KI ersetzt Journalisten und Redakteure – Microsoft News bald ohne Menschen?

Bei Microsoft News (MSN) bestimmt künftig KI, was man lesen darf. Die Nachrichtenplattform, die keine eigenen Artikel produziert, bestätigte dies bislang nicht – weder gegenüber den Medien noch ihren Mitarbeitern, die von ihrer drohenden Arbeitslosigkeit selbst nur aus den Medien erfuhren.
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Werden Microsoft News künftig von KI bestimmt?Foto: Michel Euler/AP/dpa/dpa
Von 10. Juni 2020

Während einige Microsoft News-Redakteure und -Journalisten in den USA und England ihre Jobs bereits verloren haben, bangen ihre deutschen Kollegen noch. Laut einer Pressemitteilung des Konzerns sei es nicht ungewöhnlich, dass Unternehmen die Geschäfte regelmäßig evaluieren. Infolgedessen könne es „von Zeit zu Zeit Umstrukturierungen“ geben. Nach Berichten von „t3n“ erfuhren jedoch auch die Redakteure von Microsoft News (MSN) von ihrem drohenden Jobverlust erst aus den Medien.

Die Berliner MSN-Redakteure sind verantwortlich für die Zusammenstellung und Aufbereitung von Nachrichten in mehreren Sprachen für verschiedene Plattformen, darunter msn.com, Bing oder Edge. Als die Mitarbeiter – über Umwege – von ihrem möglichen Beschäftigungsende erfuhren, suchten sie das Gespräch. Statt offener Antworten sagten sowohl Microsoft als auch der lokale Betreiber alle Meetings ab.

Auf Rückfragen von „t3n“ antwortete ein Microsoft-Sprecher, „alle Kommunikation [werde] mit den Mitarbeitern geführt, nicht mit den Medien“. Im Austausch mit der „t3n“-Redaktion sagte ein MSN-Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte, dass ihr Management eine Entlassung nicht bestätigen will.

Microsoft, wir haben ein Problem

Bereits in den Wochen zuvor hat Microsoft Schlagzeilen gemacht. Medienberichten zufolge hatte der Software-Konzern bestehende Verträge mit Journalisten nicht verlängert. „Ihre Dienste würden nach dem 30. Juni nicht mehr benötigt“, zitiert die „Seattle Times“. Gleichzeitig wies Microsoft explizit daraufhin, die Entlassung „habe nichts mit der aktuellen Pandemie“ zu tun. Zudem werde lediglich die Zusammenarbeit mit fremden Redakteuren beendet. Bei Microsoft angestellte Redakteure mit ähnlichen Aufgaben sollen ihre Arbeit fortsetzten.

Zu dieser Arbeit gehört die Identifikation der meistgelesenen Nachrichten von Dutzenden von Verlagspartnern sowie die Optimierung des Inhalts durch Neuschreiben von Überschriften oder Hinzufügen neuer (Titel-)Bilder. „Seit ein paar Monaten lief die Nachrichten-Produktion halb automatisiert, aber jetzt heißt es Vollgas“, sagte einer der gekündigten Vertragspartner.

Nachdem die Mitarbeiter über Monate geholfen haben, eben diese Nachrichten-KI zu verbessern, befürchten viele von ihnen nun, durch diese Künstliche Intelligenz ersetzt zu werden.

Ich weiß nicht was schlimmer ist: Zu wissen, dass du dabei bist, deinen Job an eine Maschine zu verlieren, oder zu wissen, dass dein Management versucht, es vor dir geheim zu halten“, schrieb der MSN-Insider der „t3n“-Redaktion.

MSN: KI-kuratierte Nachrichten statt selbstgeschriebene Inhalte

Seit seiner Einführung als „Microsoft Network“ im Jahr 1995 hat MSN eine Reihe von Änderungen erfahren. Aus einer Standard-Startseite auf Millionen Windows-Computern entwickelte sich schnell ein Nachrichtenportal mit Originalinhalten sowie Links zu Nachrichten, Wetter und Sport.

Ab 2013 verzichtete MSN auf eigene Inhalte und begann, Mitarbeiter zu entlassen. Ein Jahr später und in überarbeiteter Aufmachung präsentierte Microsoft seine neue Nachrichtenseite mit Inhalten von Medien-Partnern.

Heute verlässt sich der Nachrichtendienst vollständig auf diese Partnerschaften. Der Verzicht auf eigene Inhalte erleichtert Microsoft die Umstellung auf ein automatisiertes Redaktionssystem, bei dem weniger die Inhalte, sondern nur noch die Klicks und die Einnahmen im Vordergrund stehen.

Ob und in welchem Rahmen KI zukünftig die Aufgabe der Redakteure zufriedenstellend umsetzten kann, bleibt fraglich. Während Richtlinien zum Inhalt und in welchem Umfang davon berichtet wird, über Worterkennung, Volltextanalysen und entsprechende Filter lösbar ist, vermuten ehemalige Mitarbeiter, dass KI am Herausfiltern beleidigender Inhalte scheitern werde.



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