100.000 Euro und mehr – Deutsche Bank warnt vor Sanierungshammer

Ein Bericht der Deutschen Bank offenbart die finanzielle Wucht der EU-Sanierungspflicht. Demnach wäre diese Aufgabe für gut ein Drittel aller Immobilienbesitzer ohne zusätzliche Kredite nicht stemmbar. Doch diese vergeben die Banken nicht immer.
Deutsche Bank warnt: Sanierungspflicht für ein Drittel aller Eigentümer zu teuer
Eine Innensanierung. Viele Menschen werden Kredite brauchen, um der Sanierungspflicht nachkommen zu können.Foto: iStock
Von 8. Juni 2023

Für viele Immobilienbesitzer droht die anstehende Gesetzesnovelle zur energetischen Sanierung von Häusern vor allem eines zu werden: sehr teuer. In einer Medieninformation vom 31. Mai warnte die Deutsche Bank vor den drohenden finanziellen Auswirkungen für Hausbesitzer.

Mit der Sanierungspflicht will die EU im Rahmen des Green Deal erreichen, dass bis 2033 alle Wohnungen in Deutschland mindestens den Energiestandard D erreichen. Das bedeutet, dass der spezifische Energieverbrauch des Gebäudes unter 160 kWh/m²a liegen muss. Die Abstimmung über die EU-Gebäude-Energieeffizienz-Richtlinie (EPBD) erfolgte im EU-Parlament am 14. März. Epoch Times berichtete.

Die Kosten für die Sanierung eines einzelnen Wohnhauses können nach dem Bericht der Deutschen Bank den Betrag von 100.000 Euro übersteigen, um die höchste Energieeffizienzklasse A im Energieausweis (EPC) zu erreichen. Allein die Wohnimmobilienkunden der Deutschen Bank müssten demnach in heutigen Preisen rund 80 Milliarden Euro für die anfallenden Renovierungsarbeiten aufwenden, um ihre Eigenheime auf diesen Standard zu bringen.

Dieser Betrag entspricht rund 50 Prozent des bestehenden Kreditportfolios für Wohnimmobilien der Deutschen Bank. Das verdeutlicht „den enormen Investitionsbedarf in Deutschland und in den europäischen Volkswirtschaften“.

Ein Drittel benötigt Kredite

Die Analyse der Bank zeigt auch, dass knapp zwei Drittel (62 Prozent) der Privatkunden der Deutschen Bank genügend Geld haben sollten, um die entsprechenden Sanierungen und Energieeffizienz-Maßnahmen zu finanzieren. Das verbleibende Drittel benötige jedoch zusätzliche finanzielle Hilfen. Hier müssten die Entscheidungsträger nach Lösungen suchen. Denn die Banken dürfen Kredite nicht aushändigen, wenn die Kunden nicht über die finanziellen Möglichkeiten zur Rückzahlung verfügten.

Der Bericht bestärke die Bank somit in ihrer Ansicht, dass Finanzsektor und Politik in diesem Punkt eng zusammenarbeiten sollten. Sie müssten „Hausbesitzern die Sanierung von Bestandsobjekten ermöglichen“.

Zwar gebe es eine öffentliche Förderung, doch selbst damit sei diese Lücke nicht komplett zu schließen. „Berücksichtigt man die staatliche Förderung und die möglichen Energieeinsparungen, ist es noch ein Viertel aller Kunden, die diese Aufwendungen nicht stemmen können.“ Das sagt Tobias Horn, Head of Portfolio Management & Strategy im Privatkundengeschäft der Deutschen Bank, dem „Handelsblatt“.

Jörg Eigendorf, Chief Sustainability Officer der Deutschen Bank, hat hierfür einen Vorschlag. „Helfen können branchenweite Lösungen, gezielte staatliche Unterstützung und flexiblere Energiestandards.“

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Kredite, die auf die Erben übertragen werden

Zudem sollte darüber nachgedacht werden, ob Kredite zur energetischen Sanierung auf die nachfolgende Generation übertragen werden können. Sonst werde für ältere Eigentümer der Zeitraum zur Rückzahlung zu knapp – während es aber im Interesse der späteren Erben sei, die Sanierung jetzt anzugehen.

Bis zum Jahr 2045 schätzt die Bank den gesamten Finanzierungsbedarf für energetische Sanierungen von Wohnimmobilien in Deutschland auf rund 600 Milliarden Euro. Das ist der Betrag, von der auch die FDP im Mai ausging.

Ein Bauingenieur kam in seiner Rechnung hingegen auf einen Betrag von drei Billionen Euro für alle sanierungsbedürftigen Bestandsgebäude in Deutschland.

Alarmierend: Überhöhte Kredite und sinkendes Geschäft

Die Deutsche Bank geht laut dem Portal „Blackout News“ davon aus, dass sich die verschärften energetischen Anforderungen an Gebäude auch auf die Entwicklung von Immobilienkrediten auswirken. Demnach würden die Energieeffizienzklassen von Gebäuden die Kreditkonditionen für energieeffizientere Objekte erhöhen. Gleichzeitig steige aber der Druck auf schlechter sanierte Gebäude.

Zudem stellt die Bank fest, dass die Kredite für diese Gebäude bereits im Verhältnis zum Wert der Objekte zu hoch sind. Der Verband der Pfandbriefbanken berichtet, dass das Geschäft mit Immobilienkrediten aufgrund steigender Zinsen bundesweit in jüngster Zeit stark rückläufig ist.

Der Immobiliensektor ist von großer Bedeutung für die Deutsche Bank. Als größte private Bank in Deutschland hat sie Immobilienkredite im Wert von über 182 Milliarden Euro in ihrem Portfolio.

Der Anteil dieses Sektors ist sogar höher als der der Unternehmenskredite, die sich auf etwa 107 Milliarden Euro belaufen. Aufgrund dieser Zahlen spielt der Immobiliensektor eine entscheidende Rolle in der Nachhaltigkeitsstrategie der Deutschen Bank.



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