Blue Origin plant mit „Orbital Reef“ erstes Gewerbegebiet im Weltraum

„Blue Origin“ und „Sierra Space“ haben das Weltraumspiel auf den Kopf gestellt. Die beiden Unternehmen kündigten an, noch bis 2030 das erste gemischt genutzte Gewerbegebiet im Weltall in Betrieb zu nehmen, welches in einer niedrigen Erdumlaufbahn schweben soll. Gleichzeitig soll Orbital Reef damit auch bald die ISS ersetzen.
Titelbild
Außenansicht des außerirdischen Gewerbegebiets „Orbital Reef“ von Blue Origin.Foto: Blue Origin
Von 9. November 2021

Das Gewerbegebiet mit dem Namen „Orbital Reef“ ist eine 32.000 Quadratmeter große Raumstation, die für mehrere Zwecke entwickelt wurde. Laut ihren Erfindern wird „jedem die Möglichkeit geboten, seine eigene Adresse in der Umlaufbahn einzurichten“.

Die Station soll künftig den Planeten in einer „500-Kilometer-Umlaufbahn mit mittlerer Neigung“ umkreisen. Dabei biete sie die Möglichkeit, die Weltraumumgebung für wissenschaftliche Forschungen oder die Entwicklung von Erkundungssystemen zu mieten. Zudem könne die Station „für Erfindungen und Herstellung neuer Produkte, Medien und Werbung oder exotische Gastfreundschaft“ zur Verfügung stehen.

Boeing und Genesis mit am Start

Um das Projekt „Orbital Reef“ in die Tat umzusetzen, arbeiten Blue Origin und Sierra Space eng mit anderen strategischen Partnern zusammen. Blue Origin selbst stellt unter anderem große Teile der Raumstation (sogenannte Module) zur Verfügung sowie das wiederverwendbare Raketensystem „New Glenn“. Sierra Space liefert neben weiteren Modulen auch das Raumfahrzeug „Dream Chaser“. Letztere sind für den Transport von Besatzung und Fracht zuständig und könnten, ähnlich wie die Space Shuttles der NASA, auf konventionellen Start- und Landebahnen weltweit landen.

Boeing wird dagegen bemannte Starliner-Raumschiffe und Wissenschaftsmodule stellen sowie den Stationsbetrieb und die Wartungstechnik durchführen. Als weitere Partner werden Redwire Space (für Mikrogravitationsforschung und entfaltbare Elemente der Raumstation), Genesis Engineering Solutions (für externe Ein-Mann-Operationen und touristische Ausflüge) und diverse Universitäten unter der Leitung der Universität von Arizona (für Beratungsdienste und Öffentlichkeitsarbeit) angeführt.

„Das Ein-Mann-Raumfahrzeug wird den Weltraumspaziergang verändern“, sagte Brand Griffin von Genesis Engineering Solutions. „Es bietet Weltraumarbeitern und Touristen gleichermaßen einen sicheren, komfortablen und schnellen Aufenthalt außerhalb von Orbital Reef.“

Orbital Reef soll ISS ablösen

Der Start von Orbital Reef ist voraussichtlich zwischen 2028 und 2030 geplant und soll gleichzeitig die Internationale Raumstation (ISS) ablösen, die 2028 in Rente gehen soll. Laut John Mulholland, Boeing-Vizepräsident und Programmmanager für die ISS, sei das Orbital Reef der ISS einen Schritt voraus. So könne es vielen verschiedenen Unternehmen dienen und auch nicht spezialisierte Besatzungen aufnehmen.

Weiterhin könne die Mikrogravitationsumgebung auf der Raumstation völlig neue wissenschaftliche Entwicklungen ermöglichen, erklärt Mike Gold, Vizepräsident bei Redwire. So könne diese zu Technologien führen, die das Leben auf der Erde verbessern und einen ersten Schritt für die „Reise der Menschheit zu den Sternen“ darstellen.

Blue Origin soll zudem für jedes Land und jede Person zugänglich sein sowie einen kosteneffizienten umfassenden Service bieten. „Erfahrene Raumfahrtagenturen, High-Tech-Konsortien, souveräne Nationen ohne Raumfahrtprogramme, Medien- und Reiseunternehmen, finanzierte Unternehmer und geförderte Erfinder sowie zukunftsorientierte Investoren haben alle einen Platz auf Orbital Reef“, so das Unternehmen.

Gesamtkosten der Station etwa 100 Milliarden Dollar

Die NASA schaffe seit über 60 Jahren die Grundlagen für das Projekt und Orbital Reef werde es ausbauen, so Brent Sherwood, Senior-Vizepräsident bei Blue Origin. So erweitern sie nicht nur den Zugang, sondern „senken die Kosten und stellen alle Dienstleistungen und Annehmlichkeiten bereit, die für die Normalisierung der Raumfahrt erforderlich“ seien.

„Als ehemalige NASA-Astronautin habe ich auf den Moment gewartet, in dem das Arbeiten und Leben im Weltraum für mehr Menschen weltweit zugänglich wird. Dieser Moment ist nun gekommen“, ergänzte Dr. Janet Kavandi, Präsidentin von Sierra Space.

Bereits in der Vergangenheit konnte das Unternehmen Blue Origin „erfolgreiche Unternehmungen“ verbuchen – wie etwa ein Touristenprogramm, das Kunden an den Rand des Weltraums und wieder zurück brachte. Bislang sind acht Menschen mitgeflogen, darunter auch ihr Gründer Jeff Bezos (Amazon) und der Schauspieler William Shatner.

Die geschätzten Gesamtkosten für das Weltraum-Gewerbegebiet belaufen sich auf etwa 100 Milliarden Dollar. Bezos versprach zudem, jährlich 1 Milliarde Dollar in das Projekt fließen zu lassen.

Auch andere Raumfahrtnationen und Milliardäre wie Elon Musk bemühen sich um ihren Platz auf dem Grenzmarkt. China hatte Anfang des Jahres das erste Modul seiner Raumstation Tiangong gestartet. Tiangong kann sechs Astronauten aufnehmen und soll 2022 fertiggestellt werden.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: Blue Origin Planning First Mixed-Use Business Park in Space (deutsche Bearbeitung ger)

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 17, vom 6. November 2021.



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