Massive Belastungen vermeiden: Experten bei Grundsteuer-Reform für eine Berechnung nach der Wohn- und Grundfläche

Die Reform der Grundsteuer betrifft Millionen Menschen in Deutschland: Das ifo-Institut spricht sich für eine künftige Berechnung allein nach der Wohn- und Grundstücksfläche aus.
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Das Städtchen Langenbrand im Schwarzwald.Foto: iStock
Epoch Times17. September 2018

Die Reform der Grundsteuer betrifft Millionen Menschen in Deutschland: Experten sprechen sich nun für eine künftige Berechnung allein nach der Wohn- und Grundstücksfläche aus. Ein entsprechendes Konzept legte das ifo-Institut am Montag in Berlin vor.

Die Studie wurde im Auftrag der Verbände Haus & Grund und Zentraler Immobilien-Ausschuss erstellt. Das Bundesverfassungsgericht hatte eine Neuordnung gefordert. Eine Berechnung nach Fläche würde komplizierte Berechnungen nach dem Wert der Immobilie vermeiden, zudem würden sonst Hausbesitzer und Mieter in Großstädten wegen steigender Preise übermäßig belastet, wird in der Studie betont.

Mit rund 14 Milliarden Euro jährlich ist die Steuer eine der größten Einnahmequellen von Städten und Gemeinden. Eine Berechnung nur nach der Fläche hätte gegenüber wertbasierten Modellen erhebliche Vorteile, sagte ifo-Präsident Clemens Fuest.

Vor allem eine Steuervereinfachung: Wir würden hohe Bewertungskosten vermeiden.“

Geeignet sei eine Kombination aus Grundstücks-, Wohn- und Nutzfläche. „Dafür reicht eine einmalige Bestimmung“, betonte Fuest. In der Diskussion für die Neuregelung sind bisher drei Modelle, wobei Bayern ebenfalls das vom ifo-Institut vorgeschlagene Modell favorisiert.

Berechnung nach Fläche bewahrt vor künftigen Steuerlasten

Eine Berechnung nach Fläche könnte die Bürger in Zeiten steigender Immobilienpreise zudem später vor höheren Steuerlasten bewahren – denn bei anderen Modellen könnte mit steigendem Wert auch die Steuerlast steigen. Alternativ im Gespräch sind das Bodenwertmodell – hier wird in erster Linie der Wert eines Grundstücks für die Steuerhöhe zugrunde gelegt.

Im sogenannten Kostenwertmodell fließen auch Bau- oder Sanierungskosten für die Häuser mit ein. Ein wertebasiertes Modell mit höheren Grundsteuerlasten in gefragten Regionen und niedrigeren Kosten in ländlichen Regionen wird oft als gerechteste Lösung angesehen – aber auch als aufwendigste.

Bodensteuer oder Grundsteuer?

Die Bodensteuer würde einer Studie zufolge die Belastung für Mehrfamilienhäuser senken und damit Mieter entlasten, auf die die Steuer umgelegt wird. Besitzer von Villengrundstücken in teuren Lagen müssten spürbar mehr zahlen. Bei beiden Modellen würden die Steuern für Ein- oder Zweifamilienhausgrundstücke etwa gleich hoch liegen.

Bei anderen Modellen wäre die Besteuerung von Neubauten dagegen überproportional hoch und könnte damit den Wohnungsbau insgesamt dämpfen. Mit der Bodensteuer würde dagegen das Bauen auf leeren Grundstücken in Innenstädten gefördert, weil für sie genauso viele Steuern fällig würden wie für ein bebautes Grundstück.

Der Mieterbund plädiert für eine Bemessung der Grundsteuer ausschließlich am Grundstückswert. Solch eine Reform wäre nicht nur schnell umzusetzen. Grundstücke in Innenstädten, die als Spekulationsobjekt unbebaut bleiben, könnten dann als Bauanreiz deutlich höher besteuert werden.

Eine Sprecherin von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) betonte, bis Ende des Jahres werde ein Vorschlag mit den Ländern erarbeitet. „Wenn es soweit ist, werden wir es rechtzeitig ankündigen.“ Bis spätestens 2019 hat das Verfassungsgericht eine Reform verlangt.

Der Vize-Fraktionschef der FDP im Bundestag, Christian Dürr, forderte mehr Tempo. „Die Bundesregierung muss aus ihrem Tiefschlaf erwachen und darf die Grundsteuerreform nicht aus Angst vor Landtagswahlen verschleppen.“

Priorität müsse es haben, massive Belastungen für Mieter und Eigentümer, gerade in Ballungszentren, zu vermeiden. Dies lasse sich am besten durch ein Flächenmodell mit kommunalem Hebesatz realisieren.



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