Geldschwemme nach Corona macht Inflation unausweichlich

Hilfsprogramme in Billionenhöhe von Staaten und Notenbanken unter dem Eindruck der Corona-Krise lassen nach allen Regeln der Ökonomie eine deutlich höhere Inflation erwarten. Allerdings gibt es auch bremsende Faktoren. Wer Aktien kauft, könnte auf Nummer sicher gehen.
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In Deutschland war Inflation seit der Wiedervereinigung kaum noch ein Thema.Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa
Von 30. Juni 2020

In einer Analyse für die „Welt“ beschäftigt sich deren Leitender Wirtschaftsredakteur Holger Zschäpitz mit einem Thema, das sich mit der Rücknahme der „harten“ Corona-Maßnahmen unerwartet schnell wieder in das öffentliche Leben zurückgeschlichen hat: der Inflation.

In gewisser Hinsicht sei mit einer Teuerung zu rechnen gewesen nach dem Stillstand, der unter anderem für billige Spritpreise gesorgt hatte. Ebenso, wie mit einem deutlichen Plus bei den Aktien zu rechnen war, nachdem diese im März einen Absturz erlebt hatten.

Lebensmittel nach Corona-Lockdown deutlich teurer

Die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes, so heißt es in dem Beitrag, weisen ein Plus von 0,9 Prozent bei der Teuerung im Juni aus, was spürbar über den 0,6 Prozent liegt, die Experten erwartet hatten. Noch deutlicher sah der Anstieg bei Dienstleistungen, beispielsweise jenen der Friseure aus, wo es ein Plus von 1,4 Prozent gab, aber auch Restaurantbesuche und Lebensmittel sind deutlich teurer geworden – Letztgenannte gar um 4,4 Prozent. In manchen Verbrauchermärkten wurde dies auf findige Weise kaschiert, beispielsweise in Form kleinerer Mengen beim abgepackten Fleisch.

Ab Juli ist mit einer leichten Erholung infolge der temporären Mehrwertsteuererhöhung zu rechnen. Auf der anderen Seite lassen die bereits beschlossenen Corona-Rettungspakete durch Regierungen und Notenbanken erwarten, dass der Teuerungseffekt ungeachtet dessen nicht auf sich warten lässt.

Es sind mehrere Billionen US-Dollar, die Notenbanken unter anderem in den USA, Japan und der EU in Hilfsprogramme investieren, um die über Wochen hinweg zum Stillstand verurteilte Wirtschaft wieder in Gang zu bringen.

Etwas anderes als ein deutlicher Inflationsschub infolge dieser Geldschwemme würde jedem ökonomischen Standard zuwiderlaufen. Immerhin steigt die Geldmenge um ein Vielfaches schneller als die tatsächliche Menge der produzierten Güter und Dienstleistungen.

Inflation – seit Ende der 2000er nicht mehr über drei Prozent

In Deutschland war Inflation seit der Wiedervereinigung kaum noch ein Thema. Der Beitritt der neuen Bundesländer zum Geltungsbereich des Grundgesetzes und die Währungsreform hatten für eine kurze Zeit Anfang der 1990er noch Inflationsraten zwischen vier und sechs Prozent zur Folge, später war eine Teuerung von mehr als drei Prozent lediglich Ende der 2000er zu beobachten – unmittelbar am Vorabend der Weltfinanzkrise.

Es ist eine Reihe von Entwicklungen abzusehen, die auf der einen Seite die Hoffnung auf einen zu dynamischen Aufschwung dämpfen, andererseits aber dennoch preistreibend wirken können. Zschäpitz nennt beispielsweise die Reform der Lieferketten, die zwar keine völlige Entglobalisierung bedeuten wird, aber mehr auf Redundanz als auch Effizienz setzen wird. Viele Unternehmen verlagern ihre Produktionen aus Billiglohnländern wieder zurück in die Heimat oder zumindest in Regionen, die ein geringeres Risiko versprechen als beispielsweise der Standort China zu bieten in der Lage war.

Auch die nur schleppende Erholung auf dem Arbeitsmarkt bremst die Inflation. Das hohe Maß an Unsicherheit dämpft die Kauflaune, auch die Urlaubssaison wird hinter den gewohnten Standards zurückbleiben, auch mit einem Anstieg der Löhne ist kaum zu rechnen. Die Menschen halten ihr Geld zusammen, zumal man nicht weiß, ob nicht im Herbst oder Winter eine weitere Corona-Welle droht.

Aktien sind reale Wertträger

Zschäpitz hält den Aktienmarkt vor diesem Hintergrund für einen sinnvollen Ort, um Geld zu investieren. Egal wie sich die Inflation entwickelt: Es ist damit zu rechnen, dass die realen Vermögenswerte, die Unternehmensanteile widerspiegeln, für alle Varianten der Inflationsentwicklung gerüstet sind.

Schon in den vergangenen Jahren sind die Aktienkurse deutlich dynamischer angestiegen als die Börsenkurse. Strömt nun weitere Liquidität im Fall steigender Inflation an die Börse, würde das die Aktienkurse beflügeln, aber auch im Fall einer höheren Güterinflation würden bestimmte börsennotierte Unternehmen davon profitieren.

Girokonto und Tagesgeld könnten zum Verlustgeschäft werden

Voraussetzung für einen Erfolg an der Börse sind jedoch ein strategisches Vorgehen und – wie es Experte Dirk Müller jüngst in einem Interview angesprochen hatte – die Fähigkeit, zwischen einer Investition und bloßem Zocken zu unterscheiden.

Auch gibt es eine klare Aussage von Zschäpitz bezüglich jener Anlageform, von der man jedenfalls die Finger lassen sollte: „Am wenigsten geschützt ist das Geld auf dem klassischen Giro- oder Tagesgeldkonto. Selbst wenn die Inflationsrate im kommenden Monat wegen der Mehrwertsteuersenkung leicht fallen sollte, schwindet die Kaufkraft des Ersparten.“



Eine Buchempfehlung vom Verlag der Epoch Times

Wenn der Staat eine aktive Rolle in der Wirtschaft spielt, hat jede Aktion einen Dominoeffekt auf den Markt. Neue Richtlinien und Gesetze können ganze Branchen verändern und viele Unternehmen und Investoren von den Entscheidungen der Regierung abhängig machen. Der Staat, der traditionell nur Gesetze verabschiedete und durchsetzte, ist dadurch ein führender Akteur in der Wirtschaft geworden.

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