War der Juli 2023 der heißeste je gemessene Monat? Experten: „Alles heiße Luft“

Das Sommerwetter in Deutschland lässt derzeit zu wünschen übrig. Dennoch soll der Juli 2023 der bislang heißeste Monat gewesen sein – wahrscheinlich sogar seit 100.000 Jahren, wie ein Institut der EU behauptet. Zwei Klimaforscher schauten sich die Daten genauer an und relativieren die Schlagzeilen.
Juli
Die durchschnittliche globale Temperatur soll im Juli einen neuen monatlichen Rekordwert von knapp 17 Grad erreicht haben.Foto: iStock
Von 6. August 2023


Mehrere Medien berichteten bereits am 27. und 28. Juli darüber, dass jener Monat als der bis dato heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in die Geschichte eingehen wird. Diese Schlussfolgerung basiert auf Daten, die das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus bereitgestellt hat. Widerspruch kommt von zwei angesehenen US-Klimaforschern.

Fast 17 Grad

Das Juliwetter in Deutschland hat kaum zu dem vermeintlichen Rekordwert beigetragen. Besonders die zweite Monatshälfte war zu nass und die Temperaturen schafften es kaum über 25 Grad – trotz Hochsommerzeit.

Für den neuen globalen Rekordwert der mittleren Oberflächenlufttemperatur von im Durchschnitt 16,95 Grad Celsius sollen daher andere Länder mit extremen Wetterereignissen verantwortlich sein. Der bisherige Rekordmonat war demnach der Juli 2019 mit durchschnittlich 16,63 Grad. Der heißeste Tag seit Beginn der Aufzeichnungen sei der 6. Juli, wie aus dem Bericht von Copernicus hervorgeht.

Die EU-Kommission begründet dies mit Hitzewellen in Nordamerika, Asien und Europa sowie Waldbränden in Ländern wie Griechenland, Italien, Spanien und Kanada. Dabei gibt es mehrere Hinweise, dass diese Brände durch Menschenhand verursacht wurden, anstatt durch hohe Temperaturen und den Klimawandel. Davon geht auch die Feuerwehr auf der griechischen Insel Rhodos aus. Für weit über 90 Prozent aller Waldbrände ist der Mensch verantwortlich – sei es fahrlässig oder vorsätzlich durch Brandstiftung, so der WWF.

Für das EU-Erdbeobachtungsprogramm erklärt hingegen Copernicus-Direktor Carlo Buontempo, dass der neue Rekordwert auch über die Wetteraufzeichnungen hinaus bedeutsam sei, wie die „Zeit“ berichtet.

Demnach würden Befunde an Baumringen und in Eiskernen darauf hindeuten, dass die aktuellen Temperaturen „in unserer Geschichte in den vergangenen tausend Jahren beispiellos“ seien. Dies gelte wahrscheinlich sogar für die vergangenen 100.000 Jahre.

Zwei Professoren gegen den Klima-Hype

Skeptischer betrachtet dies etwa Cliff Mass, Professor für Atmosphärenwissenschaften an der University of Washington in den USA. Er sieht in den Meldungen laut „The Australian“ eine „Übertreibung“ und einen regelrechten „Hype um extreme Wetterbedingungen und Hitzewellen“. Besonders erinnerte er daran, dass sich die Erde derzeit am Ende einer Kaltzeit befinde, die als Kleine Eiszeit bekannt ist. Diese Kaltphase dauerte etwa von 1600 bis 1850.

Davor habe es in der Erdgeschichte immer wieder Warmphasen gegeben, wie etwa vor 1.000 Jahren während der mittelalterlichen Warmzeit. In dieser Phase soll die durchschnittliche Erdtemperatur deutlich wärmer gewesen sein als heute.

Auf seiner Website fasste Mass Ende Juli zusammen, dass dieser Monat „keine extreme Hitze“ hatte. Als Beleg führte er die Messwerte von fünf Stationen in den USA auf. Die hohen Temperaturen im Juli waren dort eher durchschnittlich und weit unter den bisherigen Rekordwerten.

Ebenso widersprach John Christy, Professor für Atmosphärenwissenschaften an der University of Alabama, den neuerlichen Höchstwerten. Diese seien nur „heiße Luft“.

Er erwähnte gegenüber der australischen Zeitung, dass er in diesem Sommer keine neuen Rekorde für die höchsten Temperaturen aller Zeiten an Langzeitwetterstationen gesehen habe. Seiner Ansicht nach halte weiterhin das Jahr 1936 den Rekord für die meisten Stationen mit den höchsten jemals gemessenen Temperaturen.

Aufgrund der zunehmenden Anzahl von Wetterstationen sei es weltweit schwierig, historische Daten zu vergleichen. Einige Stationen sammeln laut Christy erst seit einigen Jahren Daten. Überdies habe die Urbanisierung dazu geführt, dass bestehende Wetterstationen aufgrund der höheren Temperaturen in Städten automatisch höhere Temperaturen aufzeichnen.

El Niño sorgt lokal für höhere Temperaturen

Was in der Klimadebatte derzeit gelegentlich vergessen wird, ist, dass im Juni 2023 ein weiterer El Niño begann.

Dies gehe immer mit höheren Temperaturen an Land einher, bestätigte Anfang Mai die Weltwetterorganisation (WMO). „Das Einsetzen von El Niño wird die Wahrscheinlichkeit von Temperaturrekorden und extremer Hitze in vielen Teilen der Welt und im Ozean erheblich erhöhen“, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas.

El Niño treibt die globale Durchschnittstemperatur in die Höhe, während La Niña einen kühlenden Effekt hat. Sie tauchen abwechselnd alle paar Jahre auf.

Erstes Anzeichen des El Niño ist eine starke Erwärmung der oberen Wasserschichten im Pazifik in Tropennähe entlang der mittel- und südamerikanischen Küste. Normalerweise drücken Passatwinde das warme Wasser nach Westen und kühleres strömt aus tieferen Schichten nach. Bei El-Niño-Lagen sind die Winde aber schwächer. Der schnelle Windstrom Jetstream verschiebt sich Richtung Süden und die Stratosphäre mehr als zehn Kilometer über der Erde wird wärmer, wie Bob Leamon von der University of Maryland erklärt.



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