„Es war gruselig“ – Günther Jauch enthüllt Einfluss der Politik auf ZDF-Sendung

Journalismus sollte unabhängig und politisch neutral sein. Dass das beim ZDF nicht immer der Fall war, bringt Günther Jauch nun ans Licht. Er berichtet, was er im Rahmen seiner früheren Moderationen beim ZDF erlebte und welche Kriterien dort bei Vorstellungsgesprächen entscheidend sind.
Günther Jauch
Günther Jauch bei der Fernsehsendung „Wer weiß denn sowas?“ im Februar 2023 in Hamburg.Foto: Gerald Matzka/Getty Images
Von 18. Juni 2023


Spätestens mit der Quiz-Sendung „Wer wird Millionär?“ wurde Günther Jauch zur Ikone des deutschen Fernsehens. In dieser Branche und Position erhielt der Moderator viele Einblicke in die hintergründigen Abläufe des deutschen Fernsehgeschäfts.

Bevor Jauch beim Fernsehsender RTL seine Quiz-Sendung startete, arbeitete er bei den Öffentlich-Rechtlichen. So moderierte der heute 66-Jährige zwischen 1989 und 1995 zunächst den ZDF-Jahresrückblick „Menschen“, berichtete „New-Business“. Im Jahr 1996 blickte Jauch erstmals bei RTL auf das Jahr zurück.

Kontrollierte Sitzplatzreservierungen

Bei der Moderation dieser Sendung im ZDF soll laut Jauch der Einfluss der Politik auf den gebührenfinanzierten Sender spürbar gewesen sein, wie die BZ berichtet.

Allein schon die Zusammensetzung des Publikums in der Rheingoldhalle Mainz kritisierte Jauch entschieden. „Die ersten zehn Reihen waren immer voll mit Rundfunkräten, deren Gattinnen, irgendwelchen Leuten, die Karten bekommen haben, gelangweilte Redakteure, Hierarchen etc. – es war gruselig!“

Doch nicht nur das: Dem damaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) soll nicht gepasst haben, dass er während der dreistündigen Sendung weniger oft im Bild zu sehen war als der Oppositionsführer Johannes Gerster (CDU). Laut Jauch habe das hinter den Kulissen zu großen Problemen geführt. Das hatte sogar handfeste Folgen für das folgende Programm des ZDF.

„Unfassbar“: Beck (SPD) durfte über Themen bestimmen

Die „Bild“ zitiert Jauch: „Tatsächlich fand danach ein Deal statt zwischen dem Intendanten des ZDF und Kurt Beck, dass er sich drei Themen für die ‚Heute-Sendung‘ aussuchen durfte, um da wieder entsprechend einen Ausgleich zu bekommen.“

Für Jauch war der Vorgang „unfassbar“. Deswegen entschied er sich dazu, die Moderation der Sendung im Folgejahr nicht mehr zu übernehmen. Jauchs Karriere hätte ohne politische Einflussnahme auf das ZDF wohl einen ganz anderen Verlauf nehmen können.

„Ich habe ein ganz frühes Angebot mal bekommen, dass ich zweiter Mann im ‚Heute Journal‘ werden sollte“, erzählte Jauch. „Das wäre für mich das Größte gewesen.“

Stellenabsage wegen politischer Unabhängigkeit

Laut dem Moderator fand sogar ein Vorstellungsgespräch für diese Position statt, wie „News Trier“ berichtet. Doch die CSU hätte als politische Partei ihre Bedenken gegen Jauchs Einstellung gehabt. Als ehemaliger Moderator des „Bayerischen Rundfunks“ hätte er genügend Erfahrung und somit gute Chancen gehabt. Dennoch sei die CSU skeptisch gewesen, da er als zu unabhängig und nicht mit der Partei verbunden galt.

Jauch zufolge erhielt er daraufhin eine Absage mit der offiziellen Begründung, dass er als „nicht zuverlässig genug“ angesehen werde. Die Moderation des „Heute Journals“ wurde schließlich an den Journalisten Sigmund Gottlieb vergeben, der als CSU-nah galt.

Diese Entscheidung hatte gravierende Auswirkungen auf Jauchs Karriereverlauf. Er erkannte, dass er an eine unsichtbare Grenze stieß und immer in den hinteren Reihen bleiben müsste, wenn er sich nicht verbiegen wollte. Für ihn stand irgendwann fest, dass er den Umweg über die Unterhaltungsbranche nehmen würde, wo es zumindest lustig sei.

Heute ist Jauch fest in dieser Branche etabliert. Neben „Wer wird Millionär?“ moderiert er auch die Sendungen „Denn sie wissen nicht, was passiert – Die Jauch-Gottschalk-Schöneberger-Show“ (seit 2018) und „Bin ich schlauer als…?“ (seit 2019). Alle Sendungen laufen auf RTL. Seit 2022 ist er zudem Dauerkandidat bei „Jauch gegen …“, „Gipfel der Quizgiganten“ (beide RTL) und „20xx – Das Quiz“ (seit 2008, Das Erste).



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