Auswanderungsbilanz Deutschland: 180 000 Hochqualifizierte wandern jährlich aus – Nur 130 000 zurück
Deutsche Auswanderer sind jung, hochqualifiziert und verlassen Deutschland in der Regel für einen besser bezahlten Job – das zeigt die erste repräsentative Studie über deutsche Aus- und Rückwanderer, die das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung am Mittwoch in Berlin vorstellte. Demnach haben über 70 Prozent der deutschen Auswanderer einen Hochschulabschluss. Jährlich wandern etwa 180.000 Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit ins Ausland ab – und 130.000 kehren pro Jahr zurück.
Beliebtestes Zie der Auswanderer war die Schweiz – jeden fünften von ihnen zog es in die Eidgenossenschaft. Es folgten Österreich, die USA und Großbritannien. Fast 60 Prozent der Studienteilnehmer verließen Deutschland der Studie zufolge aus beruflichen Gründen.
Ein wichtiges Motiv für viele Auswanderer war auch die Verwirklichung eines bestimmten Lebensstiles – sie hofften auf eine andere Mentalität oder ein anderes Klima im Zielland. Jeder dritte Auswanderer zog wegen eines Familienmitglieds oder Partners ins Ausland. Ein Fünftel gab an, für ein Studium im Ausland zu leben. Nur eine Minderheit der Befragten gab als Motiv an, von Deutschland enttäuscht zu sein.
Vor allem junge Menschen wandern wegen besserer Perspektiven aus
Laut den Studienautoren gewinnt internationale Mobilität, insbesondere für junge Menschen, an Bedeutung. Demnach sind die meisten deutschen Auswanderer im Alter zwischen 20 und 40 Jahren.
„Es gibt sicher auch Rentner die auswandern, aber das ist nicht eine typische Gruppe, sondern typisch sind die Menschen, die kurz nach Beendigung ihrer Ausbildung am Anfang ihrer Karriere ins Ausland gehen und dort neue Chancen suchen und finden“, sagte Marcel Erlinghagen vom Institut für Soziologie der Universität Duisburg-Essen bei der Präsentation der Studie.
„Wichtig ist allerdings, dass wir auch entsprechende Rückwandererzahlen haben. Das heißt, die Hochqualifizierten kommen zurück – von einem dauerhaften Verlust können wir hier nicht sprechen“, betonte Erlinghagen. Bei der Abwanderung von Fachkräften handele es sich daher nicht um einen „brain drain“, sondern um eine „brain circulation“ – also nicht um eine Abwanderung von Kompetenz, sondern um einen Kreislauf.
An der Studie des Bundesinstituts in Zusammenarbeit mit Soziologen der Universität Duisburg-Essen nahmen über 10.000 deutsche Aus- und Rückwanderer aus 169 Ländern teil. Die Autoren der Studie untersuchten, wer sich in Deutschland abmeldete und welche Motive und individuellen Konsequenzen damit verbunden sind.
Um die jeweiligen Vor- und Nachteile von Auswanderung zu erfassen, befragten die Studienautoren erst seit kurzem im Ausland lebende Menschen. „Über 60 Prozent der Befragten gaben an, ihr Nettohaushaltseinkommen im Ausland sei im Vergleich zu ihrem Gehalt ein Jahr zuvor ‚besser‘ oder ‚viel besser'“, sagte Andreas Ette vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Durchschnittlich verdienten die Ausgewanderten jährlich 12.000 Euro mehr. Bei Frauen und der Gruppe geringer Qualifizierter zeigte sich dieser Gehaltsunterschied noch deutlicher. (afp)
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