Studie: 30 Prozent der Erde als Naturschutzgebiete ausweisen – Nutzen soll Kosten 5:1 übersteigen

In einer aktuellen Studie zeigen Forscher, dass es der Weltwirtschaft mit mehr Naturschutz besser geht. Sie fordern daher, die geschützten Land- und Meeresflächen bis zum Jahr 2030 von 22 auf 30 Prozent zu erhöhen. Den zusätzlichen Ausgaben in Höhe von 100 Mrd. Euro pro Jahr ständen „finanzielle und nicht-monetäre Vorteile“ im Verhältnis fünf zu eins gegenüber.
Naturschutz und Wirtschaftswachstum sind keine Widersprüche
Naturschutzgebiet.Foto: iStock / ts/Epoch Times
Von 14. Juli 2020

Etwa 15 Prozent der Landfläche und etwa sieben Prozent der Ozeane unterliegen mehr oder weniger strengen Vorschriften für Naturschutz. Ein internationales Forscherteam sieht noch Luft nach oben.

In einer umfassenden Analyse der globalen Auswirkungen von Land- und Meeresschutzgebieten in den Bereichen Naturschutz, Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei kommen die Forscher zu folgendem Ergebnis: Bei einem Schutz von „mindestens 30 Prozent der Landfläche und Ozeane des Planeten bis 2030“ überwiege der Nutzen die Kosten im Verhältnis von „mindestens 5 zu 1“.

Die Investitionen in Natur- und Meeresschutzgebiete müssten von derzeit 21,4 Milliarden Euro auf etwa 125 Milliarden Euro jährlich ansteigen. Im Gegenzug führten die Schutzmaßnahmen zu „finanziellen und nicht-monetären Vorteilen“ in Höhe von 540 Milliarden Euro. Insbesondere umfassen diese „Klimaschutz, Hochwasserschutz, die Versorgung mit sauberem Wasser und die Bodenerhaltung“.

In einer Pressemitteilung der „Kampagne für Natur“ (CFN), Auftraggeber der neuen Untersuchung, heißt es zudem: „Der Bericht liefert neue Beweise dafür, dass der Naturschutzsektor das Wirtschaftswachstum antreibt […] und ein Nettobeitrag zu einer widerstandsfähigen globalen Wirtschaft ist.“ Statt von teilweise umstrittenen Maßnahmen für den Klimaschutz sprechen die Autoren dabei immer wieder von Investitionen in den Naturschutz und Naturschutzgebieten.

„Wirtschaftswachstum und Naturschutz schließen sich nicht aus“

Der Naturschutzbereich war in den letzten Jahren einer der am schnellsten wachsenden Sektoren. Die Forscher rechnen mit einem weiteren Wachstum von „voraussichtlich vier bis sechs Prozent pro Jahr“. Im gleichen Zeitraum gehen die Forscher im Bereich der Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft von einem Wachstum unter einem Prozent aus.

„Es ist ein Irrglaube, dass wir entweder unseren Planeten schützen oder wirtschaftliches Wachstum haben können“, sagte Co-Autor der Studie Greg Asner von der Arizona State University. Der Bericht „widerlegt zudem [das] Argument, dass ein Schutz der Erdoberfläche von 30 Prozent bis 2030 unrealistische wirtschaftliche Kosten erfordert“. Asner sagte weiter:

Die Ausdehnung der Schutzgebiete auf 30 Prozent […] mildert gleichzeitig die sehr realen wirtschaftlichen Risiken und den Verlust der biologischen Vielfalt. Es ist [daher] unerlässlich, dass wir beides tun.“

Naturschutz hat kein Preisschild, aber …

Anthony Waldron ist der Hauptautor der Studie. Der Forscher, der sich auf die Finanzierung des Naturschutzes, den weltweiten Artenverlust und nachhaltige Landwirtschaft konzentriert, sagte:

Unser Bericht zeigt, dass der Schutz in der heutigen Wirtschaft mehr Einnahmen bringt als die Alternativen und der Land- und Forstwirtschaft […] und gleichzeitig dazubeiträgt, den Klimawandel, Wasserkrisen, den Verlust der biologischen Vielfalt und Krankheiten zu verhindern. […] Man kann die Natur nicht mit einem Preisschild versehen – aber die wirtschaftlichen Zahlen deuten auf ihren Schutz hin.“

Darüber hinaus verweisen die Autoren auf eine weitere Studie: Darin beziffern Forscher den Wert von Schutzgebieten aufgrund der verbesserten geistigen und körperlichen Gesundheit der Besucher auf jährlich 5,3 Billionen Euro.

Enric Sala, Mitautor des CFN-Berichts und Forscher der US-amerikanischen geografischen Gesellschaft, ergänzte: „Investitionen in den Naturschutz würden weniger als ein Drittel des Betrags ausmachen, den Regierungen für Subventionen für Aktivitäten ausgeben, die die Natur zerstören. Sie würden 0,16 Prozent des globalen BIP ausmachen.“ Das ist weniger „als die Welt jedes Jahr für Videospiele ausgibt“.

„Der Schutz der Gans bringt in der Tat goldene Eier hervor“

Das 30-Prozent-Ziel sei jedoch nur gemeinsam erreichbar, so die Forscher. Da sich die am stärksten bedrohte biologische Vielfalt oft in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen befinden, werden diese Länder „lokale Kompensation und Unterstützung sowie finanzielle Hilfe“ benötigen.

„Die Kosten für den Schutz unseres Planeten sind mit 103 bis 178 Milliarden Dollar nicht unbedeutend“, sagte Co-Autor Dr. Beth Fulton von der australischen Behörde für wissenschaftliche und industrielle Forschung (CSIRO). Diese Summe sei angesichts des globalen BIP in Höhe von etwa 80 Billionen Dollar und dem weltweit verwalteten Vermögen von etwa 125 Billionen Dollar jedoch „kaum mehr als ein Rundungsfehler“. Weiter sagte Fulton:

Der Nutzen für die Menschheit ist unkalkulierbar, und die Kosten des Nichthandelns sind undenkbar.“

Die Kampagne für Natur empfiehlt daher, dass die Finanzierung aus allen Quellen stammen sollte. Dazu gehören auch die offiziellen Entwicklungshilfen, inländische Budgets der Regierungen sowie Finanzmittel für Klimaschutz, Spenden von Philanthropen und Unternehmen sowie neue Einnahmequellen oder Einsparungen durch Änderungen von Vorschriften und Subventionen.

„Der Schutz der Gans bringt in der Tat goldene Eier hervor“, fasst Prof. Dr. Andrew Balmford von der Universität Cambridge den Bericht in wenigen Worten zusammen.

(Mit Material der Arizona State University)



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