schüsse weißer Polizisten auf schwarze Bürger zum Beweis eines angeblichen Überdauerns rassistischer Strukturen erheben – und gleichzeitig über die um ein Vielfaches häufigere Kriminalität schweigen, die Afro-Amerikaner durch Angehörige der eigenen Community erleiden.
„Schüsse von Weißen auf Schwarze rufen Amerikas Geschichte des Rassismus ins Gedächtnis und signalisieren ein immenses Maß an Bedrohung“, schreibt Steele. „Für Schüsse von Schwarzen auf Schwarze gilt das nicht, obwohl diese ein tatsächliche Bedrohung für die schwarze Community darstellen. Sie rufen aber nur Verzweiflung hervor. Die Linke bezieht ihre Macht aber daraus, das Böse im Weißen zu bekämpfen, nicht schwarze Verzweiflung.“
Heute mangele es der Linken ausreichender Bedrohungen, die man vorgeben könne, bekämpfen zu müssen. Es ist kein Übel von so historischer Dimension in Sicht, dass es den verschwindenden Rassismus als Quelle von Scham und Angst ersetzen könnte. Auch der „menschengemachte Klimawandel“ kann das Vakuum nicht füllen. Unter diesen Umständen ist der Hass alles, was der Linken bleibt.
„Hass hat eine transformative Wirkung“, erklärt Shelby Steele. „Er kann selbst Harmloses zu einer Bedrohung stempeln. Er wird zur beliebig einsetzbaren Waffe. Die Linke hat ihren Hass verwendet, um Präsident Trump zu einem Symbol für den neuen Rassismus zu stempeln – nicht etwa nur einen schlechten Präsidenten, sondern ein systemisches Übel. Und deshalb muss jeder ihn ablehnen, wie er Rassismus ablehnt, mit einem fanatischen Absolutismus.“
Ein ähnliches Muster könnte man auch hinter dem etablierten deutschen Narrativ erkennen, der nach anfänglicher Unsicherheit erst die „demokratischen Parteien“ von der AfD abgegrenzt hat und diese mittlerweile zu „Nazis“ erklärt.
Versagen linker Ansätze lässt sich auch durch Hass nicht verbergen
Für Dr. Martin Luther King, so Steele, war Hass als Mittel zur Erlangung von Macht demgegenüber nicht erforderlich. Das tatsächliche Unrecht und die offenkundige Unterdrückung reichten aus. Jeder Verständige konnte die Bedrohung sehen.
„King erlangte Macht, weil er Hass als Methode zurückwies, die Bedrohung zu bekämpfen. Er rief die Schwarzen dazu auf, sich nicht durch diese Bedrohung definieren zu lassen. Heute bedeutet die Bedrohung moralische Bestärkung, deshalb vergraben sich manche Schwarze und ihre selbsternannten Wortführer darin. Die Bedrohung schwarzer Benachteiligung wird zum unbestreitbaren Dogma schwarzer Identitätspolitik. Und das macht die Opfereigenschaft zum Dauerzustand.“
Die Linke könne aber auch dadurch nicht verbergen, dass sie überflüssig geworden sei, schreibt Steele weiter. Es gäbe schlicht zu wenig an Gefahren, die man um der Macht willen ausbeuten könne.
„Die Stimmen, die für die Linke sprechen, waren niemals weniger überzeugend. Es ist schwer für Menschen, die Bedrohung zu identifizieren, die Footballspieler mit Millionengehalt dazu bewegt, vor der Flagge zu knien statt aufzustehen. Und dazu kommt die Tatsache, dass schlichtweg jedes Programm, das die Linke jemals initiiert hat, gescheitert ist – von Sozialfürsorge, staatlichem Wohnungsbau, Schulbussen bis hin zu Antidiskriminierungs- und Diversitätsprogrammen und vielem mehr…“
Dass sie sich in den Hass flüchte, werde für die heutige amerikanische Linke zum Offenbarungseid.
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