Beamter, Planspieler, RKI-Aufpasser: Wer ist der Geheimnis-Wächter neben Wieler im Corona-Untersuchungsausschuss?
Der Ministerialbeamte des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), Heiko Rottmann-Großner, spielte schon zu Beginn der Corona-Krise in Deutschland eine wichtige Rolle. Nach Recherchen des „Multipolar-Magazins“ war er es, der Staatssekretären des Bundesinnenministeriums Ende Februar 2020 dringend empfohlen hatte, Lockdown-Maßnahmen für ganz Deutschland vorzubereiten. Dabei waren derart schwerwiegende Maßnahmen niemals zuvor in irgendeinem offiziellen Pandemieplan der BRD aufgetaucht. Doch dazu später mehr.
Am 1. September war Rottmann-Großner im zweiten brandenburgischen Corona-Untersuchungsausschuss zu Gast. Mit Prof. Dr. Lothar Wieler, Tierarzt und ehemaliger Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), saß einer der ganz großen Prominenten der Krisenzeit neben ihm auf der Zeugenbank. Wieler wurde über Impfungen und Impfschäden befragt.
Rottmann-Großner war als „Aufpasser“ für den geladenen Ex-RKI-Chef angereist. Nach eigener Aussage hatte er dafür zu sorgen, dass Wieler sich mit seinen Antworten an die strengen Vorgaben einer „Aussagegenehmigung“ halten würde, die ihm von Karl Lauterbachs Ministerium auferlegt worden waren. Nach Beobachtung des Epoch-Times-Reporters Erik Rusch hatte Rottmann-Großner immer wieder versucht, Wieler mit Zettelchen oder per Handzeichen zu beeinflussen.
Zweimal habe der Unterabteilungsleiter im Ausschuss auch verbal angemerkt, dass „diese oder jene Antwort nicht gedeckt sei von der Aussagegenehmigung“, wie auch Ausschussmitglied Lars Hünich (AfD) nach der Sitzung im Interview mit dem freien Journalisten Alexander Wallasch bestätigte. Wieler habe unter der Aufsicht Rottmann-Großners sogar „über die Findungsprozesse der Bundes- und Landesregierung nicht reden“ dürfen, obwohl es genau darum gegangen sei, erklärte Hünich. Rottmann-Großner sei auch nicht das erste Mal dabei gewesen: Schon im ersten Corona-Untersuchungsausschuss des Landtags von Brandenburg habe er denselben BMG-Mitarbeiter gesehen.
Schlüsselfigur der Lockdown-Strategie?
Bei Wielers Begleiter handelt es sich um denselben Mann, der an der Seite von Thomas Steffen, Staatssekretär bei Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), am Rosenmontag Nachmittag, 24. Februar 2020, in Raum 6.470 des Bundesinnenministeriums (BMI) zu einem sehr kurzfristig anberaumten Empfang erschienen war.
Wie das „Multipolar-Magazin“ unter Verweis auf das Sachbuch „Ausbruch – Innenansichten einer Pandemie“ von Katja Gloger und Georg Mascolo (Leseprobe: PDF) bereits im Juli 2021 berichtete, war es Rottmann-Großner, der damals eine Reihe von hochrangigen BMI-Beamten über die Notwendigkeit unterrichtete, Vorkehrungen für eine „Abschaltung“ der gesamten Republik zu treffen. Aus Gründen der Schadensminderung („Mitigation“) sei es nötig, den Menschen auf unbestimmte Zeit den Ausgang zu verbieten, die deutsche Wirtschaft lahmzulegen und die Bevölkerung darauf einzustellen, Lebensmittel- und Arzneivorräte zu bunkern, habe Rottmann-Großner klargestellt. „Im umfangreichen Nationalen Pandemieplan der Bundesrepublik Deutschland von 2017 (hier Teil 1 und Teil 2) ist von solchen Maßnahmen allerdings keine Rede“, wie Schreyer herausfand.
Die Bundesregierung zögerte: Erst am 16. März 2020 wurde der erste „Lockdown“, wie die Einsperrmaßnahmen fortan genannt wurden, offiziell beschlossen. Er trat am 22. März in Kraft. Noch am 14. März hatte BMG-Chef Jens Spahn entsprechende Voraussagen in den sozialen Medien als „Fake News“ kennzeichnen lassen.
„Angstpapier“ vs. „globaler Fehlalarm“
Bis heute ließ Heiko Rottmann-Großner die Frage unbeantwortet, wie er zu der Einschätzung gelangt war, dass das Aussetzen vieler grundgesetzlich verbriefter Grund- und Freiheitsrechte unbedingt notwendig sein würde. Beim BMI stieß das Panikszenario Rottmann-Großners jedenfalls auf offene Ohren.
Entgegengesetzt dazu wurde im Mai 2020 eine Schaden-Nutzen-Analyse aus der Feder des BMI-Oberregierungsrats Stephan Kohn als „Fake News“ und „Jargon der Verschwörungstheoretiker“ abgetan. Auf 83 Seiten führte Kohn aus, dass auch das Bundesinnenministerium einen „globalen Fehlalarm“ bezüglich der Corona-Pandemie bedient hätte. Kohn wurde sofort suspendiert und erhielt sogar Hausverbot bei seinem Dienstherren.
Erst später gelangte das zunächst geheime Strategiepapier „Wie wir COVID-19 unter Kontrolle bekommen“ an die Öffentlichkeit, das im März 2020 innerhalb weniger Tage verfasst worden war. Diese auch als „Corona-Angst-Papier“ bekannt gewordene Handlungsanweisung plädierte dafür, unter den Menschen eine „Schockwirkung“ auszulösen, um sie möglichst widerstandslos auf Corona-Regierungslinie zu bringen. An dieser Anleitung hatte auf Initiative des BMI-Staatssekretärs Markus Kerber auch der Mao-Bewunderer Otto Kölbl mitgearbeitet.
Ein Unterabteilungsleiter inmitten von Big Playern der „Biosecurity-Szene“
Doch zurück zum BMG-Unterabteilungsleiter Rottmann-Großner. Dessen Vergangenheit zu durchleuchten, hatte schon vor gut zwei Jahren der freie Journalist Paul Schreyer versucht. In seinem noch immer lesenswerten Artikel „Wie der Lockdown nach Deutschland kam“ steht nichts über Herkunft, Ausbildung oder Parteibuch, dafür einiges über eine Politkarriere, die wohl in den 2000er-Jahren unter der Merkel-Vertrauten Hildegard Müller Fahrt aufnahm und Rottmann-Großner 2018 zu einer leitenden Position im BMG verhalf.
Als verantwortlicher Leiter der BMG-Unterabteilung 61 („Gesundheitssicherheit“) nahm Rottmann-Großner bereits am 14. Februar 2019 in München als Vertreter Deutschlands an einem „Pandemie-Planspiel“ teil, bei dem sich laut Schreyer internationale Big Player der „Biosecurity-Szene“ trafen, um einen fiktiven Lungenpest-Ausbruch und die administrativen Reaktionen zu simulieren. Auf einem Foto des Abschlussberichts (PDF) ist auch Lothar Wieler zu erkennen. Wieler war womöglich „nur“ als Beobachter anwesend, wie Schreyer anhand eines weiteren Fotos vermutete. Jedenfalls sei in München im Februar 2019 Stillschweigen über einzelne Äußerungen der Teilnehmer des „Pandemie-Planspiels“ vereinbart worden.
Mit dabei gewesen seien beispielsweise auch Chris Elias (Gates Foundation), Tim Evans (Impfallianz GAVI, zuvor „Rockefeller Foundation“, WHO und Weltbank), Jeremy Farrar („Wellcome Trust“), Jeremy Jurgens („World Economic Forum“, WEF) und Beth Cameron, („Nuclear Threat Initiative“, NTI, zuvor u. a. Direktorin für „Global Health Security and Biodefense“ im Weißen Haus), die das Planspiel mitorganisiert hatten.
Planspiele
Sowohl vor als auch nach dem Münchener Treffen hatte es bereits eine Reihe von anderen internationalen Meetings gegeben, bei denen sich Vertreter aus Politik, Finanzwesen, Medizin und Medien testweise mit Seuchenszenarien auseinandersetzten. Für einen Überblick zur Vor-Corona-Zeit ist das YouTube-Video „Pandemie-Planspiele – Vorbereitung einer neuen Ära?“ von Paul Schreyer zu empfehlen.
Schreyers Recherchen zufolge wurde der mutmaßliche Beobachter des Münchener Treffens, Prof. Dr. Lothar Wieler, im Sommer 2019 zum „Co-Vorsitzenden der Working Group on Influenza Preparedness and Response der Weltgesundheitsorganisation (WHO)“ berufen. „Im September 2020 hob man ihn zusätzlich an die Spitze des ‚International Health Regulation Review Committee‘ und damit auf eine politisch außerordentlich brisante Schlüsselposition, vor allem mit Blick auf den derzeit geplanten ‚Internationalen Pandemievertrag‘“, schreibt Schreyer.
Trotz seiner wachsenden Bedeutung innerhalb der internationalen Seuchenbekämpfungsszene entschied sich Wieler am 11. Januar 2023, seinen renommierten Posten als RKI-Chef nach acht Jahren zum 1. April aufzugeben. Offiziell, um sich wieder verstärkt Forschung und Lehre widmen zu können.
Ob beziehungsweise inwiefern Wieler oder Rottmann-Großner direkt oder indirekt beim Kongress der Unionsfraktion „Globale Gesundheit stärken“ im Mai 2019 (Video auf „YouTube“) in die internationale Pandemie-Übung „Event 201“ im Oktober 2019, in eine wenig bekannte New Yorker Seuchensimulation im Dezember 2019 (Teilnehmerliste: PDF, Seite 24) oder im Februar 2020 in ein erneutes NTI-Bioterror-Planspiel (Abschlussbericht als PDF) in München involviert waren, ist unklar. Ebenfalls unbekannt ist, ob jene Mitte-Februar-Veranstaltung den Ausschlag für Rottmann-Großner gab, am 24. desselben Monats die „Abschaltung“ für ganz Deutschland zu fordern.
Nichts Genaues weiß man nicht
Ganz im Gegensatz zu seinem hierarchisch untergebenen Prof. Dr. Lothar Wieler ist über den Spitzenbeamten, der dem Innenministerium am 24. Februar 2020 die historische Ansage machte, so gut wie nichts bekannt: nicht sein Alter, nicht sein Geburtsort, nichts über ein Studium oder die familiären Verhältnisse. Rottmann-Großner hüllt sich über all das in Schweigen – ebenso darüber, wie die Beziehungen zu schwerreichen internationalen Lenkern bei Planspielen zustande kamen oder über seine Rolle im Lockdown-Geschehen. Sein Name taucht ansonsten hauptsächlich in Pressemeldungen über BMI-Grußworte, Gesetzesvorhaben oder im Zusammenhang mit Abwassermonitoringplänen zur Corona-Prävention (PDF) und in wenigen offiziellen Briefen an das BMI auf.
Die Epoch Times bat Rottmann-Großner per E-Mail darum, etwas mehr über sich, seine Aufpasserrolle gegenüber Lothar Wieler und über den Rosenmontag 2020 preiszugeben. Der Ministerialbeamte antwortete allerdings nicht.
Übrigens: In Berlin zeigt das „Museum für Kommunikation“ noch bis zum 15. Oktober eine Ausstellung namens „#Krisenalltag – Kommunikation in der Pandemie“. Dort war Rottmann-Großner bereits am 13. Juli mit einem Grußwort zur Eröffnung zu Gast.
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