„Tofu-Dreg-Engineering“: Jede fünfte Schutzmaske aus China ist nicht nutzbar

Weltweit gibt es Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Schutzausrüstung. Jahrelang wurde die Produktion vermehrt nach China ausgelagert. Das Bundesgesundheitsministerium teilte nun auf Anfrage mit, dass schätzungsweise 20 Prozent aller Schutzmasken, die Deutschland von China kaufen wollte, minderwertig sind.
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In einer Fabrik zur Herstellung von Schutzmasken im Januar 2020 in Yangzhou in China (Provinz Jiangsu).Foto: STR/AFP via Getty Images
Von 6. Mai 2020

In Deutschland kommen – nachdem im März die Kanzlerin persönlich mit dem chinesischen Staatsführer und KP-Chef Xi Jinping sprach –  regelmäßig Großlieferungen an Schutzmasken und Schutzausrüstung per Flugzeug, Schiff und Bahn aus China an.

Doch das Gesundheitsministerium schätzt: „Jede fünfte chinesische Atemschutzmaske weicht von der Norm ab“. Die Anfrage an das Gesundheitsministerium wurde von der „Bild-Zeitung“ gestellt.

Mittlerweile sollen bereits mehrere Millionen chinesischer Masken von Deutschland gekauft und bundesweit an Krankenhäuser und Arztpraxen weitergegeben worden sein. Um unbrauchbare Masken schon vor dem Transport nach Deutschland zu finden, lässt das Ministerium vor Ort stichprobenartig die Lieferungen vom TÜV Nord testen.

Doch das Abfangen minderwertiger Ware klappt nicht immer. So informierte kürzlich der „Bild“ zufolge ein Schreiben der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein ambulante Arztpraxen davor, „dass einige der vom Ministerium gelieferten Schutzmasken chinesischer Hersteller einer Qualitätsprüfung nicht standhalten“.

Eine Ärztin, die solche Masken geliefert bekam, sieht darin eine gefährliche Fahrlässigkeit. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums erklärt gegenüber der „Bild“ dazu, dass die Masken durch einen Fehler beim Logistiker ausgeliefert worden wären, obwohl sie schon gesperrt worden waren.

Die FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg (39) verwunderte der „China-Murks“ anscheinend nicht. Für sie gilt im Großen wie im Kleinen in dieser Krise, dass auf China kein Verlass sei.

Händler: „11 Millionen FFP2-Masken waren  Schrott“

Diese Erfahrung machte auch Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Er nutzte seine heimatlichen Kontakte zu einer Passauer Firma für Sportkleidung, die in chinesischer Hand ist, um Schutzausrüstung für Deutschland zu organisieren. Allerdings zeigten sich auch bei diesen Lieferungen Schwierigkeiten mit der Qualität.

Während bei den ersten OP-Masken, die Verkehrsminister Scheuer zusammen mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Söder und Pressevertretern in Empfang nahm, noch „alles tipptopp“ gewesen sein soll, so der Geschäftsführer der Passauer Textilfirma gegenüber dem „Focus“, hätten sich dann bei den hochwertigeren FFP2-Masken Probleme ergeben. Sie sollten an den Bund geliefert werden: „Da haben wir elf Millionen Masken gesichtet, die waren alle Schrott“, erklärt der Geschäftsführer gegenüber „Focus“. Die Filter seien schlecht gewesen, die Bänder wären abgerissen.

Ein chinesischer Makler, der für den Export von in China hergestellten Masken zuständig ist, erklärte Mitte April unter dem Pseudonym Chen Guohua dem chinesischen Nachrichtensender „Tech World“, dass 60 Prozent der Fabriken keine sterilen Arbeitsumgebungen haben.

Er erzählte von einem Besuch in einer staubigen Fabrik, in der Arbeiterinnen und Arbeiter mit Masken am Fließband hantierten, ohne selbst Masken oder Handschuhe zu tragen. China hat seit dem 1. März 3,86 Milliarden Masken, 37,5 Millionen Stück persönliche Schutzausrüstung, 16.000 Beatmungsgeräte und 2,84 Millionen Testkits exportiert, sagte der Zollbeamte Jin Hai am 4. April gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Er sagte, dass die meisten Fabriken, die Masken herstellen, anfänglich Textil- oder Elektronikfabriken waren, die ihre Produktion schnell verlagerten. Ihre Ausrüstung und Technologie entsprach oft nicht den Standards.

Nach Angaben der chinesischen Finanznachrichtenseite „Sanyan Blockchain“ wurden zwischen dem 23. Januar und dem 11. März fast 5.500 Maskenhersteller in China gegründet. Chen fügte hinzu, dass einige Fabriken einfach die für die Herstellung von Masken erforderliche Akkreditierung erwerben würden.

China: Millionen von Masken und Test-Kits mit Qualitätsmängeln

Allerdings steht Deutschland mit dem Problem nicht allein da, wie eine kleine Übersicht zur Lieferung in verschiedene europäische Länder zeigt:

  • Niederlande: 600.000 Mundschutzmasken aus China mit Qualitätsmängeln
  • Finnland: 2 Millionen Mundschutzmasken wegen Qualitätsmängeln für OPs im Krankenhaus nicht verwendbar
  • Irland: 200 Millionen Euro für Schutzbekleidung aus China, zum Teil Qualitätsmangel
  • Österreich: mehrere Millionen Mundschutzmasken aus China mit Qualitätsmängeln
  • Belgien: 3 Millionen Mundschutzmasken aus China mit Qualitätsmängeln
  • Schweden: alle Mundschutz-Importe aus China entsprechen nicht den Qualitätsanforderungen
  • Spanien: über 5 Mio. Testkits aus China mit Qualitätsmängeln
  • Großbritannien: über 3 Mio. Testkits aus China mit Qualitätsmängeln
  • Tschechien: 150.000 Testkits aus China zu 80 Prozent mangelhaft

Diese Art von mangelhaften Produkten „Made in China“ wird auch „Tofu-Dreg-Engineering“ [Projekte, die eine sehr schlechte Qualität haben] genannt.



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