Mundwasser für den Hund: Granatapfelwasser soll bei Zahngesundheit helfen
Gemütlich den Abend mit seinem liebsten Vierbeiner auf dem Sofa ausklingen lassen. Hin und wieder kommt ein Zeichen der Müdigkeit auf und Mensch und Hund gähnen. Genau dann tritt er besonders übel in Erscheinung: der wortwörtlich hundeelende Mundgeruch. Dabei sind die Vierbeiner unschuldig – schließlich hat noch kein Herrchen oder Frauchen es geschafft, dem Hund das Kunststück des Zähneputzens beizubringen.
Ausgelöst wird dieser üble Geruch durch Karies und Bakterien im Mundraum des Tieres, die schließlich unbehandelt zu schweren Entzündungen (Parodontitis) führen. Sie ist eine der häufigsten Erkrankungen bei Hunden – mindestens 80 Prozent der Vierbeiner ab drei Jahren sind davon betroffen.
Zunächst beginnt die Parodontitis als Gingivitis, bei der sich das Zahnfleisch rötet, leicht entzündet und möglicherweise blutet. Unbehandelt kann die Krankheit zu einer Parodontitis fortschreiten. In Extremfällen zieht die Entzündung schließlich den Kieferknochen rund um die Zähne so stark in Mitleidenschaft, dass sich Zähne lockern oder gar ausfallen.
Mit dem Ausfall der Zähne sind die gesundheitlichen Bedenken jedoch nicht gebannt. So ist eine Parodontitis nachweislich ein Risikofaktor für andere Krankheiten wie Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen.
Alternative zum gemeinsamen Zähneputzen
Da die Gefahr der Entzündungen bereits hinreichend bekannt ist, raten viele Tierärzte den Besitzern, die Zähne ihrer Lieblinge regelmäßig zu putzen. Diesen lustigen, aber nützlichen Rat befolgen Hundehalter jedoch nur selten, weil es äußerst mühsam ist oder viele Tiere einfach nicht mitmachen wollen. Aus diesem Grund haben sich polnische und französische Tierärzte zusammengesetzt und eine Alternative entwickelt: Mundwasser mit Granatapfelextrakt für den Hund.
„Hier zeigen wir, dass ein Trinkwasserzusatz auf der Basis von Granatapfelextrakt die Ansammlung von Plaque und Zahnstein bei Hunden verringern kann“, erklärt Dr. Jerzy Gawor, Tierzahnarzt und Forscher an der Tierklinik in Krakau (Polen). Wie wirksam dieses Mittel sei, zeigt der Tierarzt in einer kürzlich veröffentlichten Studie. „Dieser Zusatzstoff hilft Hunden, ihr Zahnfleisch gesund zu halten, und kann letztlich dazu beitragen, das Auftreten von Zahnerkrankungen zu begrenzen.“
Dieses Hilfsmittel wird von dem französischen Tierarztunternehmen Virbac hergestellt. Künftig soll es als rezeptfreies Mundhygieneprodukt verkauft werden, das dem Trinkwasser einfach zugesetzt werden kann.
„Wir haben den Nachweis erbracht, dass der Hauptbestandteil, der Granatapfelextrakt, das Wachstum von Mundbakterien bei Hunden begrenzt“, so Dr. Celine Nicholas, Autorin der Studie.
Auf den Hund gekommen
In ihrer Studie untersuchten Gawor und Kollegen den Verlauf der Plaque- und Zahnsteinbildung bei 40 Hunden über einen Zeitraum von 30 Tagen. Alle wiesen eine leichte bis mittelschwere Gingivitis auf, waren aber ansonsten gesund. Die Hunde gehörten 14 verschiedenen Rassen an, die von Yorkshire-Terriern bis Huskies reichten.
Unter Vollnarkose wurde bei den Hunden zunächst eine Gesamtbeurteilung der Mundgesundheit vorgenommen. Diese beinhaltete neben der Erstellung eines Zahnschemas auch eine Röntgenaufnahme des Kiefers. Im Anschluss erhielten alle Vierbeiner eine professionelle Zahnreinigung, um Plaque und Zahnstein vollständig zu entfernen.
Zum Schluss wurden die Tiere nach dem Zufallsprinzip in zwei gleich große Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe erhielt 30 Tage lang täglich den Zusatzstoff in Form einer einprozentigen Lösung im Trinkwasser, die andere Gruppe nur Wasser. Um die Ergebnisse nicht zu verfälschen, erhielt kein Hund im Untersuchungszeitraum eine Mundhygienebehandlung jeglicher Art. Nach Ablauf der 30 Tage bewerteten außenstehende Tierärzte erneut die Zahngesundheit, wobei die Ärzte nicht wussten, welcher Hund zu welcher Gruppe gehörte. Die Ergebnisse sprechen jedoch eine eindeutige Sprache:
Hunde, die täglich Granatapfelwasser erhielten, wiesen 47 Prozent weniger Plaque und 24 Prozent weniger Zahnstein auf als die Vierbeiner aus der Kontrollgruppe. Auch das Zahnfleisch war in der aktiven Behandlungsgruppe wesentlich gesünder.
Gesunde Wirkung des Granatapfels – auch für den Menschen
Dr. Gawor und seine Kollegen vermuten, dass der Schlüssel zu einer guten Zahngesundheit in der Begrenzung der Vermehrung schädlicher Bakterien liegt. Besonders die Bildung von bakteriellen Biofilmen werde nach Ansicht der Forscher verhindert.
„Tägliche Mundhygiene und vorbeugende Maßnahmen sind unerlässlich, um Zahnerkrankungen bei Hunden zu verhindern. Dazu gehören aktive Methoden wie Zähneputzen, passive Methoden wie Kauartikel und Wasserzusätze oder eine Kombination davon sowie regelmäßige klinische Zahnkontrollen. Die Häufigkeit der Letzteren sollte vom Alter, der Rasse, der Größe und der Veranlagung des Hundes abhängen“, so Dr. Gawor.
Dass Granatäpfel gut für die Gesundheit – auch bei Menschen – sind, haben bereits zahlreiche Studien bewiesen. So verbessert das rote Vitaminfeuerwerk allgemein die Herzgesundheit, hemmt spezielle Krebsarten, stärkt Knochen, Gelenke und das Gehirn, hilft bei Diabetes und Fettleibigkeit und beseitigt Bakterien und Pilze.
Die Studie erschien am 29. September 2023 im Fachblatt „Frontiers in Veterinary Science“.
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