Polypen im Dickdarm ohne Darmspiegelung entdecken – Forscher setzen auf Bakterien

Jede Veränderung der Darmflora hat große Auswirkungen auf die Gesundheit – und sie kann einfacher entdeckt werden, als bisher gedacht. Forscher fanden Darmbakterien, die auf krebsartige Tendenzen hinweisen und nur bei präkanzerösen Polypen im Dickdarm auftauchen.
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Die Forscher wollen Polypen entdecken, bevor sie krebsartig werden.Foto: iStock
Von und 10. September 2023

Besteht eine Verbindung zwischen präkanzerösen Dickdarmpolypen und bestimmten Darmbakterien? Eindeutig, heißt es in einer neuen Studie des Broad Institute des MIT und Harvard, der Harvard Medical School und des Massachusetts General Hospital.

In der Arbeit, die im April 2023 in der Fachzeitschrift „Cell Host & Microbe“ erschien, verglichen die Wissenschaftler Stuhlproben und Darmspiegelungen von 971 Teilnehmern. Mit den Stuhlproben erstellten sie eine Momentaufnahme des Darmmikrobioms – einer Gemeinschaft von Bakterien, Viren und Pilzen, die hauptsächlich im Dickdarm leben.

Laut der Studie gibt es einen eindeutigen mikrobiellen Fingerabdruck bei denjenigen, bei denen röhrenförmige gutartige Geschwülste (Adenome) und sessil serrierte Adenome (Geschwülste, die nach unten wachsen) festgestellt wurden. Das sind zwei Arten von Dickdarmläsionen (pathologische Veränderungen), die als prämalig gelten – also Gewebeveränderungen, die ein Vorzeichen bösartiger Entartungen sind. 

Bakterien als Mittel zur Früherkennung von Darmkrebs

Die Studie ist eine der größten ihrer Art. Forscher konnten dabei 19 signifikant unterschiedliche Bakterienarten bei Patienten mit tubulären Adenomen und acht signifikant unterschiedliche Arten bei Patienten mit sessil serrierten Adenomen nachweisen. Ein einfacher Stuhltest könnte demnach tatsächlich die Zahl der invasiveren und gefährlicheren Darmspiegelungen verringern.

Die Forschung wirft auch die Frage auf, ob Bakterien – in Form eines probiotischen Nahrungsergänzungsmittels oder einer Pille – neben Ernährung und Medikamenten eine dritte Möglichkeit sein könnten, das Darmkrebsrisiko zu senken.

„Das Ziel ist, herauszufinden, ob es Bakterienarten gibt, die wir einsetzen wollen, um den Therapieerfolg unserer Patienten zu beeinflussen. Bis zu diesem Punkt ist es noch ein weiter Weg.“ Das sagte Dr. Daniel C. Chung, medizinischer Co-Direktor des Zentrums für Krebsrisikobewertung am Mass General Cancer Center, gegenüber Epoch Times. 

Auch könnten die Forscher untersuchen, ob sie die Bakterien als diagnostische oder risikobewertende Maßnahme einsetzen können. Das könnte die Früherkennung von Darmkrebs drastisch verändern, so Chung.

Immer mehr Darmkrebs bei jüngeren Menschen

Darmkrebs gilt als die dritthäufigste Krebsart weltweit. Obwohl die Darmkrebsraten bei älteren Menschen auf der Welt zurückgehen, steigen sie in Entwicklungsländern und seit Kurzem auch bei immer mehr Erwachsenen unter 50 Jahren. Das geht aus einer Studie aus dem Jahr 2022 hervor.

Nach Angaben der Deutschen Krebshilfe erkranken in Deutschland jedes Jahr etwa 58.100 Menschen an Darmkrebs, circa 25.000 sterben daran. Das Durchschnittsalter bei der Diagnose liegt bei Männern bei 72 und bei Frauen bei 75 Jahren.

Laut dem Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums ist die Krankheit bei Frauen nach Brustkrebs die zweithäufigste und bei Männern nach Prostata- und Lungenkrebs die dritthäufigste Krebserkrankung.

Der Standardtest zur Erkennung von Darmkrebs ist neben dem Stuhltest die Darmspiegelung. Es ist ein invasives Verfahren, das eine Kurznarkose erfordert und für Erwachsene ab 50 Jahren empfohlen wird. Sie hat Nebenwirkungen und Risiken, die einen einfacheren Test zu einer attraktiven Alternative machen. 

Dr. Chung zufolge spreche die Studie für eine Stuhlanalyse als Instrument, mit dem festgestellt werden könne, bei welchen Patienten eine Darmspiegelung erforderlich sein könnte.

Warum man auf Polypen achten sollte

Polypen – gutartige Wucherungen der Darmschleimhaut – sind in der medizinischen Welt immer noch ein kleines Rätsel. Ohne bekannte Ursache treten Dickdarmpolypen häufiger bei Menschen ab 45 Jahren auf. Die Risikofaktoren für Polypen sind jedoch die gleichen wie für Darmkrebs. Das Risiko steigt bei Menschen, die

  • übergewichtig sind, 
  • sich wenig bewegen,
  • an Diabetes leiden, 
  • eine familiäre Vorbelastung mit Polypen haben, 
  • rauchen,
  • Alkohol trinken,
  • viel rotes oder verarbeitetes Fleisch essen
  • oder an bestimmten Magen-Darm-Erkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa leiden.

Fast alle Darmkrebsarten entstehen aus Polypen. Es kann Jahre dauern, bis sich ein Polyp in Krebs verwandelt – wenn er es überhaupt tut. Deshalb gilt die Darmspiegelung als die beste Möglichkeit der Früherkennung.

„Polypen zu verstehen, ist wichtig, um die Entstehung von Darmkrebs zu beeinflussen“, so Dr. Chung. Ihm zufolge bekommen die meisten Erwachsenen Polypen, aber die meisten werden keinen Darmkrebs bekommen.

Lebensstil beeinflusst Darmbakterien

Bisher gab es noch keine Möglichkeit, um festzustellen, welche Polypen sich zu Krebs entwickeln werden und welche nicht. Aber um die Häufigkeit von Darmkrebs zu verringern, wäre es am besten, das Wachstum im Polypenstadium zu stoppen.

Dafür muss man einen Blick auf die oben erwähnten Risikofaktoren werfen, denn diese beeinflussen auch die Darmbakterien. Es sei nicht bekannt, ob die Bakterien das Polypenwachstum auslösen oder ob die Polypen aufgrund der mikrobiellen Zusammensetzung wachsen, sagte Dr. Chung.

„Es gibt diese Veränderungen in den Bakterien. Allerdings sind sie nicht unbedingt darauf zurückzuführen, dass sich diese Bakterien einfach verändern. Es gibt Änderungen in unserem Lebensstil, die die Bakterien verändern“, ergänzte er.

Mit einer Darmspiegelung ist es möglich, Polypen im Dickdarm zu entdecken und in der Regel auch zu entfernen. Im vergangenen Jahr erschien jedoch eine Studie im „New England Journal of Medicine“, welcher zufolge diese Methode die Sterblichkeitsrate nicht wesentlich senkt. Die Studie umfasste mehr als 84.585 randomisierte Teilnehmer aus Polen, Norwegen, Schweden und den Niederlanden.

Eine Studie der Johns Hopkins University aus dem Jahr 2018 ergab außerdem: Das Infektionsrisiko in einigen ambulanten Zentren für Patienten, die sich einer Magen-Darm-Spiegelung unterziehen, ist hundertmal höher als erwartet.

Krebsartige Gewebeschäden heilen

Es gibt gewisse genetische Faktoren, die Polypen und Darmkrebs begünstigen. Wenn man jedoch die Risikofaktoren vermeidet, kann man den Tumoren im Darm weitgehend vorbeugen. Was allerdings die tatsächlichen Therapien anbelangt, so gibt es wissenschaftlich keine spezifischen Empfehlungen zur Dosis oder Konsumdauer eines bestimmten Lebensmittels, Medikaments oder Nahrungsergänzungsmittels, die helfen, um dem Problem entgegenzuwirken.

Es gibt jedoch zahllose Einzelfälle, in denen Menschen Polypen oder möglichen Krebs loswurden. Dies führte jedoch nicht zu einem spezifischen Behandlungsplan, der allgemein anerkannt und verwendet wird.

So erzählte Jillian Burne, Ernährungstherapeutin und zertifizierter Gesundheitscoach in den USA, der Epoch Times von einem Klienten, bei dessen Darmspiegelung eine mögliche krebsartige Gewebeschädigung festgestellt wurde. Die Ärzte wollten ihn operieren. Sie besprach mit dem Klienten, ihr 30 Tage Zeit zu geben, um zu versuchen, seine Magen-Darm-Schäden rückgängig zu machen.

Nachdem sie seine Ernährung analysiert hatte, die aus Sushi bestand, das er bei seinen Reisen überall auf der Welt aß, behandelte sie ihn auf Parasiten. Danach ließ er eine Sigmoidoskopie (Teildarmspiegelung), bei der die unteren 40 bis 50 Zentimeter des Dickdarms untersucht werden, und eine Biopsie (Abnahme einer Gewebeprobe) durchführen. Die präkanzerösen Zellen wurden auf eine Entzündung zurückgestuft.

„Dieser Kunde hatte großes Glück, dass er die Sache so schnell wieder in den Griff bekam. Er hätte sehr gut in einer Windel und mit einem Kolostomiebeutel enden können“, so Burne. Kolostomiebeutel werden an einer künstlichen Öffnung im Bauchbereich (Kolostomie) befestigt, um Stuhl und Gas zu sammeln, die aus dem Dickdarm abfließen.  

Wie man Krebs vorbeugen kann

Normalerweise hilft die Magensäure bei der Abtötung von Parasiten, erklärte Burne. In ihrem Heimatland, den USA, hätten die Menschen aufgrund ihrer Ernährung und ihrer Gewohnheiten wie zu schnell, zu viel und zu häufig essen, weitgehend zu wenig Magensäure. Außerdem würden viele Menschen essen, wenn sie unter Stress stehen; die Verdauung brauche jedoch Entspannung, so der Ernährungscoach. Verarbeitete Lebensmittel und Fast Food, die mit billigen Kernölen hergestellt werden, würden ebenfalls Entzündungen verursachen, die den Dickdarm reizen können.

Der Körper kann sich, wenn man ihm die richtige Umgebung gibt, selbst heilen, so Burne. Um die Situation zu verbessern, brauche es jedoch Disziplin. Doch die meisten Menschen hätten keine Motivation, um ihre Ernährung sinnvoll umzustellen oder sich mehr zu bewegen – bis ein Teil ihres Darms möglicherweise entfernt werden soll.

Die Menschen würden gesund werden, wenn sie sich auf das Wesentliche beschränkten. Darunter versteht Burne echte Lebensmittel ohne Farbstoffe und giftige Öle. „Es gibt keinen biologischen Zweck für einen Polypen. Wenn der Körper [überschüssige] Stoffe nicht über die normalen Ausscheidungswege loswerden kann, findet er Möglichkeiten, sie zu speichern. Wir belasten das System zu sehr“, so der Gesundheitscoach.

Weiter sprach die Ernährungstherapeutin über die Angsttaktik, mit der Ärzte ihr zufolge Menschen zu Behandlungen und Medikamenten drängen. Dies sei „das eigentliche Problem“. „Bevor die Menschen die Praxis verlassen, stimmen sie mit ihrer Unterschrift zu. Zu Hause recherchieren sie dazu jedoch nicht und finden nicht heraus, dass viele dieser Krankheiten geheilt werden können.“

Die Menschen müssten eine bessere Versorgung fordern, bei der Ärzte nicht nur Operationen oder Medikamente empfehlen, schloss die Ernährungsberaterin ab.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.



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