Kristina Schröder: „Seit Corona schaue ich anders auf das Thema Klimaschutzpolitik“

Die frühere Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) befürchtet, dass die Politik unter Berufung auf den „Klimaschutz“ bald wieder „drastisch“ ins Privatleben eingreifen wird wie zu Corona-Zeiten. Doch diesmal sollte man nicht dieselben Fehler machen, fordert Schröder.
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Kommt es demnächst wieder zu politisch angeordneten Beschränkungen des Privatlebens wegen des Weltklimas? Die Unternehmensberaterin Kristina Schröder befürchtet es.Foto: CalypsoArt/iStock
Von 15. November 2023


Die frühere Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) betrachtet die Klimapolitik inzwischen mit anderen Augen und gemischten Gefühlen. Hellhörig war sie nach eigenen Angaben während der Corona-Krise geworden, wie aus einem aktuellen Interview mit Jürgen Osterhage vom Sender „tv.berlin“ hervorgeht:

Wir haben in der Pandemie gesehen, dass es sehr schnell gehen kann, dass ganz grundlegende Freiheiten, Grundrechte einem kollektiven Gut untergeordnet werden. Und ich finde, dabei sind wir sehr, sehr weit gegangen. Erschreckend weit.“

Schröder erinnerte noch einmal an einige Grausamkeiten, die die verschiedenen „Schutzmaßnahmen“ der regierenden Politiker in der Praxis bedeutet hatten. So habe man beispielsweise „Menschen alleine sterben lassen“ und Kinder „insgesamt fast ein Jahr von der Schule ferngehalten“. „Teilweise haben wir ihnen damit Schäden fürs Leben zugefügt“, gab die 46-Jährige zu bedenken.

Eindimensionale „Zielbetrachtung“

Zwei Dinge seien aus ihrer Sicht dabei besonders „massiv schiefgelaufen“. Erstens habe es nur eine völlig eindimensionale „Zielbetrachtung“ gegeben – nämlich den Infektionsschutz und seine Wirkung bezüglich Morbidität und Mortalität. Andere „Zieldimensionen“ habe man dagegen nicht beachtet, etwa die psychische Gesundheit, den wirtschaftlichen Wohlstand oder die Frage, was das alles für Kinder oder alte Menschen bedeute. „Das haben wir weggewischt. Da hieß es, das Virus diskutiert nicht“, mahnte Schröder.

Heute könne man dagegen klar sagen, dass es einige Maßnahmen gegeben habe, die „mehr Schaden als Nutzen“ angerichtet hätten.

Zum Zweiten sei es aus ihrer Sicht „fatal falsch“ gewesen, nach dem Motto „Der Zweck heiligt die Mittel“ zu verfahren: „Da haben wir auch Dinge getan, die meines Erachtens auch den Kernbestand von Grundrechten angegriffen haben, wie zum Beispiel der Umgang mit alten Menschen, die wir über Monate isoliert haben“, bedauerte Schröder (Video ab circa 06:02 Min. auf „YouTube“).

Kristina Schröder im Interview mit Jürgen Osterhage vom Sender „tvberlin“.

Die Unternehmensberaterin, Publizistin und Ex-Ministerin Kristina Schröder (CDU) im „tv.berlin“-Interview. Foto: Bildschirmfoto/YouTube/tv.berlin

„Irgendwie waren sich plötzlich alle einig“

Während sie „als Mutter von drei kleinen Kindern“ selbst „sehr verwundert und auch empört“ über derartige Dinge gewesen sei, hätten plötzlich alle gesagt: „Das muss jetzt so sein.“ Kirchen, Gerichte und Medien seien sich „irgendwie […] plötzlich alle einig“ gewesen. „Und seitdem schaue ich anders auf das Thema Klimaschutzpolitik“, folgerte Schröder.

Die frühere Spitzenpolitikerin warnte davor, beim Thema Klima erneut „nur ein einziges Ziel“ wie etwa die „Senkung von CO₂-Emissionen“ zu priorisieren; ähnlich, wie man es während der Corona-Krise mit der „Senkung von Infektionszahlen“ gemacht habe.

Falls die Politik beispielsweise den Vorschlag von Prof. Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in die Tat umsetzen wollte, nach dem jeder deutsche Erwachsene nur drei Tonnen Kohlendioxid pro Jahr verbrauchen dürfe, würde dies einen „drastischen Verlust von Freiheiten für jeden von uns“ bedeuten. Denn momentan verbrauche jeder Deutsche jährlich etwa elf Tonnen.

Droht wirklich eine Klima-Apokalypse?

Ihre große Sorge sei nun, dass die Politik demnächst „auch in Sachen Klimaschutz drastisch in unsere privateste Lebensführung“ eingreife und bestimmen wolle, wie die Menschen zu wohnen, zu heizen, zu essen, sich fortzubewegen und zu reisen hätten. Schröder würde hier eine größere Differenzierung bevorzugen:

Wenn man sagt, der Zweck heiligt die Mittel und es droht hier eine solche Apokalypse, dann darf man vielleicht alles tun. Die Frage ist nur: Droht wirklich eine solche Apokalypse und gibt es nicht auch andere Wege, damit umzugehen?“

Auch die Kosten im Auge behalten

Sie fürchte allerdings, dass die beiden Mechanismen Pragmatismus und Eindimensionalität den Menschen künftig auch beim Klimathema begegnen werden. Besser sei es, sich mit der Frage von Kosten und Nutzen zu beschäftigen. „Wir müssen beim Klimaschutz jetzt endlich in Deutschland anfangen, auf Kosten, auf Kosteneffizienz zu schauen“, forderte Schröder.

Heute sei es aber „geradezu verpönt“, sich die Kosten „auch nur anzuschauen“. Dabei bedeuteten Kosten fast immer auch „Verluste an Freiheit oder an Wohlstand“.

Der deutsche Weg: Maximaler Verlust von Freiheit und Wohlstand

Schröder mahnte, dass Wohlstand stets auch „eng verknüpft“ sei mit anderen Dimensionen wie etwa der medizinischen Versorgung, der Lebenserwartung, der Gleichberechtigung oder der Bildung. So wie der „Klimaschutz“ derzeit von den Deutschen betrieben werde, sei er jedenfalls „maximal teuer“ und führe zu „maximalen Verlusten von Freiheit und Wohlstand“. Aus ihrer Sicht sei es schon „ein Irrsinn“ gewesen, die Kernkraftwerke abzuschalten.

Schröder empfahl, sich das Pariser Klimaschutzabkommen noch einmal genauer anzuschauen. Darin sei nämlich geregelt, dass ein Land seine Maßnahmen für mehr Klimaschutz „auch in anderen Ländern, die noch nicht so weit entwickelt“ seien, durchführen dürfe. Würde Deutschland dieser Idee folgen, könne man für einen deutschen Euro „ein Vielfaches an Nutzen für den Klimaschutz erreichen“, ohne dass es für die Menschen hierzulande „solche Verluste an Freiheit und Wohlstand“ bedeuten würde. Vielleicht könne so ein Engagement sogar zur „Steigerung der Lebensqualität“ in dem anderen Land führen, gab Schröder zu bedenken. Die Schweiz gehe diesen Weg bereits – als einziges Land in Europa.

Zur Person: Dr. Kristina Schröder

Die Diplomsoziologin Kristina Schröder, Jahrgang 1977, hatte ihren Doktor in Mainz unter dem prominenten Sozialforscher Prof. Jürgen W. Falter zum Thema „Gleichheit und Gerechtigkeit“ gemacht. In den Nuller- und Zehnerjahren arbeitete sie vor allem an ihrer politischen Karriere, saß von 2002 bis 2017 als Abgeordnete im Bundestag. Im Kabinett Merkel II bekleidete die Christdemokratin den Posten der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Heute arbeitet Schröder als „selbstständige Unternehmensberaterin, Publizistin und Kolumnistin“ für das Axel-Springer-Blatt „Welt“, wie aus ihrem Kurzvita-Eintrag auf der Website „Republik 21“ (R21) hervorgeht. Schröder ist auch stellvertretende Leiterin dieses Thinktanks, der sich mit einer „neuen bürgerlichen Politik“ auseinandersetzt. R21 fühle sich den „Grundgedanken von Freiheit, Eigenverantwortung, Pluralismus, Rechtsstaatlichkeit und sozialer Marktwirtschaft“ verpflichtet, heißt es auf der R21-Homepage.



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