Hayek-Treffen bringt liberal-konservative Denker zusammen: Gefahren für Wohlstand, Freiheit und Rechtsstaat

Am Donnerstag versammelten sich in Berlin zahlreiche liberalkonservative Persönlichkeiten im Rahmen des „Forum Freiheit“ der Hayek-Gesellschaft. In teils sehr lebendigen Diskussionen unter Einbeziehung des Publikums tauschte man sich zur Cancel Culture, Gender-Bewegung, Energiepolitik, aber auch rechtsstaatlichen Fragen und der WHO aus.
Titelbild
Panel der Hayek-Gesellschaft mit Dr. Thilo Sarrazin, Birgit Kelle, Ralf Schuler, Dr. Markus Krall, Prof. Dr. Dieter Schönecker (v.l.).Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times
Von 28. Oktober 2023

Zum Thema „Kipppunkte für die offene Gesellschaft – Gefahren für Wohlstand, Freiheit und Rechtsstaat“ veranstaltete die Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft im vornehmen Hotel Schweizerhof in Berlin am 26. Oktober das „Forum Freiheit“ mit Redner aus der liberalkonservativen Szene.

In einem bis auf den letzten Platz gefüllten Saal nahmen an den Podiumsdiskussionen Gäste wie Birgit Kelle, Dr. Markus Krall, Dr. Thilo Sarrazin, Dr. Ulrich Vosgerau, Ralf Schuler, Lutz Peters, Dr. Simon Steinbrück, Prof. Dr. Fritz Söllner, Prof. Dr. Jörg Benedict und Roland Tichy teil.

„Moral als Keule“

Eine der Podiumsdiskussionen lief unter dem Unterthema „Moral als Keule“. Dr. Thilo Sarrazin, Ökonom, Finanzpolitiker und renommierter Sachbuchautor, nahm hieran teil. Gegenüber Epoch Times erklärte er, dass im politischen Machtkampf die Moralkeule dort eingesetzt würde, wo man versuche, den politischen Gegner mit moralischen oder scheinmoralischen Argumenten ins Eck zu stellen, ohne auf seine inhaltlichen Argumente einzugehen.

„Moral ist überall im Leben wichtig. Jeder braucht eine Moral und die Gesellschaft braucht auch eine gewisse gemeinsame Moral.“ Aber Fragen, die man diskutiere, müsse man unter dem Aspekt der Wahrheitsfindung stellen. „Was trifft zu, was trifft nicht zu, was ist richtig? Wie kann man etwas vernünftig ändern?“ Das müsse man strikt von Fragen der Moral trennen.

Sehr lebendig wurde die Diskussion, als es um das Thema Gender-Studien ging. Während es auf dem Podium unterschiedliche Ansichten gab, wie man mit der Bewegung und ihren Vertretern umgehen sollte, so war das Publikum augenscheinlich einer Meinung.

Während Markus Krall und Birgit Kelle aus ihrer Ablehnung keinen Hehl machten, versuchte Prof. Dr. Dieter Schönecker, Professor für Philosophie an der Universität Siegen, Brücken zu bauen und plädierte für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit ihren Vertretern und ein Entgegentreten mit Argumenten.

Kelle erklärte hingegen, dass sie versucht habe, Vertreter zu Diskussionen einzuladen, aber keiner zugesagt habe, weil sie wüssten, dass sie argumentativ unterlegen wären. Auch sprach sie den Gender-Studien ihre Wissenschaftlichkeit ab, da sie sich nicht an wissenschaftlichen Standards hielten und sie auch gar nicht erfüllten. Daher bezeichnete sie diese als Pseudowissenschaft.

Markus Krall erklärte, dass hinter der Gender-Bewegung eine Enthumanisierung stehe, also eine Entmenschlichung. Er sieht dahinter eine bösartige Absicht.

„USA hat Gaspreise zwischen zwei und drei Cent die Kilowattstunde“

Um ein ganz anderes Thema ging es in der vorherigen Podiumsdiskussion. Dort ging es unter anderem um die jetzige Energiepolitik der Bundesregierung. Der Unternehmer Lutz Peters zeigte dabei einen Weg auf, wie man von einem Industriepreis von aktuell rund 30 Cent in Deutschland auf etwa 5 Cent pro Kilowattstunde Strom und 3 Cent für die Kilowattstunde Gas für die Industrie kommen könnte. Noch dazu würde man unabhängig von Energieimporten.

Denn Deutschland sei mit den extrem hohen Energiepreisen international nicht mehr wettbewerbsfähig. „In den USA sind die Gaspreise bei zwischen zwei und drei Cent die Kilowattstunde und der Strompreis liegt bei vier bis fünf Cent, wie auch in China.“

Um wieder wettbewerbsfähig zu werden, müssten die stillgelegten Kernkraftwerke reaktiviert, die Förderung von heimischem Schiefergas wieder aufgenommen und die riesigen deutschen Braunkohlereserven im Fischer-Tropsch-Verfahren „klimaneutral“ in wertvollen Treibstoff umgewandelt werden. „Natürlich brauchen wir für die Stromerzeugung auch die Braunkohlekraftwerke, und zwar alle großen Braunkohlekraftwerke, die wir heute haben.“ Mit ihnen sollte nicht nur Strom produziert werden, sondern per Kohlevergasung (Integrated Gasification Combined Cycle) Gas gewonnen werden. „Das ist das effizienteste, was es heute gibt“, so Peters.

Beim „Forum Freiheit“ der Hayek-Gesellschaft spricht der Unternehmer Lutz Peters. Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times

„Deutschland hat Braunkohlevorräte für die nächsten 100 Jahre“

Er erklärte, dass laut den Zahlen des Instituts für Geowissenschaften in Deutschland etwa 2,3 Billionen Kubikmeter Gasreserve vorhanden seien. Davon sei nur ein Teil förderbar. Aber der Teil, der förderbar sei, würde 20 Milliarden Kubikmeter pro Jahr für die nächsten 20, 30, 40 Jahre betragen, was etwa ein Fünftel der jährlichen Verbrauchsmenge des Erdgases in Deutschland sei.

Laut dem Hamburger habe Deutschland die größten Energiereserven Europas. „Jeder Ottonormalverbraucher, den Sie fragen, der sagt, Europas größten Energiereserven liegen in der Nordsee vor England, vor Norwegen in Form von Erdöl und Erdgas. Das stimmt, doch die Energiedichte dieses Erdöls und Erdgases ist nur ein Bruchteil der Energie, die in der Braunkohle in Westdeutschland und in der Lausitz liegt.“  Wenn man die entsprechenden Verarbeitungskapazitäten gebaut habe, könnte man die nächsten 100 Jahre die Braunkohlevorräte nutzen.



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