Ohne „chinesischen“ Lockdown: Taiwans erfolgreiche Pandemie-Abwehr – Das entscheidende Detail

Taiwans Regierung blieb gegenüber Chinas Beteuerungen misstrauisch, handelte schnell und effektiv - und meisterte die Krise zusammen mit den Bürgern, ohne ihnen ein China-ähnliches Korsett anzulegen. Dank umsichtiger Regierungsarbeit musste die Wirtschaft nicht mit einem Lockdown an die Wand gefahren werden.
Von 14. Mai 2020

Weltweit infizierten sich bisher in 187 betroffenen Ländern der Weltfast 4,5 Millionen Menschen mit COVID-19, während 303.304 Menschen die Wuhan-Lungenseuche mit ihrem Leben bezahlen mussten (Stand: 15. Mai, nachmittags). In diesen Zahlen sind die angezweifelten offiziellen Daten für China enthalten. Mit Abstand am wenigsten betroffen wurde jedoch die Inselrepublik Taiwan von der Pandemie. Dabei blieb das öffentliche Leben erhalten, die Wirtschaft erfuhr keinen tödlichen Lockdown. Doch ausgerechnet das Vorzeigeland in der weltweiten Krise wurde und wird von der WHO ausgegrenzt – auf Drängen Chinas.

Einige Zahlen vorweg: Während Italien (223.096/31.368) und Spanien (230.183/27.459) mit voller Wucht vom Virus getroffen wurden und auch Frankreich (178.994/27.428) und Großbritannien (234.441/33.693) mit vielen Opfern konfrontiert waren, lief es in Deutschland (174.478/7.884) zumindest etwas weniger tödlich ab. Wenn man jedoch die Zahlen Taiwans (440/7) zum Vergleich zieht, schneidet Europa insgesamt – trotz großer geografischer Entferung zu China – kläglich ab.

Doch nicht nur bei den Fallzahlen zeigen sich deutliche Unterschiede. Die generelle Herangehensweise an die Krise brachte auch ganz unterschiedliche und weitreichende Folgen mit sich. Eines dürfte ohnehin zu Denken geben: Warum wurde Taiwan mit 950 Kilometern Entfernung von Wuhan so schwach getroffen, während Deutschland in fast 8.000 Kilometer Entfernung von Wuhan im Vergleich stark getroffen wurde? Und warum wurden die noch weiter entfernten europäischen Länder Italien, Frankreich und Spanien noch stärker vom Virus getroffen? Dabei hat auch Taiwan enge wirtschaftliche und sogar gesellschaftliche Beziehungen zu China.

Möglicherweise steckt der Unterschied nur in einem winzigen Detail, vergleichsweise genauso winzig, wie ein … Virus.

Kein autoritäres Lockdown-Modell in Taiwan

Mit 180 Kilometern Entfernung liegt die Inselrepublik Taiwan in unmittelbarer Nähe zum chinesischen Festland. Im Gegensatz zu China mit seiner kommunistischen Diktatur wird Taiwan demokratisch geführt. Taiwan wurde zum Leuchtfeuer in dieser von China ausgelösten weltweiten Pandemie – ganz ohne nationalen Lockdown. Die meisten der Unternehmen in Taiwan blieben offen, die meisten der fast 24 Millionen Menschen konnten ihr gewohntes Leben weiterführen.

Demgegenüber wurde das chinesische Lockdown-Modell später von vielen westlichen Ländern als Vorbild für die Eindämmung der Seuche genommen – zu einem katastrophalen Preis. Damit wurde diesen Ländern durch China gleich mehrmals geschadet: Ihre Regierungen wurden getäuscht und hingehalten, bis es zu spät war, das Virus im Keim zu ersticken und durch die Verzögerungen der WHO – auch auf Initiative Chinas hin – wurde weitere wertvolle Zeit verloren. Anschließend reagierte man träge und teils auch überheblich, bis die bittere Realität auch den letzten Verantwortlichen hart aufweckte. Infolge versuchte man mit Brachialgewalt das Virus noch niederzuschlagen.

In Taiwan hatte man die Situation und Chinas Kommunistische Partei richtig eingeschätzt und die Gefahr früh erkannt. Dies ermöglichte es der Regierung, das öffentliche Leben und die Wirtschaft zu schützen, ohne zuviel zu riskieren. Lediglich die Schulen Taiwans blieben nach dem Neujahrsfest für einige Wochen länger in den Ferien, wurden dann aber wieder geöffnet. Allerdings mussten die Schüler in den Klassenzimmern bleiben und sie und die Lehrer mussten Masken tragen. Auch wurde auf routinemäßige Desinfektion geachtet. Sollte es in einer Klasse eine Infektion geben, würde diese in den Online-Unterricht geschickt. Sollten im Campus zwei Personen positiv getestet werden, würde die Schule geschlossen werden und der komplette Unterricht online gehen.

Auf Anraten der Regierung soll die Bevölkerung, wann und wo möglich, Masken tragen und auf einen Mindestabstand achten. Anfang April wurde ein viertägiger Nationalfeiertag abgehalten, an dem die Menschen nach Hause reisten und ihre Vorfahren ehrten. Bei dieser Gelegenheit besuchten viele auch touristische Ziele. Sie trugen dabei Masken und hielten die soziale Distanzierung ein.

Im Vorfeld hatten Regierungsbeamte davor gewarnt, die Touristenattraktionen zu überfüllen. Die Ärzte machten sich Sorgen. Doch alles lief gut. Auch Wochen danach gab es keine Anzeichen einer Virusverbreitung.

440 Fälle und sieben Todesopfer ist eine erstaunliche Bilanz in dieser weltweiten Pandemie, die Taiwan zu verzeichnen hat, ein „Leuchtturm in der Corona-Krise“, wie die „Zeit“ sich ausdrückte. Noch im Januar hätten alle Experten dem Inselstaat die schlimmsten Folgen der Epidemie prognostiziert. Doch alles kam anders: kein Lockdown, keine Ausgangssperren, völlige Transparenz und die Unterstützung der Bevölkerung.

Gemeinsamkeiten: WHO-Chef und Chinas Präsident

China informierte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erst am 31. Dezember von den Vorkommnissen in Wuhan und Chinas Staatschef Xi erwirkte nach Informationen des Bundesnachrichtendienstes persönlich am 21. Januar bei WHO-Chef Tedros Adhanom eine Verzögerung der Pandemie-Warnung, die die WHO dann auch erst am 11. März herausgab.

Auch soll, wie der „Spiegel“ berichtet, Xi darum gebeten haben, die Bestätigung der Mensch-zu-Mensch-Übertragung zurückzuhalten. Die WHO habe dann laut BND eine Woche lang stillgehalten, hieß es, was zu einem Zeitverlust von vier bis sechs Wochen in der Bekämpfung des Virus geführt habe – dank der Informationspolitik Pekings.

Offenbar wollte der 2017 mit chinesischer Rückendeckung ins Amt gewählte WHO-Chef Adhanom dem Führer der Kommunistischen Partei Chinas damit einen Gefallen tun. Die wenigsten Menschen wissen, dass die beiden politisch gesehen wohl gewisse Gemeinsamkeiten haben.

Im Juni 2017 berichtete der „National Review“ über den neuen WHO-Chef. Tedros Adhanom sei ein „Führer der brutalen Minderheitspartei Äthiopiens, der Tigray People’s Liberation Front, einem Flügel der regierenden, in der Marxistenbewegung verwurzelten Ethiopian People’s Revolutionary Democratic Front. Er diente dem gewaltsam repressiven Regime von 2012 bis 2016 als Außenminister, nachdem er zuvor als Gesundheitsminister tätig gewesen war.“

Doch auch in anderer Sicht hat der WHO-Chef mit dem chinesischen Staatschef eine Parallele. Wie die „Deutsche Welle“ schreibt, reicht dies in die Zeit zurück, als Adhanom Gesundheitsminister von Äthiopien war und Choleraausbrüche zwischen 2006 und 2011 im Land als „wässrigen Durchfall“ herunterspielte.

Taiwan: Gesundes Misstrauen gegenüber China

Allein der Reiseverkehr zwischen China und Taiwan ist intensiv. 850.000 Taiwaner leben in China, 404.000 arbeiten dort. Im vergangenen Jahr besuchten mehr als 2,7 Millionen Chinesen die Inselrepublik. Auch die wirtschaftlichen Beziehungen sind sehr eng. China ist mit Abstand Taiwans wichtigster Handelspartner. Der Inselstaat exportierte 2018 ganze 30 Prozent seiner Exportwaren nach China. Zweitwichtigster Handelspartner sind die USA, mit zwölf Prozent.

Doch die Taiwaner wollen keinesfalls auf ihre demokratische Freiheit verzichten und so werden wie China, das dem Inselstaat hin und wieder mit gewaltsamer Wiedervereinigung droht.

Vor allem die jüngeren Bewohner der Insel haben kaum noch familiäre Beziehungen zum Festland China und wollen ihre eigene Identität. 57 Prozent der Bürger Taiwans sehen sich als rein taiwanisch an, 37 Prozent als sowohl taiwanisch als auch chinesisch und weniger als vier Prozent sehen sich als Chinesen, wie eine Umfrage der National Chengchi University im vergangenen Jahr ergab.

Wie die „Zeit“ darüber berichtete, würden die letzten beiden Zahlen weiter abfallen, weil die älteren Leute mit China-Beziehungen mehr und mehr aussterben und die unter 25-Jährigen ihre Heimat nur als demokratisches Land mit einer lebendigen Zivilgesellschaft kennen.

Schneller als die WHO erlaubt …

Im Gegensatz zur Weltgesundheitsorganisation reagierte das von ihr auf Chinas Wirken hin ausgeschlossene Taiwan frühzeitig und konsequent, trotz vieler Verflechtungen mit China.

Seit spätestens Mitte Dezember ahnte Taiwan, was in Wuhan los war. Illusionen gegenüber der chinesischen Führung gab man sich nicht hin und nutzte die Zeit, um sich vorzubereiten.

Als die WHO am Silvestertag 2019 von China informiert wurde, hatte Taiwan längst angeordnet, alle Flugreisenden aus Wuhan auf Fieber und Lungenentzündungssymptome zu testen, noch in den angekommenen Flugzeugen.

Man suchte im ganzen Land nach Personen, die in den Wochen zuvor aus Wuhan angekommen waren. Auch diese Menschen testete man auf Auffälligkeiten. Durch die Verknüpfung der Krankenversicherungs-Datenbank mit denen der Einwanderungs- und Zollbehörden machte man sich auf die Suche nach weiteren Verdachtsfällen.

China: Scheinbar „offenes“ Spiel – doch mit verdeckten Karten

Am 6. Januar ging man schließlich dazu über, eine Anfrage an China zu senden, für eine Fact-Finding-Mission. China genehmigte eine gemeinsame Mission für den 12. Januar in Wuhan. Doch auch dabei spielte das Regime mit verdeckten Karten:

Sie ließen uns all das nicht sehen, was wir nicht sehen sollten, aber unsere Experten ahnten, dass sich hier etwas zusammenbraute, was einen nicht optimistisch stimmen konnte,“ sagte Kolas Yotaka, Taiwans Regierungssprecherin, gegenüber NBC News.

Auch Dr. Zhou Yanhong, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Infektionskrankheiten und Impfstoffe der Nationalen Gesundheitsinstitute in Taiwan, sagte im Interview mit dem amerikanischen Sender NTD, dass man den chinesischen Ausführungen keinen glauben schenkte und davon ausging, dass es sich bestimmt um eine Übertragung von Mensch zu Mensch handelte. 

Chuang Yin-ching, ein hochrangiger Beamter des taiwanischen Zentrums für Krankheitskontrolle, war bei der Mission in Wuhan ebenfalls dabei. Chuang befürchtete während seines Besuchs in China bereits, dass die Krankheit hochansteckend und von Mensch zu Mensch übertragbar sei. Dies vermutete er durch widersprüchliche Reaktionen chinesischer Beamter und unbeantworteten Fragen.

Nach seiner Rückkehr in Taipeh teilte er dies seinen Vorgesetzten umgehend mit. Taiwans Gesundheitsbehörde gab ihre Ergebnisse auf einer Pressekonferenz am 16. Januar bekannt und aktivierte ein zentrales Epidemie-Kommandozentrum, um einen strengen, stufenweisen Epidemie-Reaktionsplan zu überwachen.

Taiwan: Klarer Blick und rasches Handeln

Rechtzeitig verhängte die Regierung Taiwans ein Reiseverbot, schloss die Grenze und verbot Menschen aus bestimmten Teilen Chinas die Einreise. Ab dem 25. Januar, zwei Tage nach der Schließung von Wuhan, wurden alle Reiseverbindungen von und nach China, Hongkong und Macau gestoppt. Die feste Haltung gegenüber China wurde dabei von der Bevölkerung unterstützt, die wusste, wie wenig man dem kommunistischen Regime vertrauen darf. Man hatte 2002 eine harte Lektion durch den Ausbruch von SARS gelernt.

Am 11. Januar kanzelten dann die Menschen Taiwans bei den Präsidentschaftswahlen den pekingfreundlichen Kandidaten ab, nicht zuletzt auch wegen der von der KPCh initiierten Polizeibrutalität in Hongkong. Die amtierende Präsidentin Tsai Ing-wen gewann. Sie steht für die Unabhängigkeit Taiwans ein und versucht die Wirtschaft des Landes von China zu entkoppeln.

Gerade als die KPCh behauptete, das Virus sei unter Kontrolle, vertraute Taiwan diesen Versprechen nicht, handelte rasch und ergriff die notwendigen politischen und präventiven Maßnahmen.

Wie sich herausstellte, tat man gut daran, den offiziellen Botschaften und Zahlen des Pekinger Regimes zu misstrauen. Ganz anders erging es anderen Ländern der Welt, die wegen der frühen Vertuschung der hochinfektiösen Seuche die Chance verloren, rechtzeitig zu reagieren und damit in eine globale Pandemie getrieben wurden, mit der wir heute alle leben müssen.

Statt „Made in China“ eigene Produktion gestärkt

Während China durch seine Vertuschungspolitik auch Zeit gewann und die Welt nach Gesichtsmasken und Schutzausrüstung abgraste, gerieten viele der Länder später selbst in Beschaffungsnot. Derweil hatte die Seuche in China nachgelassen und das Regime spielte sich mit „Hilfslieferungen“ als Retter der Welt auf. Doch die „Hilfen“ waren meist nicht kostenlos und oft auch von minderer Qualität.

Taiwan entschloss sich, auch in diesem Fall nicht auf chinesische Produkte zu vertrauen, sondern stärkte seine inländische Produktion an Masken und verbot deren Export.

Um den Arbeitskräftemangel der Firmen während der erhöhten Produktion abzufangen wurde das Militär als Helfer eingesetzt und Firmen bei der Umstellung ihrer Produktion staatlich gefördert.

Die Maskenproduktion wurde innerhalb von 40 Tagen von einer auf zwölf Millionen pro Tag hochgezogen und das Land konnte seinen Bedarf selbst decken. Mehr noch, Taiwan spendete zehn Millionen Masken an die EU, die USA und andere Länder. Wichtig war den Taiwanern dabei, dass die Masken zertifiziert und von guter Qualität waren, da sie in jeder Situation funktionieren mussten.

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