„Kein Vakzin-Shedding nachgewiesen“ – Immunologe zu neuer Antikörper-Studie

BioNTech, Moderna, AstraZeneca. Immer wieder gibt es Diskussionen um COVID-19-Impfstoffe. Neue Forschungen aus Colorado heizen die Debatte neu an.
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Dr. Kay Klapproth.Foto: privat
Von 16. August 2023

Eine neue Studie von Wissenschaftlern der Universität Colorado sorgt für Wirbel. Demnach sollen SARS-CoV-2-spezifische Antikörper durch Aerosole aus Mund und Nase übertragen werden können. Es wird von einer passiven Immunisierung gesprochen. Impfbefürworter sprechen von einer „kostenlosen Impfung“ für alle. In den sozialen Medien sehen zahlreiche Kritiker der COVID-19-Impfung die Studie als Bestätigung der Übertragung von Spikeproteinen auf Ungeimpfte (Shedding). Doch was bedeutet diese Studie genau? Epoch Times sprach mit dem Immunologen Dr. Kay Klapproth.

Herr Dr. Klapproth, wie bewerten Sie diese Studie?

Um es gleich vorwegzunehmen: Die Studie weist auf jeden Fall kein Vakzin-Shedding nach. Das bedeutet, es wurden keine Untersuchungen angestellt, ob ein COVID-19-Vakzin oder Bestandteile davon unbeabsichtigt von einer Person auf eine andere übertragen wurden und dort Effekte auslösten.

In der Studie ist davon die Rede, dass Antikörper von einer Person möglicherweise auf eine andere übertragen werden können. Das hat aber mit der Vakzinierung erst einmal überhaupt nichts zu tun.

Auch ungeimpfte Personen können nach einer Infektion Antikörper bilden und auf andere übertragen. Das weiß man von anderen Krankheitsbildern. Nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 sind die natürlich gebildeten Antikörper wahrscheinlich in besserer Qualität und auch in größerer Anzahl vorhanden als bei einer Vakzinierung.

Wenn nun jemand aufgrund der Studie aus Colorado Angst hat, dass das Impfprodukt, also das Spikeprotein, auf ihn übertragen wird, dann muss ich klar sagen: Das gibt die Studie nicht her. Ich sage nicht, dass es diese grundsätzliche Möglichkeit nicht gibt.

Also können Bestandteile eines Impfstoffs an Dritte übertragen werden?

Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, dass über Aerosole etwas von einer Person auf eine andere übertragen wird. Aus immunologischer Sicht wissen wir, dass Bakterien und Viren auf diese Weise übertragen werden können. Sie dringen in den Körper ein und können dort Schaden anrichten.

Bei der nackten mRNA, der Liposomen-verpackten mRNA oder bei Spikeproteinen, die möglicherweise in Körperflüssigkeiten wie Blut enthalten sind, haben wir keinerlei Hinweise, dass diese durch Aerosole übertragen werden und Schäden verursachen können.

Inwieweit hingegen ein signifikantes Risiko beim Austausch von Körperflüssigkeiten wie Blutkonserven oder Sperma besteht, ist nicht untersucht; auch nicht in dieser Studie.

Demnach beinhaltet die Studie aus Colorado keine neuen medizinischen Erkenntnisse?

Richtig. Schon gar nicht lässt diese Studie Schlüsse darauf zu, dass Shedding im Zusammenhang mit einem COVID-19-Vakzin ein Problem ist.

Die Studie ist auch nicht gut gemacht. Die Methodik ist sehr schwach. Beispielsweise war die untersuchte Gruppengröße nicht besonders umfangreich. Es waren lediglich 34 Paare bestehend aus Erwachsenen und Kindern – beteiligt, wobei die Kinder zuvor alle negativ auf SARS-CoV-2-Nukleocapsid-Protein geprüft worden waren. Bei ihren Untersuchungen haben die Forscher lediglich COVID-19-Antikörper in den Schleimhäuten gefunden, und zwar sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern.

Unterm Strich zeigt die Studie keine besondere Gefahr von Aerosolübertragung, die auf die Impfung zurückzuführen wäre. Ich halte es durchaus für möglich, dass diese Antikörper tatsächlich auf die ungeimpften und zuvor nicht infizierten Kinder übertragen worden sind. Es ist auch möglich, dass diese Antikörper direkt von den Eltern stammen.

Die Antikörper wären aber wahrscheinlich auch übertragen worden, wenn die Eltern nicht geimpft worden wären, sondern sich natürlich mit SARS-CoV-2 infiziert und dadurch Antikörper gebildet hätten.

Wir sprechen aufgrund der Studienlage vorrangig von einer Übertragung von Eltern auf Kinder. Wäre es auch möglich, dass beispielsweise geimpfte Lehrer Antikörper auf Schüler übertragen?

Im Prinzip ist eine Übertragung von Antikörpern und anderem Material aus den Schleimhäuten über Aerosole natürlich auch in der Schule denkbar. Aber wie zuvor erwähnt, ein solcher Austausch wäre nicht auf solche Antikörper beschränkt, die vom Immunsystem nach einer Impfung gegen COVID-19 gebildet werden. Dass dadurch ein Schaden beim Empfänger entsteht, ist kaum vorstellbar. Ob ein Nutzen im Sinne einer passiven Immunisierung stattfinden kann, ist allerdings ebenfalls sehr fraglich.

Was bewirken die übertragenen Antikörper bei Dritten? Ist das Kind in irgendeiner Weise geschützt?

Die Autoren der Studie aus Colorado behaupten, eine Antikörperübertragung sei immer vorteilhaft, da Antikörper schützen. Durch Antikörper könnte beispielsweise über die Schleimhäute verhindert werden, dass Viren in den Körper eindringen.

Man kann diese Ansicht durchaus nachvollziehen – vorausgesetzt, dass die Antikörper eine schützende Wirkung hätten. Das ist aber eine rein hypothetische, theoretische Annahme. In der Studie wurde das überhaupt nicht untersucht. Es ist auch schwer, das zu prüfen.

Ich kenne keine Studie, die in irgendeiner Weise zeigt, dass durch die Luft übertragene Fremdantikörper bei den Empfängern neutralisierende oder schützende Effekte in den Schleimhäuten haben.

Aus meiner fachlichen Sicht halte ich es für relativ unwahrscheinlich, dass ausreichend große Mengen an qualitativ guten Antikörpern übertragen werden, sodass hier ein Fremdschutz gegeben ist. Es kann also nicht die Rede davon sein, dass diese Antikörper schützen.

Man muss beachten, dass die Studienautoren große Befürworter der Impfung sind. Sie halten natürlich ihre Ergebnisse für ganz hervorragend. Aber die Aussage dieses Fremdschutzes wird in keiner Weise untermauert.

Die Studie zeigt lediglich, dass Antikörper über Aerosole übertragen wurden, die offensichtlich von den Eltern stammten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Susanne Ausic.

Dr. Kay Klapproth ist Biologe mit Schwerpunkt Immunologie. Er hat viele Jahre in Forschung und Lehre gearbeitet, zuletzt als Akademischer Rat der Universität Heidelberg. Wegen der Einführung der bereichsbezogenen Impfpflicht und der Durchsetzung diskriminierender Maßnahmen hat er die Universität inzwischen verlassen.



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