Grevenbroich: Corona-Test für alle 450 Bewohner eines Hochhauses – Wer sich weigert, muss 14 Tage in Quarantäne

Ein ganzes Hochhaus abgeriegelt, weil zwei an Corona erkrankte Familien sich nicht an die Auflagen gehalten haben: In Grevenbroich haben die Behörden hart durchgegriffen. 450 Nachbarn sollen jetzt zum Test, ob sie sich angesteckt haben.
Titelbild
Flatterband vor dem Wohnkomplex im nordrhein-westfälischen Grevenbroich.Foto: Marius Becker/dpa/dpa
Epoch Times26. April 2020

Weil sich zwei mit SARS-CoV-2 infizierte Familien nicht an die angeordnete Quarantäne gehalten haben, hat das Gesundheitsamt in Grevenbroich einen ganzen Hochhauskomplex mit 117 Wohnungen abgeriegelt. Alle 450 Bewohner sollen auf das Virus getestet werden.

So wollen die Gesundheitsbehörden in der Stadt zwischen Düsseldorf und Mönchengladbach herausfinden, ob sich die Nachbarn bei einem der Kontakte mit den Infizierten selbst mit dem KPCh-Virus angesteckt haben.

Die Behörden zäunten das gesamte Grundstück am Wochenende ein und bauten einen Sichtschutz auf. Ein Sicherheitsdienst kontrollierte die Ein- und Ausgänge. Die Hausbewohner sollen das Grundstück erst wieder verlassen dürfen, wenn die Tests in ein paar Tagen beweisen, dass sie sich nicht bei ihren Nachbarn angesteckt haben.

Ausgelöst wurde der Massen-Test von acht Bewohnern aus zwei Familien, die nachweislich mit dem Virus infiziert sind. Die Gesundheitsbehörden hätten deshalb häusliche Quarantäne angeordnet, sagte Benjamin Josephs vom Rhein-Kreises Neuss am Sonntag. Doch bei den telefonischen Kontrollen durch die Behördenmitarbeiter sei deutlich geworden, dass sich die Familienmitglieder nicht an die Quarantäne hielten.

Massen-Test am Sonntag: Wer sich weigert, muss 14 Tage in Quarantäne

Erwachsene und Kinder hätten weiter Kontakt mit Nachbarn gehabt und sich unter anderem vor dem Komplex aufgehalten. Ob die anderen Bewohner überhaupt wussten, dass die Familien eigentlich in Quarantäne waren und ein hohes Ansteckungsrisiko bestand, ist unklar.

Die Gesundheitsbehörden von Stadt und Kreis entschlossen sich deshalb zu dem Massen-Coronatest. 115 Mitarbeiter von Gesundheitsamt und Rotem Kreuz waren am Sonntag im Einsatz. Auf einem Parkplatz vor dem Gebäude bauten sie drei Zelte auf. Dann gingen einige Mitarbeiter von Wohnung zu Wohnung. „Wir fragen die Bewohner dann, ob sie sich einem Test unterziehen möchten“, sagte Josephs. Der Test ist für die Bewohner freiwillig. Wer sich allerdings weigert, muss vorsorglich 14 Tage in Quarantäne bleiben. Das können die Behörden anordnen.

Die Bereitschaft, sich testen zu lassen, sei allerdings sehr hoch, sagte Josephs. In den ersten 90 Minuten seien schon 150 Abstriche genommen worden. Mit den Ergebnissen werde am Dienstag gerechnet. Bis dahin darf keiner der Bewohner das Grundstück verlassen. Wie es dann weitergeht an dem Hochhauskomplex, hänge davon ab, wie viele andere Bewohner sich mit der Wuhan-Lungenentzündung infiziert haben, sagte Josephs.

Die beiden Familien, die durch ihre Verstöße gegen die Quarantäne-Auflagen den Massen-Coronatest nötig gemacht haben, seien inzwischen anderswo untergebracht. Details nennt der Kreis nicht. Aber es sei ein Ort, an dem „sichergestellt ist, dass sie sich an die Quarantäne-Maßnahmen halten“, sagte Josephs. (dpa)



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