Renommiertes Fachjournal geht gegen „inkompetenten Faktencheck“ vor

„Facebook versucht unter Vorwand der Faktenüberprüfung zu bestimmen, wie Menschen denken sollen“, warnt die renommierte Fachzeitschrift British Medical Journal, nachdem ein peer-reviewter Fachartikel von Facebook, das sich als neutrale Social-Media-Plattform präsentiert, zensiert wurde und immer noch wird.
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Online-Nachrichten. Symbolbild.Foto: iStock
Von 23. Januar 2022

Das British Medical Journal (BMJ) hat sich mit Facebook und dessen Faktencheckern angelegt, nachdem einer ihrer wissenschaftlichen Artikel wegen angeblich „fehlendem Kontext“ im weltweit größten sozialen Netzwerk zensiert wurde.

Konkret handelt es sich um einen am 2. November 2021 im British Medical Journal veröffentlichten Artikel, welcher Kritik an einer Impfstoffstudie von Biontech/Pfizer übte.¹ Darin kritisiert der Autor Paul D. Thacker unzureichende Forschungspraktiken während klinischer Versuche bei Ventavia, einem Subunternehmen von Biontech/Pfizer im Rahmen der klinischen Zulassungsstudie des Cornona-Impfstoffs Comirnaty. Der Beitrag von Thacker ging viral.

Ab dem 10. November meldeten Leser gegenüber dem BMJ Probleme, wenn sie versuchten, den peer-reviewten Fachartikel auf Facebook zu teilen. Die betroffenen Nutzer bekamen unter anderem Benachrichtigungen, dass in dem von ihnen geteilten Beitrag Kontext fehle, er irreführend oder teilweise falsch sei. Gleichzeitig drohte Facebook, Posts zu verbergen und Nutzer auf einen Artikel des Faktencheck-Unternehmens Lead Stories, einem Partner von Facebook zu verweisen.

Von Facebook und Faktencheckern ignoriert

In den vergangenen zwei Monaten arbeitete sich die Redaktion des BMJ nach eigenen Angaben² durch das undurchsichtige Berufungsverfahren – jedoch ohne Erfolg. Bis heute kann der Artikel nicht auf Facebook gefunden werden.

Im Dezember schrieb das BMJ schließlich an Mark Zuckerberg, den Geschäftsführer der Facebook-Muttergesellschaft Meta. Dabei forderten sie das Unternehmen auf, die Warnung vor dem Artikel des BMJ zu überprüfen sowie den Gesamtansatz des Unternehmens bei der Faktenprüfung zu überdenken. Doch Meta weigerte sich, in diesem Fall zu vermitteln und zu handeln.

Im nächsten Schritt möchte sich das BMJ an den Facebook-Aufsichtsrat wenden – ein unabhängiges Gremium, das entscheiden kann, ob Facebook bestimmte Inhalte zulassen oder entfernen soll. Dieses Gremium sprach sich beispielsweise 2021 dafür aus, dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump nach dem Sturm auf das Kapitol das Posten auf Facebook und Instagram zu verbieten.

Außerdem reichte das BMJ eine Beschwerde beim International Fact-Checking Network (IFCN) ein, welche Richtlinien für Faktencheck-Organisationen festlegt. Das IFCN führt zudem eine verifizierte Liste von Unternehmen, die nach ihren Angaben diese Normen erfüllen. Auch Lead Stories steht auf dieser Liste der geprüften Faktenchecker.

Dennoch kann oder will Lead Stories nicht angeben, was in dem Artikel des BMJ Falsches oder Ungenaues festgestellt wurde und lehnt eine Korrektur seines Faktenchecks ab. Kritisiert wird vor allem die Glaubwürdigkeit des BMJ-Autors sowie der Aussagen der ehemaligen Ventavia-Mitarbeiterin.

„Wir sollten alle sehr besorgt darüber sein“

Nach diesem Vorfall äußern Rebecca Coombes und Madlen Davies vom BMJ ernsthafte Bedenken hinsichtlich der „Faktenüberprüfung“, welche von Drittanbietern im Auftrag von Facebook durchgeführt werden. Besonders gravierend sei dabei die mangelnde Rechenschaftspflicht und Kontrolle über die Handlungen der Faktenchecker sowie der daraus resultierenden Zensur von Informationen.

Für Gary Schwitzer von der University of Minnesota verstoßen die Faktenchecker sogar gegen ihre eigenen Richtlinien zur Transparenz. So sei das Verfahren, das über die Prüfung von Inhalten entscheidet, nicht transparent oder konsequent genug.

Auch Kamran Abbasi, Chefredakteur des BMJ, äußert seine Bedenken zum Faktenchecker-Vorfall: „Wir sollten alle sehr besorgt darüber sein, dass ein Multimilliarden-Dollar-Unternehmen wie Facebook tatsächlich vollständig faktengeprüften Journalismus zensiert, der legitime Bedenken über die Durchführung von klinischen Studien aufwirft.“

Weiter fügt Abbasi hinzu: „Die Maßnahmen von Facebook werden das BMJ nicht davon abhalten, das Richtige zu tun. Jedoch stellt sich uns die Frage, warum Facebook auf diese Weise handelt. Was treibt ihre Weltanschauung an? Ist es Ideologie? Sind es kommerzielle Interessen? Ist es Inkompetenz? Die Nutzer sollten besorgt sein, dass Facebook, obwohl es sich als neutrale Social-Media-Plattform präsentiert, versucht, unter dem Deckmantel der ‚Faktenüberprüfung‘ zu kontrollieren, wie die Menschen denken sollen.“

Quellen

(1) Thacker (2021); doi.org/10.1136/bmj.n2635

(2) Coombes, Davies (2022); doi.org/10.1136/bmj.o95

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 28, vom 22. Januar 2022.



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