„Geisterbild“ zeigt grüne Landschaft unter arktischem Eis
Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Wohin das menschliche Auge blickt, sieht es nichts als eine weite weiße Flur aus Schnee und Eis. Es gibt weder Sträucher noch andere zarte Pflänzchen – einzig Pinguine, Robben und andere kälteliebende Tiere überleben in der Einöde der Antarktis. Doch dabei war das ewige Eis nicht schon immer so. Vielmehr zeigen britische Forscher in ihrer aktuellen Studie, dass die Antarktis grüne Wurzeln besitzt.
Diese liegen zwei Kilometer tief unter dem Eis verborgen und bedecken eine untersuchte Fläche von über 32.000 Quadratkilometern. Diese Fläche, so groß wie Belgien, trug einst Hügel und Täler, Bäume und wahrscheinlich auch Waldtiere.
„Es handelt sich um eine unentdeckte Landschaft, die noch niemand zuvor gesehen hat“, erklärt Stewart Jamieson, Glaziologe an der Universität Durham und Hauptautor der Studie. Laut dem Forscher sei die Antarktis deutlich schlechter erforscht als beispielsweise der Mars.
Blick unter das Eis
Doch wie konnten die Forscher etwas sehen, das seit Urzeiten unter kilometerdickem Eis verborgen liegt? Die Lösung dazu lieferten Satellitendaten und eine spezielle Technik, die sogenannte Radio-Echo-Sondierung.
Bei dieser Methode fliegen die Forscher mithilfe eines Flugzeugs, das Radiowellen aussendet, über die Antarktis. Diese Radiowellen dringen durch das Eis hindurch, treffen auf den darunter liegenden Untergrund und erzeugen ein Echo. Mit dem aufgenommenen Echo erstellten die Forscher schließlich ein „Geisterbild“ und konnten so Rückschlüsse auf die Beschaffenheit des Bodens unter dem arktischen Eis ziehen.
Doch dies über der gesamten Antarktis, die größer als Europa ist, zu tun, wäre eine zu große Herausforderung gewesen. Aus diesem Grund nutzten die Forscher vorhandene Satellitenbilder, um die markanten Regionen „nachzuzeichnen“. Das Ergebnis: eine von Flüssen geprägte Landschaft mit abfallenden Tälern und steil aufragenden Hügeln.
Wie alt diese vergessene, unberührte Landschaft ist, ist noch nicht eindeutig geklärt. Die Schätzungen der Forscher reichen von mindestens 14 Millionen Jahren (dem Miozän) bis hin zu etwa 34 Millionen Jahren (dem Eozän). Doch dann kam das Eis und die Landschaft wurde „in der Zeit eingefroren“, so Jamieson.
Jetzt taut’s
Andere Forscher hatten zuvor einen stadtgroßen See unter dem antarktischen Eis entdeckt, der ebenfalls auf eine grüne Vergangenheit hindeutete. Das britische Forscherteam vermutet, dass es dort unten noch weitere alte Landschaften gibt, die es noch zu entdecken gilt.
„Wir sind auf dem besten Weg, atmosphärische Bedingungen zu entwickeln, die denen ähneln, die vor 14 bis 34 Millionen Jahren herrschten“, schreiben die Forscher in ihrer Studie. Damals waren die durchschnittlichen Temperaturen etwa drei bis sieben Grad Celsius wärmer als heute.
Grund zur akuten Sorge besteht jedoch nicht, denn selbst der Rückzug des Eises während vergangener Erwärmungen – wie etwa jener im Pliozän vor drei bis 4,5 Millionen Jahren – legte die uralte Landschaft nicht frei.
Die Studie erschien am 24. Oktober 2023 in der Fachzeitschrift „Nature Communications“.
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