Friedrich & Weik: Geht es den Lebensversicherungen jetzt an den Kragen?

Deutschland wird ein großes Versicherungssterben erleben, schätzen die Anlageexperten Friedrich und Weik. Einer Studie zufolge seien 20 Prozent der deutschen Lebensversicherer in Gefahr. Friedrich & Weik geben Entscheidungshilfen für künftig betroffene Verbraucher.
Epoch Times4. November 2019

21 von 84 Lebensversicherern sind in ihrer Solvenz gefährdet, lautet das Ergebnis einer aktuellen Studie, die der Bund der Versicherten (BdV) gemeinsam mit Dr. Carsten Zielke von Zielke Research erarbeitet haben, meinen die Anlageexperten Friedrich und Weik. In der Studie wurde geprüft, ob die Leistungsversprechen der Versicherer für viele Jahrzehnte sichergestellt sind.

Die Einschätzung der Anlageexperten Friedrich & Weik lautet dazu:

Das Fazit (…) [ist] ganz klar (…): Wir werden ein großes Banken- und Versicherungssterben erleben, weil die Zinsen jetzt in den Keller gehen werden. Und da muss man sich jetzt drauf vorbereiten. Teilen Sie das mit denen, die das nicht hören wollen.“

Schlechte Aussichten für Lebensversicherer

Der Grund für die Misere: Negativzinsen. Und optimistisch sind Friedrich & Weil in diesem Punkt nicht. Unter der Politik der europäischen Zentralbank seien steigende Zinsen niemals wieder zu erwarten.

Schlecht für Lebensversicherungen, da sie in „mündelsichere Papiere“ (Staatsanleihen oder andere risikolose Anlagen) investieren müssen. Wegen der Negativzinsen bekommen sie weniger zurück als sie investieren. Dazu kommen steigende Kosten und zu bedienende Verpflichtungen. Das sei für Lebensversicherer keine einfache Situation.

Auch für Verbraucher sehe es nicht gut aus. So sei bei einem Garantiezins von aktuell 0,9 Prozent und einer Inflation von zirka 1,6 bis 1,8 Prozent negative Rendite zu erwarten.

Studie zu Solvenzquote: Besorgnis erregend

20 Prozent aller Lebensversicherer seien gefährdet, so das Ergebnis der Studie. Davon sollen 12 Versicherer zu geringe Solvenzquoten haben. Zu gering bedeutet, dass der Versicherer die 100 Prozent-Marke unterschreitet. Ab dieser Grenze kann er auch die bestehenden Verträge nicht mehr bedienen. Daher überwacht die BaFin. Neuverträge jedenfalls könnten nicht mehr abgeschlossen werden. Zu den schwächelnden Versicherern zählen (Angabe der Solvenzquote in Klammern):

  • Frankfurt Münchener Lebensversicherung (5 Prozent)
  • Rheinland Lebensversicherung (23 Prozent)
  • Landeslebenshilfe (26 Prozent)
  • Athora Lebensversicherung (56 Prozent)
  • PB Lebensversicherung (62 Prozent)
  • Bayerische Beamten Lebensversicherung (65 Prozent)
  • Karlsruher Lebensversicherung (78 Prozent)
  • Münchener Verein Lebensversicherung (80 Prozent)
  • Neue Leben Lebensversicherung (93 Prozent)
  • Öffentliche Lebensversicherung Oldenburg (94 Prozent)
  • Süddeutsche Lebensversicherung (98 Prozent).

Unternehmen mit sinkenden Gewinnerwartungen

Weitere Unternehmen seien aufgrund sinkender Gewinnerwartungen ebenfalls gefährdet, so die Einschätzung von Friedrich & Weik, insbesondere:

  • Zurich Deutscher Herold 
  • Continentale
  • Debeka Leben
  • Karlsruher LV
  • IDEAL LV 
  • Stuttgarter LV 
  • INTER LV
  • Öffentliche LVA Oldenburg.

Positive Lebensversicherer

Der Bund der Versicherten gibt folgenden Versicherern insgesamt (noch) eine positive Note:

  • WWK Lebensversicherung
  • Basler Lebensversicherung
  • Plus Lebensversicherung
  • Generali Lebensversicherung
  • Mylife Lebensversicherung
  • Skandia Lebensversicherung
  • Heidelberger Lebensversicherung
  • Ergo Lebensversicherung
  • Zurich Deutscher Herold (Aber Achtung: sinkende Gewinne).

Ist meine Lebensversicherung betroffen?

Friedrich & Weik empfehlen, einmal selbst in die Auswertung zu schauen, um herauszufinden, ob die eigene Versicherung betroffen ist. Hilfreich ist eine Ampelsystematik, die verdeutlicht, ob Handlungsbedarf besteht. Und wichtig sei vor allem die erste Spalte, da hier die reine Solvenz abgebildet wird.

Zudem kann hier eine weitere Übersicht helfen, in der Dr. Zielke die Versicherer mit Stichpunkten bewertet.

Schlechte Insolvenzquote: Was der Verbraucher jetzt tun kann

Für den Fall, dass die bestehende Versicherung eine schlechte Insolvenzquote hat, solle man sich überlegen, wie es weitergeht. Eine neue Lebensversicherung macht keinen Sinn, sind Friedrich & Weik überzeugt. Es gebe aber mindestens zwei Optionen: „Kündigen“ oder den „Vertrag still legen“. Um herauszufinden, was für einen selbst das richtige ist, soll man sich folgende Fragen stellen und mit „Bauchgefühl“ beantworten.

  • Wie lange läuft die Versicherung noch?
  • Bleibt der Versicherer bis Vertragsablauf bestehen?
  • Wie ist der Rückkaufswert?
  • Wie viel Prozent des Vermögens umfasst die Lebensversicherung? Je höher der Vermögenswert, umso bedeutender ist die Entscheidung.

Darüber hinaus erwarten Friedrich & Weik sowohl beim Euro als auch bei der Kaufkraft erhebliche Werteinbußen. In ihrem neuen Buch „Der größte Crash aller Zeiten“ gehen sie auch auf auf verschiedene Situationen zugeschnittene Anlagemodelle ein. (bm)



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