Joker-Spinne und parasitäre Wespen: Finnische Forscher entdeckten 2020 schon über 40 neue Tierarten

Waran, Tausendfüßer und parasitäre, manipulative Wespen: Forscher der finnischen Universität Turku haben im ersten Halbjahr 2020 bereits 40 neue Tierarten beschrieben. Mit dabei ist auch eine "Joker-Spinne", die ihren Namen der bunten Gesichtsbemalung von Batmans Widersacher verdankt.
Titelbild
Die Samt-Spinne "Loureedia phoenixi" verdankt ihren Namen nicht dem mystischen Feuervogel, sondern der Gesichtsbemalung von "Joker", Batmans notorischem Widersacher im gleichnamigen Film.Foto: K. Scheichi.
Von 3. Juli 2020

Weltweit kennen Wissenschaftler etwa zwei Millionen Arten und sind stets auf der Suche nach den schätzungsweise 13 Millionen Unbekannten. Ilari E. Sääksjärvi, Professor für Biodiversitätsforschung an der Universität Turku, Finnland, spricht von einem Wettlauf gegen die Zeit. In den nächsten Jahrzehnten könnten eine Million Arten aussterben – ohne, dass die Menschen sie je zu Gesicht bekommen haben.

Allein in diesem Jahr haben die finnischen Forscher um Prof. Sääksjärvi 17 neue Spinnenarten, 23 Insekten, einen Borstenmillipede und einen Waran beschrieben. Die neuen Arten stammen aus dem Amazonasgebiet, Europa, Indien, dem Nahen Osten und den Pazifikinseln. Zusätzlich haben die Forscher vier neue Gattungen beschrieben, die der Wissenschaft bisher unbekannt waren.

Die erstaunliche Schönheit der Spinnen

In einer jüngst erschienenen Studie über Biodiversität beschrieb der Doktorand Alireza Zamani eine neue Spinnenart Loureedia phoenixi aus dem Iran. „Die Entdeckung war erstaunlich, da die neue Art zur Gattung der Samt-Spinnen gehört, von der bisher nur wenige Arten bekannt sind. Sie sind in ihren Gewohnheiten sehr scheu, so dass die Entdeckung einer neuen Art eine große und willkommene Überraschung war.“

Überraschend war auch ihr Lebensraum, denn die Forscher entdeckten sie etwa 1.500 Kilometer jenseits des bekannten Verbreitungsgebietes der Gattung Loureedia. Die Arten in dieser Gattung sind „erstaunlich schön und farbenfroh“, so Zamani weiter. Er hofft, dass diese neue Entdeckung den Menschen die Schönheit und Bedeutung der Spinnen verständlich machen kann.

Die Spinne wurde schließlich „Loureedia phoenixi“ genannt, was mit Phönix-Samt-Spinne übersetzt werden kann. Die Spinne verdankt ihren Namen jedoch nicht dem mystischen Feuervogel, sondern dem US-amerikanischen Schauspieler Joaquin Phoenix. Das farbenfrohe Muster auf ihrem Rücken ähnelt der Gesichtsbemalung Batmans notorischem Widersacher Joker, den der Schauspieler im gleichnamigen Film spielt.

Manipulative Wespen und „invasive“ einheimische Warane

Auf der anderen Seite der Erde, in Peru, Ecuador und Französisch-Guayana, haben die Forscher wiederum den Feind einiger Spinnen neu entdeckt. Dabei nutzen tropische parasitäre Wespen aus den Gattungen Acrotaphus und Hymenoepimecis Spinnen zum Brüten und manipulieren sie auf komplizierte Weise.

Dabei legt die Wespe ein Ei auf die Spinne und manipuliert sie, ein spezielles Netz zum Beutefang zu spinnen. Statt Beute nistet sich allerdings die Puppe der Wespe ein und entwickelt sich – geschützt durch das Netz der Spinne – bis ins Erwachsenenalter.

Wespen der Gattung Hymenoepimecis sind Parasiten auf Spinnen und können das Verhalten des Wirtes auf komplizierte Weise manipulieren. Foto: Kari Kaunisto, Abteilung für Biodiversität der Universität Turku

Im Gegensatz zu den parasitären Wespen, die den Spinnen nicht unmittelbar schaden, galt eine Art von Waranen bis vor kurzem als invasive Art in Mikronesien. Untersuchungen der Universität Turku offenbarten nun, dass es sich in Wirklichkeit um zwei verschiedene Arten handelt, die beide in Mikronesien heimisch sind. „Varanus bennetti“ haben die Forscher nun als neue Art beschrieben.

Viel (Akten-)Staub um neue Arten

Das Entdecken, Klassifizieren und Beschreiben einer neuen Art ist ein langer Prozess. Neue Entdeckungen erfordern oft herausfordernde Feldstudien an abgelegenen Orten. Vor der Durchführung der Feldstudie müssen sich Forscher zudem vergewissern, dass die erforderlichen Genehmigungen für das Sammeln der Exemplare und deren Ausfuhr ins Ausland vorliegen. Wann und wo immer möglich wird deshalb die Zusammenarbeit mit lokalen Wissenschaftlern angestrebt.

Die eigentliche Forschungsarbeit beginnt jedoch nach der Feldstudie. Dann wird die Art im Labor untersucht, beschrieben, benannt und klassifiziert. Nach gründlicher Überprüfung veröffentlichen die Forscher ihre Ergebnisse schließlich in meist internationalen Fachzeitschriften. Nach diesem Prinzip beschreiben die Wissenschaftler aus Turku jedes Jahr „einige Dutzend neue Arten“. Verglichen mit anderen Institutionen sei das eine große Menge, so die Forscher.

Abschließend sagten Sääksjärvi und Zamani: „Unser Ziel ist es, neue Arten zu entdecken und ihre Geschichte der Welt zu erzählen. […] Wir hoffen, dass unsere Forschung die Aufmerksamkeit der Menschen auf das Leben dieser einzigartigen Arten lenkt und damit die Erhaltung der Biodiversität fördert.“

(Mit Material der Universität Turku)



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