Archäologen auf 5.000 Jahre alter Eiersuche: Antike Straußeneier als Luxusgüter

Ein internationales Team von Spezialisten unter der Leitung der Universität Bristol ist der Aufklärung eines 5.000 Jahre alten Rätsels um den Handel und die Produktion von verzierten Straußeneiern näher gekommen. Ihre Forschung zeigt eine überraschende Komplexität des Handels mit antiken Eiern.
Verzierte Straußeneier
Ein verziertes Straußenei. (Symbolbild)Foto: iStock
Von 13. April 2020

Lange vor Fabergé wertschätzten die Eliten der mediterranen Zivilisationen während der Bronze- und Eisenzeit verzierte Straußeneier. Doch bis heute ist nur wenig über die komplexe Beschaffung und dem Handel hinter diesen Luxusgütern bekannt.

Bei der Untersuchung von Straußeneiern aus der Sammlung des Britischen Museums konnte ein Team unter der Leitung von Dr. Tamar Hodos aus Bristol Geheimnisse über ihre Herkunft aufdecken. Zudem gelang den Forschern herauszufinden, wie antike Handwerker die Straußeneier verzieren und woher das Material stammt.

Mithilfe modernster Rasterelektronenmikroskopie konnte Dr. Caroline Cartwright, leitende Wissenschaftlerin am Britischen Museum, den chemischen Aufbau der Eier untersuchen. So gelang es, die Herkunft der Rohstoffe zu bestimmen und winzige Spuren ihre Herstellung zu entschlüsseln.

Fingerabdruck führt zur Herkunft der Straußeneier

In einer Studie beschreiben die Forscher zum ersten Mal das überraschend komplexe System hinter der Produktion von verzierten Straußeneiern. Dazu gehören Belege darüber, woher die Eier stammen und ob die Strauße in Gefangenschaft oder in freier Wildbahn lebten.

Weiterhin ergaben die Forschungen einen Fingerabdruck-artigen Hinweis über einzelne Handwerker-Hände. So entdeckten die Archäologen, dass Handwerker in bestimmten Gebieten unterschiedliche Techniken und Materialien verwendeten.

Verzierte Straußeneier - Beispiel aus Vulci

Ein dekoriertes Straußenei aus dem Isis-Grab in Vulci, Italien, das gerade untersucht wird. Foto: Tamar Hodos, Universität Bristol (mit Genehmigung des Kuratoriums des Britischen Museums)

„Das gesamte System der Produktion von dekorierten Straußeneiern war viel komplizierter, als wir uns vorgestellt hatten! Wir fanden auch Beweise dafür, dass die antike Welt viel stärker miteinander verbunden war, als wir bisher angenommen hatten“, sagte Dr. Hodos, Dozent für Archäologie des Mittelmeerraums in Bristol.

„Strauße aus dem Mittelmeerraum waren im östlichen Mittelmeerraum und in Nordafrika beheimatet. Mithilfe einer Vielzahl von Isotopenindikatoren konnten wir Eier unterscheiden, die Strauße in verschiedenen Klimazonen (kühler, feuchter und heißer, trockener) legten. Am überraschendsten war für uns, dass Eier aus beiden Zonen an Orten in der jeweils anderen Zone gefunden wurden. Dies lässt auf ausgedehntere Handelsrouten schließen“, ergänzte er weiter.

Antike Eierdiebe

Hodos und seine Kollegen glauben, dass die Menschen in der Antike einst die Eier aus Nestern von Wildvögeln, aber auch von Tieren in Gefangenschaft entnommen haben könnten. „Wir stellten die Vermutung auf, dass frühere Beispiele [Eier] von wilden Straußen stammten, während spätere Beispiele entweder aus der Gefangenschaft oder von wilden Exemplaren stammen könnten“, heißt es in der Studie.

Doch dies wäre keine gewöhnliche Eierjagd gewesen, da Strauße extrem gefährlich sein können. Daher war die Entnahme der Eier von Wildvögeln für die Diebe mit einem enormen Risiko verbunden.

„Wir haben auch festgestellt, dass Eier eine gewisse Zeit zum Trocknen benötigen, bevor die Schale aufgeschnitten werden kann, und daher sicher gelagert werden müssen. Dies hat wirtschaftliche Auswirkungen, da die Lagerung eine langfristige Investition erfordert. Zusammen mit dem damit verbundenen Risiko, könnte dies den Luxuswert der Eier erhöht haben“, sagte Dr. Hodos.

Verzierte Straußeneier - Beispiel aus Vulci

Verziertes Straußenei aus dem Isis-Grab in Vulci, Italien. Foto: Tamar Hodos, Universität Bristol (mit Genehmigung des Kuratoriums des Britischen Museums)

Eine beliebte Ware

Die Studie ist Teil eines laufenden Forschungsprojekts zu antiken Luxusgüter und deren Handel in der antiken Welt.

„Wir bewerten nicht nur, wie altertümliche Luxusgüter hergestellt wurden, sondern auch, wie sie von verschiedenen Völkern verwendet wurden. Diese Fragen sind für unsere heutige Gesellschaft, in der ein und derselbe Gegenstand für verschiedene Gruppen unterschiedliche soziale oder symbolische Bedeutungen haben kann, ungeheuer wichtig“, sagte Hodos.

Viele dieser verzierten Straußeneier waren vor allem in Ägypten (z. B. Alexandria) und der Levante (z. B. Nineveh) verbreitet. Aber auch auf Zypern (antike Stadt Salamis) oder im etruskischen Vulci (im sogenannten Isis-Grab) in Italien konnten die beliebten Luxusgüter dokumentiert werden.

Verbreitungskarte verzierter Straußeneier

Diese Karte zeigt die Studienbereiche der Forscher. Foto: Tamar Hodos, Universität Bristol

Dr. Caroline Cartwright, Wissenschaftlerin im British Museum, ergänzte zudem: „Mithilfe modernster Rasterelektronenmikroskop-Einrichtungen konnten unsere Experten diese wunderschönen Objekte untersuchen und ein neues Licht auf ihre Bedeutung in der Geschichte werfen“.



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