Heizungsbranche: Für Wärmewende fehlen 60.000 Installateure

Die Bundesregierung will die Wärmewende durchsetzen – viel Arbeit fürs Handwerk. Nach Einschätzung des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima ist es zu viel Arbeit. Rund 60.000 Fachkräfte sollen in der Branche für das geforderte Pensum fehlen.
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Ein Heizungsinstallateur arbeitet an einer Heizanlage. In Deutschland fehlen laut dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima 60.000 Installateure.Foto: iStock
Von 24. April 2023

In Deutschland fehlen nach Einschätzung des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima zurzeit rund 60.000 Heizungsinstallateure. Diese Zahl ergebe sich, wenn man alle Märkte bedienen und sich nicht nur auf den Einbau von neuen Heizungen konzentrieren wolle. Das sagte der Hauptgeschäftsführer Helmut Bramann den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Bislang modernisierten die Sanitär- und Heizungsbetriebe jährlich rund 900.000 Heizungssysteme und bauten rund 1,2 Millionen Bäder um. „Barrierefreiheit im Bad bei einer alternden Gesellschaft – die Nachfrage steigt hier in den nächsten Jahren erheblich an“, erläuterte Bramann. Nach Schätzung des Zentralverbands waren im vergangenen Jahr rund 395.600 Menschen in diesem Handwerkszweig beschäftigt.

Die Zahl der Heizungsmonteure stieg seit 2016 konstant an. Führt man den derzeitigen Wachstumstrend, wie bei Statista angegeben, fort, so dauert es wohl noch mindestens zehn Jahre, bis die nötigen 455.000 Installateure zur Verfügung stehen.

Bramann: „Wärmepumpen-Einbau ist keine Raketentechnologie“

Das am 19. April auf den Weg gebrachte Gesetz zum Heizungsaustausch stellt nach Bramanns Ansicht keinen Grund zur Sorge dar. „Eine Wärmepumpe einzubauen, ist keine Raketentechnologie. Vieles, was man zum Einbau einer Wärmepumpe wissen muss, ist den Betrieben schon längst bekannt und wird auch in der Ausbildung gelehrt.“

Zudem gebe es ein großes Angebot an Schulungen, das viele Betriebe auch annähmen. „Der Nachschulungsbedarf von Fachkräften ist also nicht so dramatisch, wie man vielleicht zuerst denken mag.“

Nach den Plänen der Bundesregierung soll ab dem 1. Januar 2024 ihr Gebäudeenergiegesetz gelten. Dieses schreibt vor, dass möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden muss.

Das bedeutet im Umkehrschluss das Verbot von ausschließlich mit Öl oder Gas betriebenen Heizungen. Auch die Installation von Biomasseheizungen in Neubauten, die auf Basis von Holz in Form von Pellets, Hackschnitzeln und Scheitholz funktionieren, will die Ampelkoalition den Hausbesitzern dann in der Regel verbieten.

Vaillant: Wärmepumpen in 70 Prozent der Häuser sinnvoll

Der Chef des Wärmepumpen-Herstellers Vaillant, Norbert Schiedeck, hält den Einbau dieser Anlagen in den meisten Häusern für sinnvoll. „Wir gehen davon aus, dass sich ohne größeren Umbau bis zu 70 Prozent der Gebäude in Europa mit Wärmepumpen beheizen lassen“, sagte Schiedeck der „Rheinischen Post“. „Bei den übrigen Gebäuden sind zusätzliche Maßnahmen notwendig. Je nach energetischem Zustand des Gebäudes kann das vom Austausch weniger Heizkörper bis zur Gebäudedämmung reichen.“

Für einen Teil der Gebäude wird die Wärmepumpe dagegen nicht ausreichen: „Für Gebäude mit einem sehr niedrigen Isolationsstandard ist der Einbau von einem sogenannten Hybridsystem eine Lösung, eine Kombination von einer Gasheizung mit einer Wärmepumpe. Dabei kommt die Gasheizung nur an den wenigen Tagen mit sehr niedrigen Außentemperaturen zum Einsatz. So kann die 65-Prozent-Regel erfüllt werden.“

Einen groben Überblick darüber, ob Ihr Haus für eine Wärmepumpe geeignet ist, kann die Website der „Wärmepumpen-Ampel“ liefern. Nach Eingabe der Postleitzahl erscheint die entsprechende Karte für das Gebiet und eine Einstufung, sofern es bewertet wurde.

Von der Bundesregierung fordert Schiedeck nach dem neuen Gesetz nun Planungssicherheit: „Wichtig ist, dass es bei einmal getroffenen politischen Entscheidungen bleibt. Eine Heizung ist nun mal eine Investition für 20 Jahre. Bürger und Heizungsbranche brauchen Planungssicherheit.“

Vaillant ist in Deutschland einer der beiden Marktführer für Wärmepumpen und erzielte 2021 mit rund 16.000 Beschäftigten einen Umsatz von 3,3 Milliarden Euro.

(Mit Material der Agenturen)



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